Internationales Erzählcafé - Teilnehmer erzählen Spannendes zum Thema „Alte Heimat – Neue Heimat“

Blick in andere Lebenswelten

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sge
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Eppelheim. In Eppelheim ist die Welt zu Hause. Das wurde beim ersten „Internationalen Erzählcafé“ deutlich und mit Zahlen belegt: Es leben aktuell rund 120 Nationen in der Stadt. Egal, von woher sie kommen oder warum sie in die Stadt im Herzen der Kurpfalz gezogen sind: Viele bleiben, weil sie sich wohlfühlen, und die große Offenheit, Toleranz und Hilfsbereitschaft ihrer Mitmenschen schätzen. Das erfuhr man von den Teilnehmenden, die der Erzählcafé-Premiere beiwohnten.

Der Abend stand unter dem Motto „Alte Heimat – Neue Heimat“ und wurde glänzend von Isabel Moreira da Silva moderiert. „Es gibt nichts Spannenderes, als die persönlichen Lebensgeschichten der Menschen“, schickte sie vorweg. Dabei sei es nicht maßgebend, ob man selbst erzähle oder einfach zuhöre: Beides öffne Welten und verbinde Menschen, machte die Grünen-Stadträtin und Gruppensprecherin deutlich. Sie selbst wurde in Portugal geboren und kam mit ihren Eltern als „Gastarbeiterkind“ nach Eppelheim. Unglücklich sei sie über den Umzug in ein völlig neues Land nicht gewesen. Wie sie erzählte, sei sie sehr stolz auf zwei Muttersprachen und die hervorragenden Chancen auf Bildung und Wohlstand, die sie zu nutzen wusste und auf Freundschaften und die Liebe zur Natur, die sie in ihrer neuen Heimat fand.

Was hat Menschen dazu bewogen, ihr Heimatland oder ihren Geburtsort zu verlassen? Was vermissen sie, wenn sie an ihre alte Heimat denken, was schätzen sie an ihrem neuen Wohnort? Das Erzählcafé als neue Veranstaltungsreihe der „AG Miteinander in Vielfalt und Respekt“ ging auch diesen Fragen nach.

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Farida aus Afghanistan musste kriegsbedingt ihre Heimat verlassen und konnte vor 30 Jahren nur einen Koffer mit Kleidern mitnehmen. Meryem wurde in der Türkei geboren, zog der Liebe wegen nach Deutschland und fand mit ihrer Familie ihren Lebensmittelpunkt in Eppelheim. Bei Martina aus Marburg war eine gute Portion Neugierde mit im Spiel, als sie wegen ihres Studiums in Heidelberg und Mannheim in die Region kam, in Eppelheim hängenblieb, eine Familie gründete und von hier eigentlich auch nicht mehr weg möchte. Angela aus Kanada kam über Umwege, die bis Peking führten, nach Deutschland. Maria stammt aus Armenien, Ekaterina aus Russland und Marcel aus Dresden. Alle fanden in Eppelheim ihren neuen Lebensmittelpunkt.

Welche Speisen, Gerüche oder Geräusche sie noch mit ihrer alten Heimat verbinden, wurde auch abgefragt. Isabel hat von Portugals Küste das Blau des Himmels und des Meeres vor Augen und den Geruch des jodhaltigen Wassers in der Nase. An geräucherte Wurstwaren denkt Martina, die aus einer Metzgersfamilie kommt. Sonne, Wärme, Mimosen und Eselgeschrei sind für Ersi schöne Erinnerungen an Griechenland, wo sie zeitweise lebte. An sonnengereifte Aprikosen denkt Maria, an durchdringende Wärme und den Duft von Orangen erinnert sich Farida. Das Knirschen des Schnees unter den Füßen hat Ekaterina im Ohr.

Was war das Schlimmste für die Migranten, die nach Deutschland kamen? Mehrfach wurde das Erlernen der deutschen Sprache genannt, zugleich aber auch die Deutschkursangebote für Flüchtlinge sehr gelobt. Was schätzt man an der neuen Heimat? „Deutsches Brot“ kam von Isabel als Antwort. „Weißer Spargel“, meinte Maria und Martina hat „Brezeln“ erst hier kennengelernt. Farida liebt die grünen und blühenden Felder, Meryem ist Fan der deutschen Struktur und Pünktlichkeit.

Toleranz und Zusammenhalt

Welche schönen Erlebnisse verbindet man mit Eppelheim? Regina nannte den Zusammenhalt, den sie hier erleben durfte. Farida lernte als Muslimin endlich schwimmen und Martina schätzt die Toleranz der Menschen. Und welche Tipps haben Migranten für Flüchtlinge? Schnell die Sprache lernen, am besten mit Hilfe von Kursen, Büchern oder hilfsbereiten Menschen. Kontakte zu Mitbürgern pflegen, aus dem Haus gehen und die Begegnung suchen, um Freunde zu finden. sge

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