Verkehrswende

Weniger Autos, mehr Lebensqualität: Ortsmitte Brühl-Rohrhof soll umgestaltet werden

In Brühl-Rohrhof dominiert der Autoverkehr – doch bis 2030 sollen Straßen, Plätze und Wege menschenfreundlicher und grüner werden.

Von 
Stefan Kern
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Der Alte Messplatz mit dem Gockelbrunnen und dem Zunftbaum ist sei dem Ende des 19. Jahrhunderts der Mittelpunkt der Brühler Ortsteils Rohrhof. © Ralf Strauch

Brühl. Das Umsteuern wird wohl nicht leicht. Jahrzehntelang wurde der öffentliche Raum so gestaltet, dass der Pkw-Verkehr läuft. Laut zahlreichen Ergebnissen einer Qualitätserfassung von Ortsmitten in Baden-Württemberg hat das zur Folge, dass dem Auto im öffentlichen Raum viel Platz eingeräumt wird. Vor Augen geführt bekamen das die Mitglieder des Ausschusses für Technik und Umwelt mit einer Analyse für den Ortsteil Rohrhof, genauer den Bereich rund um den Goggelbrunnenplatz von der Rheinauerstraße ab der Lessingstraße und der Brühler Straße ab der Schiffstraße. Die Verträglichkeit des Kraftverkehrs bekam, so der Verkehrsplaner Jonas Schmid vom Karlsruher Planungsbüro „Planersocietät“, sechs von sechs Punkten. Die Aufenthaltsqualität und Grün erhielt 4,5 Punkte, der Radverkehr bekam 3,5 Punkte, der öffentliche Nahverkehr zwei Punkte und der Fußverkehr 1,5 Punkte.

Historisch nachvollziehbar, doch das Land will gemeinsam mit den Kommunen daran nun etwas ändern. Bis zum Jahr 2030, so die Landesregierung, sollen in Baden-Württemberg mehr menschenfreundliche Ortskerne entstehen. Denn, so steht es in der Verwaltungsvorlage, verkehrsberuhigte Ortsmitten schafften Raum für Begegnung und Erholung. Ein Ziel, dem man auch in der Hufeisengemeinde mehr Beachtung zukommen lassen will. Denn, so die Überzeugung, von einem attraktiven und belebten Ortskern profitieren am Ende alle, die lokale Wirtschaft, genau wie die Menschen.

Aus dem Ergebnisdossier, das Schmid hier den Ausschussmitgliedern präsentierte, lassen sich verschiedene Handlungsimpulse ableiten, die von der Verbesserung der Geh- und Radwege über Sitzgelegenheiten und mehr Grünflächen bis hin zur kompletten Umgestaltung des Straßenraums reichen. Kriterien für die Bewertung waren unter anderem Punkte, wie Barrierefreiheit, Gehwegbreite, Radwege, Radabstellanlagen, Sitzgelegenheiten, Geschwindigkeitsbeschränkung, Wartezeiten bei Ampelanlagen, Verschattung und Versiegelungsgrad.

15 Vorschläge für mehr Aufenthaltsqualität

Anhand dieser Kriterien bekamen die Ausschussmitglieder nun ein Dossier mit 15 Handlungsimpulsen ausgehändigt. Ähnlich viele, so Bürgermeister Dr. Ralf Göck, wie im vergangenen Jahr, als Schmid die Qualitätserfassung für die Ortsmitte in Brühl präsentierte. Als Beispiel für Rohrhof erläuterte Schmid Maßnahmen wie bessere Radabstellanlagen am Stabhalterplatz und dem Goggelbrunnenplatz, um die Erreichbarkeit zu optimieren. Bei den beiden Plätzen sei auch eine Verbesserung in Sachen Sitzgelegenheiten erstrebenswert. Für den Goggelbrunnenplatz bedeutet das beispielsweise auch den Abbau des Glasdachs, das im Sommer für unnötige Hitze sorge.

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Besser, so Schmid, wäre hier ein begrüntes Dach. Und in der Rheinauerstraße sei die Parksituation unbefriedigend. Es fänden sich nur wenige eingezeichnete Stellplätze und auf den Gehwegen entstünden oft Engpässe für Fußgänger, vor allem wenn Rollstühle oder Kinderwägen im Spiel seien. Eine Neuordnung des ruhenden Verkehrs sei angezeigt, am besten mit einer Ausweisung von Parkzonen auf der Fahrbahn in einer alternierenden Anordnung. Die Folgen wären in der Rheinauer Straße mehr Platz auf den Gehwegen und eine allgemeine Verkehrsberuhigung.

Wichtig sei, dass sämtliche Maßnahmen vom Land mit 50 bis 75 Prozent gefördert würden. Kriterium bei der Förderhöhe ist der Faktor Umwelt. Je besser sich eine Maßnahme auf die Umwelt auswirkt, desto höher falle die Förderung aus. Von den Ausschussmitgliedern wurde das Dossier allgemein begrüßt. Für Hans Hufnagel (SPD) stellte sich die Frage, wie es von hier weitergehe. Das, so Göck, liege nun in der Hand der Ratsmitglieder und der Verwaltung.

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„Wir müssen entscheiden, ob, was und wann wir etwas angehen“, sagt der Bürgermeister. Es gebe keine klare Terminierung bei etwaigen Fristen für Förderanträge. Bis dato gelten sie für die laufende Legislaturperiode. Schmid geht aber davon aus, dass das Programm auch vor einer zukünftigen Landesregierung weitergeführt wird. Das Papier selbst wurde von Nico Reffert (CDU) und Lena Krug (SPD) über Klaus Pietsch (FW) und Ulrike Grüning (GL) bis zu Ralf Jochen Meyer (AfD) quer durch alle Fraktionen als Arbeitspapier zur besseren Planung positiv aufgenommen.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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