Kunst - Ausstellung „serie sanitaer“ bei der Firma Hermann Müller am Odenwaldring

Ein Stück Seife wie ein Sonnenuntergang

Von 
Marco Montalbano
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Dass man in Schwetzingen an ungewohnten Orten mit Kunst rechnen muss, ist inzwischen bekannt. So auch in der ehemaligen Keksfabrik im Odenwaldring 8, heutiger Firmensitz der Hermann Müller GmbH & Co KG. Geschäftsführer Johannes Schwald holte schon einmal – mitten in der Pandemie – mit Werken der Künstlerin Stephanie Kolb die Kunst ins Haus (wir berichteten). Nun legt er mit einer neuen Ausstellung nach.

Der Heidelberger Fotokünstler und Soziologe Udo Thiedeke präsentiert dabei spannende Aufnahme, die wirken wie aus einer anderen Realität und darum geht es ihm auch: den Übergang der Wahrnehmungswirklichkeit. Für eine weitere Ebene der Wirklichkeit sorgten bei der Vernissage fünf Schauspieler von der Theaterwerkstatt Heidelberg und vom Nationaltheater Mannheim, die zwischen den Besuchern performten und sie aktiv einbanden.

Passender könnte ein Ausstellungstitel kaum sein: Die Werke Udo Thiedekes aus der „serie sanitaer“ sind Nahaufnahmen. Mal ein Duschkopf, noch eingepackt in durchsichtiger Folie, mal ein Stück Seife, das, von Nahem betrachtet, aussieht wie das Bild eines Sonnenuntergangs. Lichtreflexe zaubern Magie auf ein anderes Bild. Was man sieht? Man weiß es im ersten Moment nicht genau. Ein Werk der bildenden, der darstellenden Kunst, der Musik oder der Literatur mache den Übergang der Wahrnehmungswirklichkeit erlebbar, meinte der Künstler. Man merkt, wie Thiedeke Perspektivwechsel schätzt, genau wie das Spiel der Realität, die immer etwas anderes sein kann.

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Maria Herlo
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Unangekündigt kam besonderes Leben in den Ausstellungsraum. Eine Frau öffnete Hähne, rief laut: „Die haben schon wieder das Wasser abgestellt. Kein Wasser, unglaublich! Finden Sie nicht auch?“, wand sie sich an Besucher. Ein Mann schrie auf, saß dabei auf einer Toilette, ein anderer wusch sich mit nicht vorhandenem Wasser. Es waren Andreas Gräbe, Martina Sardi und Maria Stummer von der Theaterwerkstatt Heidelberg und Dirk Schlinke sowie Heidrun Schmitt vom Nationaltheater Mannheim, die Stellen aus dem Bühnenstück „Bin nebenan – Monologe für Zuhause“ von Ingrid Lausund zitierten.

Der Künstler ging durch die Ausstellung und filmte die Reaktionen – er selbst mochte aber nicht fotografiert werden, trat so gar nicht erst ins Rampenlicht, sondern ließ seinen Werken den Vortritt. „Wir sind so vermessen, das Gesamtkunstwerk anzustreben“, meinte er.

„Spannend“, kommentierte die Besucherin Isabell Grunow aus Feudenheim und die Firmenangestellte Marion Dorn meinte: „Die Tage ohne Kunst nach dem Abhängen der alten Bilder waren komisch.“ Nicht zwischen Kunst zu arbeiten, könne sie sich gar nicht mehr vorstellen.

Öffnungszeiten: Die Ausstellung bei der Firma Hermann Müller im Odenwaldring 8 in Schwetzingen kann kostenlos besichtigt werden: Montag bis Freitag, 9 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 13 Uhr. Das Ausstellungsende ist noch offen.

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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