Im Porträt - Theresia Müller liebt das Schreiben von Gedichten und Geschichten / Derzeit arbeitet sie an einem Gedichtband für Hans-Peter Wild

Block und Stift liegen bei ihr unterm Kissen

Von 
Sabine Geschwill
Lesedauer: 
Theresia Müller stand lange im Dienst von Leonie Wild, Seniorchefin der Wild-Werke und Eppelheimer Ehrenbürgerin, deren Porträt sie zeigt. Viele gereimte Zeilen schenkte sie zu verschiedenen Anlässen den Familienmitgliedern der Unternehmerfamilie. Die Verbundenheit zum Hause Wild hält bis heute. © Geschwill

Eppelheim. Theresia Müller hat viele Talente. Sie kann ausgezeichnet backen und kochen, aber genauso bewundernswert kann sie Gedichte und Geschichten schreiben – gerne auch in Mundart. „Schreibblock und Stift liegen bei mir sogar unterm Kopfkissen“, gesteht die 82-Jährige. Dazu muss man wissen: Die besten Ideen und Reime für ein neues Gedicht kommen ihr meist am späten Abend oder nachts, wenn sie die Begebenheiten und Eindrücke des Tages gedanklich verarbeitet.

Woher sie das Schreibtalent hat? Die Antwort kommt prompt: „Von meinem Vater. Er hat auch viele Gedichte geschrieben und meine jüngere Schwester kann das auch“, erzählt Theresia Müller. Geboren wurde sie 1939 in Ungarn. Aufgewachsen ist sie mit vier Schwestern. Seit ihrer Hochzeit 1961 wohnt sie in Eppelheim und bekam zwei Kinder. Mittlerweile ist die Seniorin mit dem großen Talent fürs Dichten und Schreiben vierfache Oma und zweifache Uroma.

Alle Familienmitglieder werden von ihr zu verschiedenen Anlässen mit Gedichten oder Geschichten beschenkt. Fröhliches und Trauriges, Geburtstagsreime, Gedichte über die Natur, die Jahreszeiten oder über ihre Führerscheinprüfung finden sich in den vielen Ordnern, in denen Theresia Müller ihre schönen Gedichtschöpfungen aufbewahrt. Das Reimen liegt ihr: Eines ihrer herrlichen Frühlingsgedichte beginnt mit den Worten „Der Frühling ist erwacht mit all seiner wunderschönen Pracht“ und in ihren Versen über „Die Zeit“ erinnert sie in einer Zeile den Leser daran: „Der Mensch fühlt nicht, dass er das kostbarste Gut der Welt in seinen eigenen Händen hält.“

Selbst den Steuerbeamten des Finanzamts schickte sie neben ihrer Steuererklärung einmal diese Zeilen zum Schmunzeln mit: „Auch ich wäre längst zu einer Eigentumswohnung gekommen, hätte mir Vater Staat nicht so viel weggenommen.“ Alle ihre Reime sind handgeschrieben. Und so hält es die 82-Jährige bis heute.

Gerade ist sie fleißig dabei, für Capri-Sun-Chef Dr. Hans-Peter Wild einen Gedichtband zusammenzustellen mit Gedichten und verschiedenen Fotoerinnerungen. Als Buchtitel hat sie sich „Mit Gedichten und Bildern durch die Jahreszeiten“ überlegt. Das Geschenk für den erfolgreichen Unternehmer hat einen besonderen Grund: Der Eppelheimer Ehrenbürger wird am 16. Juni 80 Jahre alt.

Kindheit Revue passieren lassen

Das Gedicht zum runden Geburtstag ist schon fertig. In ihm lässt die Schreiberin in Reimen die von ihr hautnah miterlebte Kindheit und Jugend des Jubilars Revue passieren. Warum es Theresia Müller ein großes Anliegen ist, den Geschäftsführer der Weltmarke Capri Sun zu beschenken, findet man in ihrem Lebenslauf. Die enge Verbundenheit zum Hause Wild begann bereits in den 1970er Jahren: Theresia Müller, von Beruf Kindergärtnerin, bekam 1973 eine Anstellung bei den Rudolf-Wild-Werken.

Anfangs war sie im Casino beschäftigt, das der Firmenkantine angegliedert war. Hier hat sie bei Festlichkeiten und Empfängen für hübsch eingedeckte Tische gesorgt und viele Gäste aus aller Herren Länder bewirtet, darunter auch Boxlegende Muhammad Ali, der einst für das Wild-Getränk „Capri Sonne“ Werbeträger war. Müller war auch im Privathaushalt des Unternehmerpaares Rudolf und Leonie Wild im Einsatz. „Ich war Mädchen für alles. Die Arbeit hat mir sehr viel Freude bereitet“, erinnert sich Theresia Müller an diese schöne Zeit.

Wenn sonntags Gäste zum Mittagessen oder zum Kaffee kamen, war Theresia, die von Leonie Wild „Rösel“ genannt wurde, zur Stelle. „Ich half bei den Vorbereitungen und empfing die Gäste“, erinnert sie sich. „Und wenn Frau Wilds Hausdame Urlaub hatte, vertrat ich sie.“ Wenn Rudolf und Leonie Wild oder deren Söhne Professor Dr. Rainer Wild und Dr. Hans-Peter Wild Geburtstag hatten, bekamen sie von der schreibfreudigen Eppelheimerin Glückwünsche in gereimter Form. Auch zu Weihnachten oder Ostern wurde Familie Wild mit lieben Zeilen beschenkt.

Mehrfach geehrt

Theresia Müller wurde von Unternehmenschef Rudolf Wild mehrfach geehrt und blieb dem Unternehmen insgesamt 32 Jahre treu. Bevor sie mit 66 Jahren in den Ruhestand ging, stand sie die letzten sechs Jahre ganz im Dienst von Seniorchefin Leonie Wild, deren Mann Rudolf bereits 1995 verstorben war. „Frau Wild war wie eine Mutter für mich. Ich habe ihre Liebe und Güte sehr geschätzt“, gesteht sie.

Ausgerechnet am 13. Juni 2005, dem Tag, als Leonie Wild verstarb, konnte ihr „Rösel“, bedingt durch einen Sturz mit Folgen, nicht bei ihr sein. „Das ist heute noch furchtbar für mich“, erinnert sich die 82-Jährige.

Die Verbundenheit zum Hause Wild ist auch nach dem Tod der Seniorchefin geblieben, der Kontakt zu den Wild-Söhnen Rainer und Hans-Peter nie abgebrochen. „Wir schreiben uns öfters im Jahr“, so Müller. Den Geburtstag von Leonie Wild vergisst Theresia Müller nie. In diesem Jahr wird auf Müllers Initiative hin der verstorbenen Ehrenbürgerin an ihrem Geburtstag am Samstag, 30. Januar, im Rahmen des 18-Uhr-Gottesdienstes in der Christkönigkirche gedacht.

Freie Autorin Ich bin seit 1995 als freie Journalistin und Fotografin für die Schwetzinger Zeitung im Einsatz und betreue dabei hauptsächlich den Lokalbereich Eppelheim.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung