Gemeinderat

Eppelheimer Bibliothek passt sich gesellschaftlichem Wandel an

Ein Strategiepapier soll bei der Weiterentwicklung der Eppelheimer Bücherei helfen. Vor allem der digitale Bereich wird demnach weiter ausgebaut.

Von 
Volker Widdrat
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Ein neues Strategiepapier zeigt auf, wie sich die Stadtbibliothek langfristig als eine attraktive und moderne öffentliche Einrichtung präsentieren kann. © Widdrat

Eppelheim. Der Gemeinderat nahm Kenntnis von dem von der Verwaltung vorgelegten Strategiepapier zur künftigen Ausrichtung der Stadtbibliothek. Dadurch soll die Außendarstellung der Bibliothek verbessert und die aktive Leserschaft beziehungsweise Besucherzahl nachhaltig erhöht werden. Den Mitarbeiterinnen soll das Strategiepapier als Orientierungshilfe dienen, um so den Fokus auf die wesentlichen Zielsetzungen zu legen.

Durch die Umsetzung des Konzepts werden auch Personalkosten reduziert, erläuterte Kämmerer Michael Seip dem Gremium. „Sukzessive wird durch die Umsetzung der Maßnahmen ein Wandel von einer reinen inputorientierten Steuerung der Bibliothek hin zu einer wirkungsorientierten Steuerung erfolgen“, hieß es dazu im Beschlussvorschlag für den Gemeinderat. Die Einrichtung entspricht nicht mehr den Anforderungen an eine zeitgemäße Bibliothek. Die Ausleihzahlen gehen immer weiter zurück. Der Medienbestand ist insgesamt veraltet und nicht am Bedarf der Zielgruppen ausgerichtet. Sachliteratur wird kaum nachgefragt und soll reduziert werden. Auch die Ausstattung ist veraltet. Die Bibliothek hat nur 8,2 Prozent aktive Nutzer auf die Einwohnerzahl gerechnet. Kernziele sind mehr Nachhaltigkeit und ein niederschwelliger Zugang zu Informationen, zudem die Anpassung an Zielgruppen und das sind vor allem Kinder und Jugendliche. Es gibt einen hohen Personalstand und damit verbundene hohe Kosten, aber sehr geringe Sachkosten wegen der vergleichsweisen geringen Öffnungszeiten. Nach den Sommerferien sollen die Öffnungszeiten auf 26 Wochenstunden erhöht werden. „Ausprobieren und nachjustieren“, beschrieb Seip das Konzept. Geplant sei auch die Schaffung weiterer digitaler Rechercheplätze. Der reduzierte Medienbestand solle kostengünstiger gehalten werden, dann sollten auch die Ausleihzahlen wieder steigen. Die eingesparten Personalkosten, die Mitarbeiterinnen werden an anderer Stelle in der Verwaltung eingesetzt, würden in die Aktualisierung der Medien fließen: „Für die Bibliothek soll es nur noch Fachpersonal geben.“ Bibliotheksleiterin Elisabeth Klett möchte für bestimmte Projekte zudem mehr Förderung beantragen.

Volker Wiegand (CDU/FDP) sah bei dem Konzept „den Auftrag nicht erfüllt“. Konkrete Einsparmaßnahmen suche man vergeblich. „Eine Bibliothek ist eine Freiwilligkeitsleistung. Das heißt, man muss sich eine Bibliothek leisten können“, führte er aus: „Wir wollen die Bibliothek klein, aber fein.“ Müsste man das Gesamtkonzept verabschieden, würde seine Fraktion dagegenstimmen. So nehme man das Strategiepapier zur Kenntnis.

Ort für alle Altersgruppen

Die Bibliothek müsse nachhaltig und attraktiv entwickelt werden, meinte Renate Schmidt (SPD). Bildung, dazu gehörten auch Bücher, sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und ein wesentlicher Bestandteil der Daseinsvorsorge. Wichtig sei der Zugang für alle, unabhängig von der sozialen Herkunft. Bemerkenswert sei auch der gute Austausch mit den Kindergärten. Die Bibliothek als Ort für alle Altersgruppen sei der richtige Weg, meinte Schmidt. Ihre Fraktion werde sich an der konkreten Umsetzung der Bibliotheksstrategie „konstruktiv und wohlwollend beteiligen“.

Für Bernd Binsch (Eppelheimer Liste) ergeben sich aus der endgültigen Entscheidung über die Standortfrage „auch neue Anforderungen für ein neues räumliches Konzept beziehungsweise die Einrichtung der Bibliothek in der Classic-Arena“. Er bemängelte das derzeitige Angebot von PC-Spielen mit fragwürdigem Bildungsauftrag. Aus finanzieller Sicht sei das Strategiepapier zu begrüßen, „da Personalkosten reduziert werden sollen und eine Reduktion des Buchbestandes vorgesehen ist“.

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Marc Böhmann (Grüne) sah für den Standort der Stadtbibliothek im Schulzentrum deutliche Vorteile. Er empfahl eine Verringerung der Schließtage, die Bibliothek könnte beispielsweise auch an Brückentagen oder in den Schulferien besucht werden. Neue Zielgruppen benötigten spezifische Konzepte und Angebote. Die Idee einer mobilen Bibliothek, die per Lastenrad zu den Nutzern kommt, sei überlegenswert: „Eine gezielte Kampagne zur Onleihe wäre unseres Erachtens auch denkbar.“ Sachliteratur für Erwachsene und Romanbestand seien veraltet. Auch bei der technischen Ausstattung gebe es Handlungsbedarf. Die „öffentliche Sichtbarkeit“ der Bibliothek könnte erhöht werden, etwa durch „Eppler Köpfe“, die Werbung machen für ihre Stadtbibliothek und erzählen, was sie besonders an ihr mögen. Im Hinblick auf zusätzliche Veranstaltungen und Kooperationen gebe es zudem große Potenziale. Eine leistungsfähigere Stadtbibliothek sei „nicht mit einer Personal- oder Sachmittelkürzung zu erreichen“, meinte Böhmann: „Auch in Zukunft darf an der Stadtbibliothek nicht gespart werden.“

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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