Brühl. Der Wohnungsbau steckt deutschlandweit in der Krise. Der Bedarf an neuen Wohnungen ist so hoch wie lange nicht. Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen ist in den vergangenen Jahren allerdings deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2024 wurden insgesamt nur 215.900 Wohnungen genehmigt. Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) müssten jedoch jährlich mindestens 320.000 neue Wohnungen entstehen, um die Wohnungsnachfrage bis 2030 zu decken. So gravierend ist die Situation in Brühl dank der Neubaugebiete nicht, doch in der Hufeisengemeinde ist Wohnraumverdichtung in innerörtlichen Bereichen ist eine wichtige Strategie, um bezahlbare Wohnungen zu schaffen und Zersiedelung entgegenzuwirken.
Doch, wie es sich in der jüngsten Sitzung des Gemeinderatsausschusses für Technik und Umwelt zeigte, will die Kommune diese Entwicklung nicht bedingungslos verfolgen, der Blick darauf, ob sich ein geplanter Neubau eines Wohnhauses ins Ortsbild einpasst, bleibt nach wie vor ein bedeutender Aspekt. Das musst nun ein Hausbesitzer der Schütte-Lanz-Straße erfahren.
Kein Wohnhaus an dieser Stelle in zweiter Reihe
Er stellte eine Bauvoranfrage, in wieweit die Errichtung eines Wohnhauses in zweiter Reihe an der Grundstücksgrenze zu einem Haus, dass ebenfalls der Familie gehört, das 6,50 Meter breit und zwölf tief und unter dem Pultdach zwei Vollgeschosse haben soll, verwirklicht werden könnte. Auf die Frage des gemeindlichen Einvernehmens kam nicht nur seitens der Gemeindeverwaltung ein Kopfschütteln, sondern auch von der deutlichen Mehrheit der Ratsmitglieder.
„Das ist deutlich zu massiv“, bemängelte beispielsweise Wolfram Gothe (CDU) die vorgelegte Planung. Er prognostizierte, dass mit einer Zustimmung zu diesem Neubau ein Präzedenzfall geschaffen werde, auf den sich auch die Nachbarn berufen könnten, was zu einer deutlichen städtebaulichen Umgestaltung des bisherigen Innenbereichs dieses Wohnquartiers führen könnte. Dieser Meinung schluss sich auch Lena Krug (SPD) in ihrer Stellungnahme an. Das Erscheinungsbild dieses alten Wohnbereichs könnte durch die Bebauung komplett aufgeweicht werden. Dem schloss sich auch Klaus Pietsch (FW) an, der daran erinnerte, dass schon vor Jahren ein solcher Antrag gestellt worden sei, der dann aber abgelehnt wurde, weil sich diese Planung nicht ins Ortsbild dort einfügen würde. Schon damals habe sich eine „kleine Bürgerinitiative“ gegen ein Bauen in zweiter Reihe dort gebildet, entsprechend sei auch diesmal mit Widerstand der Nachbarn zu rechnen.
Ralf Jochen Meyer (AfD) bekräftigte, dass man mit diesem Haus keinen Präzedenzfall schaffen wolle. Ulrike Grüning (GLB) verwies auf die möglichen Probleme im Zusammenhang mit Stellplätzen und Zufahrten in die zweite Baureihe. Darüberhinaus würde durch dies Haus die Struktur des Wohnbereichs verändert werden.
Verweis auf alten Katasterauszug von Brühl gilt nicht
Hans Zelt (SPD) erklärte, er wolle sich der Stimme enthalten, weil es aktuelle juristische Differenzen in der Nachbarschaft geben würde. „Davon haben wir keine Kenntnis“, meinte Bürgermeister Dr. Ralf Göck, drückte aber sein Mittragen des städtebaulichen Neins eindeutig aus. Auch der Hinweis der Eigentümer, dass dort in einem alten Kataster schon ein Wohnhaus verzeichnet gewesen sei, fand keine Zustimmung der Kommunalverwaltung. „Da war irgendwann einmal ein Gebäude eingezeichnet, aber es gibt keine Hinweise auf ein Wohnhaus dort – es war vielleicht ein Schuppen oder so etwas“, hob Ortsbaumeister Reiner Haas hervor. Und so hieß das Votum des Rates zum gemeindlichen Einvernehmen – mit der Enthaltung von Zelt – ganz klar: „Nein!“ Damit liegt die weitere Entscheidung bei der Baurechtsbehörde im Landratsamt.
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