Wärmeplanung in Brühl: Gemeinderat bespricht die Zukunft der Energieversorgung

Der Brühler Gemeinderat beschäftigt sich mit dem zukunftsweisenden Projekt der Wärmeversorgung von Gebäuden in der Hufeisengemeinde.

Von 
Stefan Kern
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Bei der komunalen Wärmeplanung geht es darum, welche Energieträger in Brühl künftig für Wärme sorgen sollen, um dem Klimaschutz gerecht zu werden. © picture alliance/dpa

Brühl. In Sachen regenerativer Energiewende gibt es im Land vor allem zwei Sorgenkinder. Bei der Mobilität und der Wärmeversorgung von Gebäuden ist das Land noch weit entfernt von den vereinbarten CO2-Reduktionszielen. Nach wie vor fußt die Wärmeversorgung zu rund zwei Drittel auf Erdgas und Erdöl. Und es sei klar, so Bürgermeister Dr. Ralf Göck in der jüngsten öffentlichen Sitzung zu den Ratsmitgliedern, um die Klimaschutzziele zu erreichen, müsse sich das signifikant ändern.

Und das wichtigste Instrument auf diesem Weg sei die kommunale Wärmeplanung, mit der die verschiedenen regenerativen Wärmeversorgungspotenziale im Ort aufgezeigt werden sollen. Also kurz, ob es mit einem Fern-, Nahwärmenetz geht, ob vielleicht Wasserstoff eine Option sei oder ob es eher individueller Lösungen brauche, wie eine Wärmepumpe oder eine Infrarot-Lösung. Sehr erfreulich sei, so Göck, dass der Staat die Kosten bei der kommunale Wärmeplanung zu 80 Prozent übernimmt.

Welches System eignet sich wo in Brühl?

Der Geschäftsführer des Ingenieur- und Planungsbüros MVV–Regioplan, Dr. Alexander Kuhn, und die Projektleiterin Vera Sehn erläuterten in der Folge dann das Vorhaben. Sehn betonte, dass die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung das oberste Ziel sei. Dafür, so habe es der Gesetzgeber bestimmt, müsse als Planungsinstrument eine Wärmeplanung erarbeitete werden. Die grundlegende Frage sei nun, in welchen Gebieten von Brühl sich welches Wärmeversorgungssystem eigne.

Als erstes, und damit sei das Planungsbüro gerade beschäftigt, stünde das Datensammeln. Welche Energiesystem kommen wo in Brühl zum Einsatz, wie alt sind sie, wie seien sie dimensioniert und wie sehen die Verbräuche aus. Ganz wichtig für die Frage, wo sich welche Wärmeversorgung lohne, sei das Wissen, wo wie viel Wärme benötigt wird. Die Faustregel, je dichter die Bebauung, desto wahrscheinlicher lohnen sich Fern- und Nahwärmenetze. Geprüft würden im Rahmen der Planung unter anderem auch die Potenziale von Tiefengeothermie, Biomasse, Solarthermie und Flusswärme. Sehn und Kuhn betonten beide, dass es darum gehe Verbrauch und Erzeugung möglichst energieeffizient und damit auch wirtschaftlich zusammenzubringen.

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Und ihnen sei wichig, dass die Beteiligung der Gemeinde und der Bürger großgeschrieben werde. So gebe es regelmäßige Abstimmungen mit der Verwaltung, die Öffentlichkeit bekomme Gelegenheit sich einzubringen und am Ende entscheidet der Gemeinderat über die Wärmeplanung. Bis es soweit ist, so Sehn, wird es wohl ein Jahr dauern. Der Gemeinderat wird über die kommunale Wärmeplanung also im kommenden Frühjahr entscheiden.

Transparente Kosten gefordert

Für Gerhard Zirnstein (CDU) ist diese Planung auf dem Weg zu einer nachhaltigen und effektiven Wärmeversorgung ein wichtiges Vorhaben. Und, es sei sehr erfreulich, dass der Bund 80 Prozent der Kosten trage. „So verbleiben bei der Gemeinde nur noch lediglich 11.000 Euro.“ Auf die Frage von Heidi Sennwitz (FW) zur Aussagekraft dieser Planung, erklärte Sehn, dass am Ende eine Eignungskarte stehe, anhand derer der Bürger Informationen an die Hand bekomme, wie seine Wärmeversorgung aussehen könne.

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Tino Dobrotka (AfD) erkundigte sich danach, ob Kosten transparent gemacht würden und ob Bürger gezwungen werden könnten bestimmte Versogungswege zu nutzen. Zu letzterem erklärte Sehn klar, dass es bei dieser Planung nicht um Zwang gehe. Es werde nur gezeigt, was sie wo wirtschaftlich am ehesten lohne. Und darum, wie sich diese Wirtschaftlichkeit in Zukunft entwickle. Es sei beispielsweise absehbar, dass Erdgas teurer werde. Allein die Netzentgelte dürften steigen, weil sich in den kommenden Jahren wohl mehr Menschen aus dem Gasversorgungsnetz verabschieden und dann weniger Menschen die Kosten des Netzes tragen müssen.

Fakten für die Brühler Hausbesitzer

Für Peter Frank (GLB) ist die Wärmeplanung ein Instrument um Bewusstsein dafür schaffen, dass im Gebäudesektor etwas geschehen muss, wenn die Klimaziele der Bundesrepublik noch erreicht werden sollen. Mit dieser Wärmeplanung habe der Hausbesitzer die Daten in der Hand, mit denen er dann eine fundierte Entscheidung treffen könne, wie eine sichere und wirtschaftliche Wärmeversorgung in Zukunft aussehen könne. Und so wurde die kommunale Wärmeplanung am Ende auch allseits begrüßt.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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