Brühl. Sie ergreifen den Betrachter emotional: die Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen von Wolfgang Beck. Mit der gegenwärtigen Ausstellung, die Kulturamtsleiter Jochen Ungerer nicht besser ins Licht hätte rücken können, setzt die Villa Meixner sie in einen einzigartigen Dialog, gleichzeitig zeigt sie die gesamte Bandbreite dieses ungewöhnlichen Künstlers.
Geschaffen voller Dramatik und Leidenschaft, sorgten seine Werke bei der Ausstellungseröffnung am Freitagabend für Furore. Auf einzigartige Weise gelingt es Wolfgang Beck, der 1957 in Heidelberg geboren ist, ein Studium an der Fachhochschule für Gestaltung Mannheim absolviert hat und heute in Donsieders in der Pfalz lebt, die stilistische Entwicklung und Vielseitigen seines Schaffens zu visualisieren. Die Vernissage selbst war eine stimmungsvoll inszenierte Symbiose von Musik und Kunst, auf die Bürgermeister Dr. Ralf Göck gleich zu Beginn hinwies. „Die Villa Meixner war immer schon ein Begegnungsort unterschiedlicher künstlerischer Bereiche“, sagte er, „Wolfgang Beck stellt hier zum sechsten Mal aus“, das Publikumsinteresse ist dementsprechend überwältigend. Göck durfte Besucher aus der Pfalz und aus Baden-Württemberg begrüßen, die Gemeinderäte Gabriele Rösch (SPD), Wolfram Gothe (CDU), die gewesene Landtagsabgeordnete (SPD) und heute Vorsitzende der Mozartfestspiele Rosa Grünstein; zudem einige Künstlerkollegen wie Florian Till Franke von Krogh, Gundula Sprenger, Leiterin der Volkshochschule Bezirk Schwetzingen, und natürlich die Sängerin Magdalena Lammers und den Gitarristen Mathias Buchta von der „Klangfabrik“ Mannheim/Brühl. Ihre Songs – „Tissues“ von Youngblud, „Blood and Bones“ von Kodaline und „Lax all your love on me“ von Abba – verschmolzen höchst wirksam mit dem Hintergrund der ausgestellten Exponate zu einem Gesamtkunstwerk.
Weisheit und Humor
Die klanglichen Farbschattierungen von Magdalena Lammes Stimme, vortrefflich von Buchta an der Gitarre begleitet, die Melancholie der Lieder, in denen es um Liebe und Einsamkeit ging, begeisterten die Vernissagegäste so sehr, dass sie nach Zugabe riefen. Glänzend verstand es auch Wolfgang Beck, selbst in die Ausstellung einzuführen. Seine sachverständige Ausführung, gespickt mit Weisheit und Humor, wurden stets von Applaus unterbrochen: „Klar, meine Rede hat ein Konzept, wie meine Malerei einen Plan hat, der sich aber während des Entstehungsprozesses verändern kann“, erklärte er. „Wesentlich dabei ist das experimentelle, prozesshafte Arbeiten mit so unterschiedlichen Materialien wie Ölfarbe, Eisen, Holz oder Kunstharz. Meine letzte Ausstellung war hier vor sechs Jahren“, erinnerte sich Beck. Unter dem Titel „Zeitenwende“ zeigte er damals Landschaften und Figuren.
„In der Zwischenzeit gab es dramatische Veränderungen, Corona-Pandemie, Krieg, nicht ohne Auswirkungen auf die Kunst und Kultur“, hielt er fest, „für mich stellte sich die Frage: Was zeige ich bei dieser Ausstellung?“ Seine Auswahl fiel auf einige ältere Arbeiten und auf Holz- sowie Bronzeskulpturen, die Malereien aber sind neu. „Im praktischen Sinne hat Kunst keinen Nutzen, keine Funktion, ihre Wirkung aber ist enorm“, so Becks Statement, sein Ziel sei, die Betrachter zu berühren, das „Archaische mit dem Filigranen auf sinnliche Weise zu verbinden“.
Diesmal vereint die Ausstellung fast 50 Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen. Fasziniert vom Reichtum dieser Bilderwelt, von der Qualität der Malweise, der bildhauerischen Arbeit standen die Besucher vor Wolfgang Becks Werken, die sich auf zwei Ebenen verteilen. Sie haben viel mit der Schönheit dieser Welt zu tun, aber auch mit ihrer Gefährdung, wie Beck erläuterte, Im großen Saal stechen Ölgemälde wie „Deep blue see“, „Rote Landschaft“ oder „See of roses“ ins Auge, im Treppenhaus „Stormy Monday“ oder „Die Zwei“. Mit den Skulpturen – die „Stehende“ oder „Long tall Sally“ – wird der Raum erfahrbar gemacht und das perfekte Zusammenspiel von Malerei und Skulptur. Wie hingezaubert wirken die Mischtechnik-Collagen im Obergeschoss, wo auch die schlanken Figuren à la Giacometti die Betrachter in den Bann ziehen. Wolfgang Beck gelingt es mit dieser Ausstellung, selbst in einer Epoche der schieren medialen Bilderflut, zum Schauen und Staunen anzuregen.
Die Ausstellung kann bis Sonntag, 17. Juli, besichtigt werden zu folgenden Öffnungszeiten: Samstags von 14.30 bis 17.30 Uhr, sonntags von 14 bis 17.30 Uhr und nach Vereinbarung. Am Sonntag, 25. Juni, und Sonntag, 9. Juli, bietet Wolfgang Beck Künstlergespräche an.
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