Ab jetzt regieren auch in Eppelheim die Narren

Eppelheim. „Wir sind da, um das Rathaus zu übernehmen!“ Die Worte von Sitzungspräsident Jens Schneider beinhalteten eine klare Absicht. Und das Aufgebot, mit dem er am Abend Richtung Rudolf-Wild-Halle marschierte, unterstrich diese eindrücklich. Mit Garden, Tanzmariechen und Elferrat war der Eppelheimer Carnevalclub (ECC) gekommen, um sich den Rathausschlüssel zu holen, um nach gutem närrischem Brauch – zwar nicht um 11.11 Uhr, aber dennoch pünktlich zu Beginn der fünften Jahreszeit – die Amtsgeschäfte zu übernehmen und bis Aschermittwoch die Stadt zu regieren.

Doch Bürgermeisterin Patricia Rebmann und ihr Rathausteam gaben das Objekt der Begierde nicht so schnell her. „Wir machen es euch wieder schwer“, warnte sie und hatte drei witzige Aufgaben vorbereitet, die es vom Sitzungspräsidenten und seinem Vorstandsteam in Teamwork zu erfüllen galt. Den vielen Schaulustigen, die zu diesem sehenswerten närrischen Spektakel ins weiträumige Foyer der Wild-Halle gekommen waren, war prächtige Unterhaltung garantiert, denn schon bei der ersten Aufgabe gab es viel zu lachen. Der ECC musste aus vielen Buchstaben, die im Publikum verteilt waren, einen sinngebenden Satz bilden. Das funktionierte nach ein paar Versuchen. Die erste Aufgabe war erfüllt, als der gesuchte Satz „Eppelheim liebt den ECC!“ zu lesen war. Als „Hochstapler“ mussten sich die Elferräte versuchen und Holzklötze aufeinanderstapeln. Auch diese Herausforderung gelang ihnen.

Als Standesbeamter

Und schließlich sollte sich der Sitzungspräsident als Standesbeamter beweisen. Denn wer ein Rathaus führen wolle, der müsse auch Hochzeitsreden halten und Ehen schließen können, meinte die Bürgermeisterin mit einem Augenzwinkern. Zwei Heiratswillige waren in den Reihen des ECC mit Elferrätin Nadine Rühle und Elferratsanwärter Dominik Bitz schnell gefunden. Die zwei Eppelheimer hatten sich 2019 beim ECC kennengelernt und sind seither tatsächlich ein Paar. Die beiden bekamen nun im Beisein vieler Zuschauer einen Vorgeschmack, wie eine standesamtliche Trauung vonstattengeht.

Die Bürgermeisterin überwachte den Ablauf bis hin zu den Unterschriften auf der närrischen Hochzeitsurkunde. Statt Ringen hatte sie für die Frischvermählten als Überraschung den heiß ersehnten Rathausschlüssel dabei. Das Brautpaar strahlte vor Glück. An Schneider richtete Rebmann die Worte: „Ich muss neidlos anerkennen: Ihr wart dieses Mal richtig gut.“ Der Sitzungspräsident freute sich: „Ja, liebe Eppler, heut sind wir gekommen, haben die Macht im Rathaus übernommen, um für die kommende Kampagne die Freude zu bringen.“

Die zurückliegenden Monate ohne Karneval seien trist und fahl gewesen. Und als wäre die Pandemie nicht schon genug, sei nun auch noch der Ukraine-Krieg hinzugekommen. „Wir denken ganz fest in diesen Tagen an so viele Menschen, die sich mit Sorgen herumplagen, die sich ängstigen, um ihr Leben bangen und mit den Folgen des Kriegs zurechtkommen müssen.“ Den Kriegsparteien in den Ländern der Welt gab Schneider den guten Rat: „Gebt euch die Hand und seid friedlich weit und breit.“

Und auch die Menschen rief er dazu auf, mehr aufeinander zu achten und zuzugehen. „In jedem von uns steckt so viel Herz, Kraft und Menschlichkeit. Lasst uns dieses Potenzial besser nutzen, um füreinander da zu sein und den Planeten zu putzen.“ Man könne viel bewegen, wenn man sich im Guten vereine. In diesen besonderen Zeiten sei die Fasnacht mehr denn je dazu da, Heiterkeit zu verbreiten. Wem der Alltag die Freude genommen habe, der sei beim ECC jederzeit willkommen. „Lasst uns aus der momentanen Lage das Beste machen, viel mit anderen und auch über uns selbst lachen“, meinte Schneider und rief auf: „Handeln wir human, sozial, herzlich, fröhlich und schlau.“ Die Antwort des Publikums auf seinen Aufruf war ein fröhliches dreifaches „Eppele Helau!“