Brühl. Es blüht und zwitschert, die Sonne bricht sich immer häufiger Bahn, Plätze und Wiesen werden wieder von Menschen bevölkert. Das Frühlingswetter lässt sich zunehmend in der Region blicken. Höchste Zeit, dass auch das Brühler Freibad aus dem Winterschlaf erwacht. „Auswinterungsphase“ nennt sich das im Fachjargon. Bereits seit mehreren Wochen herrscht im Bad wieder Betrieb - vorerst noch abseits der Schwimmbecken.
Boris Kehret ist gemeinsam mit zwei bis drei weiteren Fachkräften aktuell täglich auf der Anlage am Schrankenbuckel zugange. Ein Grünpfleger kümmert sich um die Liegewiesen, Sträucher und schattenspendenden Bäume. Neben zahlreichen routinemäßigen Arbeiten stehen diesmal auch besondere Maßnahmen auf der Agenda.
Filtersanierung in Freibad in Brühl: alle zehn Jahre fällig
In einem roten Backsteingebäude hinter dem Planschbecken ist die Technik des Brühler Freibads untergebracht. Für die Besucher kaum sichtbar, aber nicht minder wichtig. Im Gegenteil. Dort wird unter anderem das Wasser aufbereitet. Sechs Mehrschichtfilter sorgen in den drei Becken für sauberes Wasser.
Einzelne Stütz- und Sandschichten aus verschiedenen Körnungen filtern auch die feinsten Teilchen aus dem Wasser heraus. Und damit sie ihren Job weiterhin ordnungsgemäß erledigen, muss das Filtermaterial alle zehn Jahre ausgetauscht werden.
Öffnungszeiten, Preise und Co.
- Saisonbeginn im Brühler Freibad ist voraussichtlich am Samstag, 17. Mai.
- Im Mai und September hat das Bad jeweils von 9 bis 19 Uhr geöffnet, von Juli bis August eine Stunde länger von 9 bis 20 Uhr .
- Eine Einzelkarte kostet 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Die Abendkarte berechtigt 1,5 Stunden vor Schließung zum Eintritt und kostet 3 Euro.
- Karten können sowohl an der Kasse als auch am Automaten gekauft werden. Über die Website der Gemeinde sind Eintrittskarten im Online-Ticketshop erhältlich.
- Das Brühler Freibad bietet ein Sport- und Springerbecken , ein Erlebnisbecken sowie ein Kinderplanschbecken. Außerdem verfügt es über einen Sprungturm und eine 67 Meter lange Wasserrutsche.
Bei der Filtersanierung wird das Material zunächst abgesaugt. Anschließend werden Druckluftdüsen innerhalb des Filters ausgetauscht und die Innenbeschichtung, eine Art Gummierung, kontrolliert. „Danach werden verschiedene Schichten aus Sand und Anthrazitkohle eingespült“, erklärt Kehret. Sobald das neue Filtermaterial drinnen ist, folgt eine Desinfektion, ehe im letzten Schritt vor der Inbetriebnahme rückgespült wird.
Die von einer beauftragten Firma durchgeführten Arbeiten sind seit Kurzem abgeschlossen. Sie sind Teil des neuen Energiesanierungskonzepts. Dazu gehören auch weitere Maßnahmen im Technikgebäude: Der Austausch der Umwälzpumpen ist für die Zeit nach Saisonende geplant.
Freibad Brühl verbessert Nachhaltigkeit: Roste werden vor Saison gereinigt
Und welche Schritte stehen derzeit an? „Das Team ist aktuell dabei, sämtliche Wege mit Hochdruckreinigern und Reinigungsmittel sowie die Überlaufrinnen zu reinigen“, schildert Kehret. Auch am Beckenrand gibt es Neuerungen. Allerdings nicht in Sachen Material - der Nachhaltigkeit wegen.
Die Abdeckroste, über die das aus dem Becken quellende Wasser abläuft, wurden in diesem Frühjahr erstmals aufwendig gereinigt. Im vergangenen Jahr hatten sie ein Teststück zur Reinigung abgegeben, „und es gab gute Ergebnisse“, erzählt Kehret. Hatten Hochdruckreiniger nicht mehr ausgereicht, um dem Schmutz an den Kragen zu gehen, waren die Roste früher neu gekauft und ausgetauscht worden.
