Gemeinderat

Eppelheim setzt auf lebendige und zukunftsfähige Innenstadt

Die IHK unterstützt Eppelheim mit innovativen Maßnahmen zur Belebung der Innenstadt, mehr Aufenthaltsqualität und besserer Erreichbarkeit. Das geht aus der jüngsten Gemeinderatssitzung hervor.

Von 
Volker Widdrat
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Die Innenstadt von Eppelheim hat viele Schwächen, aber auch einige Stärken. Das Zentrum soll gemeinsam mit den Akteuren vor Ort lebendig und zukunftsfähig gestaltet werden. © Volker Widdrat

Eppelheim. Die IHK Rhein-Neckar unterstützt Kommunen und Gewerbetreibende, ihre Innenstadt gemeinsam mit den Akteuren vor Ort lebendig und zukunftsfähig zu gestalten. Ziele sind die Belebung, die Verbesserung der Aufenthaltsqualität und der Sichtbarkeit vor Ort, die Weiterentwicklung von bestehenden und neuen Events sowie die bessere Erreichbarkeit der Innenstadt.

Eppelheim ist eine von 16 Projektkommunen. In der Einwohnerfragestunde eingangs der jüngsten Gemeinderatssitzung monierte eine Bürgerin, dass es „zu viele Dönerläden und Wettbüros“ und „zu wenig Shopping-Möglichkeiten“ gebe. Sie fühle sich schon lange nicht mehr wohl.

IHK-Innenstadtberaterin Regina Ellenbracht stellte das sogenannte Maßnahmenhandbuch vor. Eppelheim steht wie viele Kommunen vor der Herausforderung, die Innenstadt als attraktiven Standort für Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungen zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Innenstadtberatung ist ein standortbezogenes und kostenloses Beratungsangebot, das durch die IHK Rhein-Neckar durchgeführt und vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg gefördert wird.

Der Beratungsprozess umfasste bereits die Untersuchung der Innenstadt durch Vor-Ort-Begehung, Einarbeitung in vorhandene städtische Konzepte, Passanten- und Online-Befragungen, Digitalisierungscheck, Gewerbe-Befragung sowie Erstellen einer „Stärken-Schwächen-Chancen-Risiko-Analyse“. Ergebnisse wurden in Workshops diskutiert, mit Gewerbetreibenden, städtischen Vertretern und Gemeinderäten.

In der Eppelheimer Innenstadt schlummert Potenzial

„Hier schlummert Potenzial“, meinte Ellenbracht, auch wenn die Innenstadt oftmals als wenig attraktiv wahrgenommen werde. Stärken sind die gute Erreichbarkeit, der Wochenmarkt und der kompakte Innenstadtkern. Viele Eppelheimer sind Fußgänger und Radfahrer. Es gibt ein „Stadtentwicklungskonzept 2035“. Schwächen liegen in der Aufenthaltsqualität, mit der unsicheren Hauptstraße mit schmalen Gehwegen, bei der Schaufenstergestaltung, der geringen Vermarktung, den unterschiedlichen Öffnungszeiten und dem fehlenden Wir-Gefühl.

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Die IHK-Beraterin hat fünf Schlüsselprojekte als besonders wichtig identifiziert. Für die „Wohlfühlzone Innenstadt“ soll die Aufenthaltsqualität aufgewertet werden, durch Renovierung von Sitzbänken, Begrünung, Toiletten, Fassaden, Sauberkeit und Gestaltung der Stadteingänge. Das „Unikat Eppelheim“ hat als Ziel die Entwicklung eines klaren Profils und einer eigenen Stadtmarke sowie die Einführung eines professionellen Stadtmarketings, um die digitale Sichtbarkeit zu verbessern und Neubürger gezielt ansprechen zu können.

„Wirtschaft aktiv“ dient der Stärkung des Innenstadtangebots durch bessere Vernetzung und aktives Leerstandsmanagement. Das Projekt „Park Guide“ befasst sich mit der Verbesserung der Erreichbarkeit und der Kommunikation der Parkmöglichkeiten.

