Buchwoche

Eppelheim liest: Trotz schwieriger Zeiten Humor bewahren

Dr. Ulrike Miele, Dozentin für Romanistik und Philosophie, spricht über lustige Episoden in Literatur

Von 
Sabine Geschwill
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Über die Eröffnung der Buchwoche freuten sich von links Elisabeth Klett, Dr. Ulrike Mielke, Bürgermeisterin Patricia Rebmann und Dr. Christine Beil. Bei dem Vortrag von Ulrike Mielke in der Stadtbibliothek ging es um Humor in der Literatur. © Geschwill

Eppelheim. Darf man in diesen Zeiten fröhlich sein und Humor zeigen? Tödliche Erdbeben in Syrien und der Türkei, schwere Überschwemmungen in Libyen, der brutale Angriff der Hamas in Israel, der nicht enden wollende Krieg in der Ukraine und - nicht zu vergessen – die monatelange Pandemie.

Alle diese Leid bringenden Ereignisse haben rein gar nichts mit Humor zu tun. Und dennoch dürfe man die heilende Wirkung des Humors für die menschliche Seele nicht unterschätzen: Er helfe nicht nur in allen Lebenslagen und durch schwierige Phasen.

Fantasyabend

Für den letzten Programmpunkt der Buchwoche, einem Fantasyabend, gibt es noch Eintrittskarten. Am Freitag, 27. Oktober, um 19.30 Uhr liest die Autorin Eileen Stortz aus ihrem Buch „Zeit des Zwielichts“ vor.

Die Schriftstellerin kommt aus Eppelheim und ist ehemalige Schülerin des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DGB). Nach der Lesung, die im Eppelheimer Buchladen stattfindet, wird es eine Möglichkeit zum Austausch geben.

Karten sind im Buchladen in der Scheffelstr. 4 und in der Stadtbibliothek in Eppelheim erhältlich. Der Eintritt kostet regulär sechs Euro, ermäßigt für Schüler drei Euro. sax

Gerade in Zeiten, wo einem das Wasser bis zum Hals stehe, könne Humor Wunder bewirken und etwas bewegen. Das verdeutlichte Dr. Ulrike Mielke beim Auftakt der „13. Eppelheimer Buchwoche“ in der Stadtbibliothek.

Vor Ort entdecken

Auf Einladung von Bibliotheksleiterin Elisabeth Klett und Dr. Christine Beil vom Eppelheimer Buchladen als Kooperationspartner, machte die Dozentin für Romanistik und Philosophie den Auftakt und stellte den „Humor in der Literatur“ in den Mittelpunkt des kurzweiligen Abends. Sie las Köstlichkeiten aus ihrem dritten Buch „Spielarten des Humors – Literarische Paradestücke“, kommentierte diese pragmatisch sowie pointiert und steckte die Gäste mit ihrer Begeisterung für gute Literatur und für das Prinzip, mit Humor alle Lebenslagen zu meistern, an.

Eröffnet wurde die Buchwoche von Bürgermeisterin Patricia Rebmann. Sie steht unter dem Motto „Neue Lesehorizonte entdecken– mit Autorinnen aus der Region“.

Es habe zwar gerade die 75. Frankfurter Buchmesse stattgefunden, aber so weit reisen müsse man nicht. Man könne auch gute Literatur bei der Buchwoche in Eppelheim entdecken, ganz nach dem Motto „Aus der Region, für die Region“, stellte Bibliotheksleiterin Elisabeth Klett hervor.

Hocherfreut über den Besuch von Ulrike Mielke war Christine Beil vom Eppelheimer Buchladen. „Die Anregung bekam ich von einer Kundin, die mir von vielen schönen Veranstaltungen mit Ulrike Mielke vorschwärmte“, verriet sie.

Die Dozentin, die mit ihrer Familie in Heidelberg lebt, ist als selbständige Literaturvermittlerin in der Erwachsenenbildung in Heidelberg und Mannheim tätig und hat bereits drei Bücher veröffentlicht: „Ein Vierteljahr Lesen – Literatur in Zeiten der Isolation“, „Spielarten des Humors –Literarische Paradestücke“ und „Das Spiel von Macht und Ohnmacht – Literarisch-philosophische Betrachtungen“. Die Autorin ist auch regelmäßig mit Menschen literarisch unterwegs, ob in den von ihr gegründeten „virtuellen Literaturkreisen“ wie dem „Café Leselust“ oder in philosophischen Seminaren und literarischen Reisen, wo es mit Büchern im Gepäck zu den von den Autoren beschriebenen Orten geht.

Erich Kästner und Galgenhumor

Zum Auftakt der Buchwoche, die noch bis Freitag, 27. Oktober, andauert und eine Lesung im Angebot hat, stand der Humor im Mittelpunkt.

Ob überraschend, versteckt, schwarz oder subtil: „Humor öffnet Ventile und verändert Situationen.“ Die Weltliteratur sei voller wunderbarer Episoden, in denen Humor sein ganzes Können zeige, erklärte die Autorin. Er sei auch in Geschichten zu finden, die alles andere als lustig seien, aber mit viel Humor erzählt werden.

Um dies den etwa 30 Gästen in der Stadtbibliothek anhand von Literatur zu verdeutlichen, las Mielke unter dem Motto „Humor, der befreit“ eine Passage aus dem Buch „Hast du uns endlich gefunden“ von Edgar Selge vor, in der dieser mit einer guten Portion Witz über eine Beerdigung schreibt. Es gebe eine ganze Reihe von Autoren, wie beispielsweise die österreichische Schriftstellerin Ilse Aichinger, eine der bedeutendsten Repräsentantinnen der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur, die den Ernst des Lebens mit Humor nehmen. „Schwarzer Humor“, so Mielke, reiche von bissig und verletzend bis hin zum „Galgenhumor“.

Dessen bediente sich Erich Kästner in seinem Buch „Der synthetische Mensch“, das 1928 veröffentlicht wurde. Wenn man am Gefüge der Welt zweifele oder sich „in der Zwickmühle“ befinde, seien Geschichten von Eugen Roth hilfreich, die einem „den Blick öffnen“.

Der deutsche Lyriker und Autor humoristischer Verse gehöre mit seinen heiter-nachdenklichen Gedichten und Erzählungen zu den meistgelesenen Lyrikern im deutschsprachigen Raum und seine Bücher seien förderlich für alle Lebenslagen.

Ein Leben ohne Bücher und Buchhandlungen? Für Ulrike Mielke sei dies unvorstellbar: Bücher sind für sie Weggefährten. Ein Spaziergang entlang des heimischen Bücherregals, in dem Liebgewonnenes dicht gedrängt stehe und sich „kaninchenartig“ vermehre, habe einen hohen Erholungswert, könne die Welt erweitern, durch Krisen helfen, die Fantasie anregen und das Leben lebenswerter machen.

Freie Autorin Ich bin seit 1995 als freie Journalistin und Fotografin für die Schwetzinger Zeitung im Einsatz und betreue dabei hauptsächlich den Lokalbereich Eppelheim.

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