Jetzt wurden die stark verschmutzten Roste erstmals in einem Trockeneisstrahlverfahren extern gereinigt. Das beuge auch Schimmel- und Algenbildung vor, erklärt der Fachmann. Und hat einen weiteren Vorteil: „Das spart langfristig Kosten im Vergleich zum Austausch.“
WLAN im Brühler Freibad: Verbindung für besseren Empfang ausgebaut
Rund um die Becken fällt nicht weniger Aufwand an. Fliesenleger bessern Schäden aus. Im Sanitärbereich wird das Silikon ausgetauscht und der Maler bringt Rutsche, Sprungturm und Umkleidekabinen wieder auf Vordermann. Routinemäßige Arbeiten, die Jahr für Jahr anstehen. Zu Saisonbeginn dürfen sich die Besucher außerdem auf brandneue Strandkörbe freuen. Die drei alten Exemplare hatten ihren Zenit überschritten. Auch einige der rund 40 Liegen wurden ersetzt.
Badegäste, die sich lieber auf der Liegewiese niederlassen, sollten nun zudem im kompletten Bad eine kostenlose Internetverbindung haben, wie Kehret versichert. „Die IT-Abteilung hat über den Winter die Wlan-Verbindung ausgebaut, sodass man flächendeckend im gesamten Bad Empfang haben sollte.“ Einschränkungen seien bei bestimmten Wetterverhältnissen aber nicht ausgeschlossen, räumt er ein.
Barrierefreiheit ausbauen: Freibad Brühl wird noch rollstuhlgerechter
Mit noch weniger Einschränkungen müssen demnächst Rollstuhlfahrer rechnen. Der Rollstuhlllift im Schwimmerbecken ermöglicht ihnen bereits den eigenständigen Ein- und Ausstieg und zukünftig soll auch der Zutritt in den Beckenbereich vereinfacht werden.
Kehret und sein Team haben neben dem Durchschreitebecken, das von der großen Liegewiese zu Erlebnisbecken und Wasserfall führt, eine Schneise in den Strauch geschlagen. Dort entsteht in den nächsten Wochen ein Tor. Es ist das Pendant zum gegenüberliegenden am Rand des Schwimmerbeckens und ermöglicht Rollstuhlfahrern, trocken an den Beckenrand zu gelangen.
Den Becken rücken die fünf Fachkräfte, derzeit sind noch ein bis zwei für den Betrieb im Hallenbad zuständig, dann als Nächstes auf die Pelle. Nachdem das Wasser über den Winter nur abgesenkt wird, werden die Becken demnächst geleert, um anschließend alkalische Reinigungsmittel gegen Algen, Fette und organische Verschmutzungen anzuwenden. Vor Rost und Kalk wird das Material durch saure Reiniger geschützt.
Stichtag für das Team ist voraussichtlich Samstag, der 17. Mai. Dann beginnt die Saison im Brühler Freibad. Abgeschlossen sind die Arbeiten in der Regel erst am Vortag. „Meistens rennen wir bis zum letzten Tag“, gibt Boris Kehret schmunzelnd zu. Denn geht die Anlage erst einmal in Betrieb, ist nicht etwa Füße hochlegen angesagt. Erst dann wird klar: Hier und da muss noch nachjustiert werden.
Kritik an spätem Saisonstart im Brühler Freibad
Der späte Saisonstart war auch Thema im Brühler Gemeinderat. Wolfram Gothe (CDU) sprach sogar von einem „Betrug an den Saisonkartenbesitzern“, dass man die Eröffnung des Freibades immer weiter nach hinten schiebe. Bürgermeister Dr. Ralf Göck erklärte, dass man sich für diesen Termin aus Energiespargründen entschieden habe. Viele Jahre sei der Startschuss am Maifeiertag gefallen, doch in den ersten Wochen des Monats seien die Nächte oft noch sehr kalt. So habe man bei ganz wenigen Besuchern sehr hohe Energiepreise gehabt. So habe man vor rund vier Jahren beschlossen, terminlich um 14 Tage nach hinten zu gehen, um „ziemlich viel Energie einzusparen“, erklärte Göck den Hintergrund. Einzelne Nachbarkommunen gingen aus diesen Gründen sogar mit dem Saisonstart in den Juni, so der Bürgermeister. Peter Frank (GLB) erfuhr auf Nachfrage noch, dass in Brühl durch die Verschiebung rund 500 Euro am Tag eingespart würden.
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