Verkehrssituation in Eppelheim soll optimiert werden

„Hauptstraße im Flow“ bezieht sich auf die Verbesserung der Verkehrssituation für alle Mobilitätsgruppen und die Minimierung von Nutzungskonflikten. Eppelheim bekomme „Kaufkraft übers Fahrrad“, erläuterte Ellenbracht und nannte weitere Maßnahmen wie Schaufensterberatung, Aufwertung der Parkgarage Spitalgasse, Erhöhung der Barrierefreiheit, neue Veranstaltungen, Angebote für junge Zielgruppen, Pop-up-Stores und gemeinsame Kundenbindung.

Für Marc Böhmann (Grüne) war das Stadtzentrum „schon immer in der Entwicklung“. Man stehe vor großen Herausforderungen. Das Konzept der IHK sei „eine gute Grundlage für die weitere Entwicklung unserer Innenstadt“. Böhmann stellte fünf wichtige Aspekte heraus. Die vorgeschlagenen Maßnahmen seien allesamt überzeugend, jedoch auch mit Kosten verbunden, sodass Prioritäten gesetzt werden müssten. Maßnahmen, „die wenig kosten, aber viel bringen“, sollten sofort umgesetzt werden.

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Zum Beispiel ein Pop-up-Store mit wechselndem Warenangebot. Kunden der Geschäfte kämen zum allergrößten Teil zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Der Wochenmarkt müsse unbedingt erhalten bleiben. „Der Schlüssel für eine attraktivere Innenstadt als Ort zum Leben, Wohnen und Einkaufen ist die Verkehrsberuhigung der Hauptstraße und die Neuaufteilung des zur Verfügung stehenden Verkehrsraums zugunsten umweltfreundlicher Verkehrsarten“, plädierte Böhmann. Schließlich sollte die Stadtmitte stärker entsiegelt und mehr begrünt werden. Das Konzept sollte so angegangen werden, „dass mehr Kinder und Jugendliche gerne in unser Stadtzentrum kommen“.

Harald Andres (CDU/FDP) zeigte sich überzeugt vom IHK-Angebot. Zuerst sei er skeptisch gewesen. Das Konzept empfehle praktische Lösungsansätze und statte Eppelheim auch mit Lob aus. Das Potenzial sei ausbaubar, dankte Andres, dass die Studie „uns Konkretes an die Hand gibt“. Man müsse auch das Stadtentwicklungskonzept wieder nach vorne holen und in kleinen Schritten umsetzen. Parkraum bleibe wichtig. Indem man die unterschiedlichen Verkehre zusammenbringe, könne man den kompakten Stadtkern weiter ausbauen.

Eppelheimer SPD sieht in Schlüsselprojekten Berechtigung

Für Renate Schmidt (SPD) haben die fünf Schlüsselprojekte sowie die anderen Maßnahmen ihre Berechtigung. „Auch fordern wir seit Jahren eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung, deren Umsetzung bisher immer wieder verschoben wurde“, verwies sie auf Handyparken, Radabstellplätze und Verkehrssituation in der Hauptstraße hin und forderte „eine detaillierte Aufstellung darüber, mit welchen Maßnahmen wir beginnen, gewichtet nach Kosten und Zeitrahmen bis zur Fertigstellung“. Das veranschauliche, „welche Maßnahmen wir schnell und kostengünstig angehen können und welche wir im Haushalt genauer planen müssen“.

Bernd Binsch von der Eppelheimer Liste hätte gerne „einen kleinen Kostenansatz“ für die beschriebenen Maßnahmen gehabt. Viele Konzepte und Gutachten aus der Vergangenheit warteten immer noch auf die Umsetzung. Jetzt sei die neue Wirtschaftsförderin gefragt, vor allem bei der Umsetzung der Punkte „Wirtschaft aktiv“ und „Unikat Eppelheim“. Die Bedingungen in der Hauptstraße und in der Scheffelstraße müssten verbessert werden: „Alle Beteiligten haben es verdient, dass es nun an die Umsetzung geht.“

Bürgermeister Matthias Kutsch lobte die gute Beteiligung und den persönlichen Austausch bei den Vorberatungen und in den Workshops. Man habe auch schon einige Punkte umsetzen können. Die Kenntnisnahme des Gemeinderats fiel einstimmig aus.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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