Eppelheim. Der Gemeinderat erhielt in der jüngsten Sitzung ausführliche Informationen und Hintergründe zum Geothermie-Vorhaben im nördlichen Oberrheingraben. Die beiden Energieunternehmen MVV und EnBW haben durch das zuständige Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) am Regierungspräsidium Karlsruhe die Aufsuchungserlaubnis für das Gebiet „Hardt“ erhalten.
Als Teil des Joint-Venture-Vorhabens namens „GeoHardt“ wird von den Unternehmen nun die Realisierung von geothermischen Heizwerken für die Bereitstellung von „grüner Wärme“ für die regionale Fernwärmeversorgung geprüft. Hierzu wurde in den vergangenen Monaten das Erlaubnisfeld „Hardt“, das von Mannheim-Neckarau bis etwa St. Leon-Rot reicht, ausführlich untersucht.
Experten gehen ins Detail
Die „GeoHardt“-Projektleiter Matthias Wolf, Dr. Thomas Kölbel und Stefan Ertle stellten die Ergebnisse dieser Aufsuchungstätigkeiten, die nächsten konkreten Schritte sowie das Kommunikationskonzept vor. Das Oberrheintal eigne sich besonders gut für die Nutzung von Erdwärme. Im Oberrheingraben herrschten an manchen Stellen in 1000 Metern Tiefe schon 100 Grad Celsius. Das Gebiet ist etwa 270 Quadratkilometer groß. In den vergangenen Monaten standen grundlegende geologische und hydrogeologische Voruntersuchungen über das gesamte Aufsuchungsgebiet an. Die dabei gewonnenen aktuellen Messergebnisse werden mit vorhandenen Messdaten abgeglichen und ausgewertet.
Nach Prüfung und Bewertung der geologischen Gegebenheiten lassen sich potenzielle Standorte ableiten. Danach erfolgt eine Priorisierung dieser Standorte. Die Erschließung setzt entsprechende eigene Genehmigungsverfahren voraus, um ein Heizwerk an das Fernwärmenetz anschließen zu können. „Wir befinden uns in der ersten Projektphase“, sagte Wolf. Die Geothermieexperten erläuterten die Ergebnisse der Analyse aus Gravimetrie, Hydrochemie und Bestandsdaten, die sich in ein 3D-geologisches Modell einfügen.
Die Vorzugsgebiete resultieren aus der Gesamtschau aller bisher durchgeführten Analysen und Auswertungen und berücksichtigen keine weiteren Merkmale wie zum Beispiel Schutzgebiete oder Wohnbebauung. Nach der „Identifikation geologisch vorteilhafter Potenzialgebiete“ wird festgelegt, welche Gebiete mittels einer 3D-Seismik vertieft zu untersuchen sind. Ziel ist der mittelfristige Aufbau von bis zu drei Geothermie-Anlagen. In der ausgewählten Fläche sind neben Mannheim und Heidelberg auch Schwetzingen, Oftersheim, Plankstadt, Ketsch und Brühl.
Dialogforum für Ende Juni geplant
Neben der weiteren Detaillierung der geologischen Modelle werden die Standorteingrenzung weiter intensiviert und ein persönlicher Dialog mit den beteiligten Kommunen und deren Bürgern in die Wege geleitet. Die Seismik soll noch in diesem Jahr realisiert werden. Das Vorhaben wird auch noch in den Gremien der beteiligten Kommunen vorgestellt. Die Rahmenbedingungen sollen mit den Einwohnern im persönlichen Dialog abgestimmt werden. Ein erstes Dialogforum mit Expertenhearing ist für den 20. Juni geplant.
„Geothermie ist ideal, um mittelfristig die Fernwärmesysteme der Region mit grüner Wärme zu versorgen“, sagte Hubertus Mauss (Grüne). Es dürfe aber nicht unerwähnt bleiben, dass Geothermie durch zum Beispiel die Ereignisse in Staufen mit den immensen Schäden an zahlreichen Gebäuden in Verruf geraten sei und von vielen Bürgern als gefährlich eingestuft werde. „In Anbetracht des sich abzeichnenden, dramatischen Verlaufs des Klimawandels wäre es unbedingt notwendig, möglichst bald viele dezentrale Geothermie-Kraftwerke zu betreiben“, so Mauss.
Auch Bernd Binsch (Eppelheimer Liste) war es ein Anliegen, auf die Risiken der Geothermie hinzuweisen: „Allein die Tatsache, dass in Bruchsal alles gut gegangen ist, reicht uns nicht aus, hat man doch gesehen, was an Gebäudeschäden verursacht werden kann.“ Gerade in der Neufassung der Vorschriften für das Wasserschutzgebiet würden Geothermie-Bohrungen ausgeschlossen.
Renate Schmidt (SPD) meinte anschließend, in der Energieform aus der Erde lägen sowohl Hoffnungen als auch Ängste. Eine Bürgerinformation sei in diesem Bereich besonders wichtig.
Martin Gramm (Grüne) verwies auf das „Brühler Loch“, wegen dem sich in der Gemeinde eine Bürgerinitiative gebildet habe, die vor der Nutzung der Tiefengeothermie warne.
Alle Möglichkeiten untersuchen
Volker Wiegand (CDU/FDP) bezeichnete die Geothermie unterdessen als „Baustein für den Erfolg der Energiewende“. Wenn man es ernst meine, „müssen wir alle Möglichkeiten der Energieerzeugung ohne fossile Brennstoffe beleuchten, untersuchen und mit in unsere Überlegungen einbeziehen“. Seine Fraktion begrüße die Untersuchungen im Gebiet „Hardt“, so Wiegand abschließend: „Wir stehen hinter diesem Vorhaben.“
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