Versorgung - Seit 2017 bezieht die Stadt ihr Trinkwasser aus Heidelberg / Erinnerung an Nitratproblem

Kommt der Bauhof aufs Wasserwerkgelände?

Von 
Sabine Geschwill
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Eppelheim. Sommerhitze und Trockenheit haben es in der letzten Zeit deutlich gemacht, auch wenn einzelne Regengüsse etwas Entspannung gebracht haben: Wasser ist lebenswichtig und ein wertvolles Gut. Dass in Eppelheim schon vor mehr als 100 Jahren auf eine gute Wasserversorgung der Bevölkerung wert gelegt wurde, zeigt sichtbar der im Jahr 1907 fertiggestellte und heute noch stadtbildprägende Wasserturm in der Ortsmitte sowie die beiden markanten Wasserwerke an der westlichen Peripherie.

Heute sind in der Stadt die „Wahrzeichen der Wasserversorgung“ aber allesamt außer Betrieb. Der 47,6 Meter in die Höhe ragende Wasserturm, in dessen Erdgeschoss heute standesamtliche Trauungen vorgenommen werden, wurde im April 1983 stillgelegt. Das „Alte Wasserwerk“ mit Pumpstation am westlichen Ortsausgang an der Schwetzinger Straße, das im Zuge des Ausbaus der Kanalisation zwischen 1902 und 1905 entstand und heute das Jugendzentrum beherbergt, wurde vom neuen Wasserwerk abgelöst.

Filter mit Aktivkohle

Das nahm 1983 im Südwesten Eppelheims im „Gewann Rottstücker“ an der Gemarkungsgrenze zu Plankstadt seinen Betrieb auf. Das moderne Werk war mit einer Aktivkohlefilteranlage ausgestattet, um die Chlorkohlenwasserstoffbelastung im Grundwasser zu minimieren. Im September 2017 wurde dort zum letzten Mal Wasser gefördert. Eppelheim wird seither von Heidelberg mit Wasser versorgt. Das Wasserwerk liegt seitdem brach, die Nutzung des Geländes ist noch offen.

Das Aus der Eigenversorgung mit Trinkwasser in Eppelheim erfolgte schrittweise und begann 1989 mit einem „Nitratproblem“: Zum Schutz des Lebensmittels Trinkwasser setzte die Trinkwasserverordnung neue Grenzwerte fest. Die Nitratgrenzwerte wurden halbiert: von 100 Milligramm auf 50 Milligramm pro Liter. „Dadurch hatte die Gemeinde ein Problem“, erinnert sich Kämmerer Hubert Büssecker, zuständig für die kaufmännische Führung des Wasserversorgungsbetriebes der Stadt.

Denn in Eppelheim lag der Nitratwert meist zwischen 70 und 90 Milligramm pro Liter. „Vorher lagen wir innerhalb der Grenzwerte, dann schlagartig außerhalb. Die Bürger waren damals sehr verunsichert. Viele haben dann ihr Wasser im Supermarkt eingekauft“, weiß Büssecker. Die Gemeinde musste handeln: Entweder investiert man in eine neue Filteranlage speziell für Nitrate oder man sorgt für eine Trinkwasserbeimischung. Eppelheim hat sich für Letzteres entschieden: Das Trinkwassernetz wurde an die Trinkwasserfernleitung „Hardt-Rauschen“ der Heidelberger Stadtwerke angeschlossen. Die Wasserbeimischung wurde so eingestellt, dass man knapp unter dem neuen Nitratgrenzwert blieb. Um die Grenzwerte einzuhalten, wurde die eigene Wasserförderung zurückgefahren.

Immer unrentabler

„Die Fixkosten für das eigene Wasserwerk blieben, plus die Ausgaben für den Wasserzukauf. Von da an wurde das eigene Wasserwerk immer unrentabler“, verdeutlichte der Kämmerer. Hinzu kam: Zur Betriebsführung in Eigenregie hätte Eppelheim eine halbe Ingenieursstelle benötigt. Das gestaltete sich als schwierig. Man entschied sich, diese Leistung einzukaufen: Am 1. Januar 2002 übernahmen die Heidelberger Stadtbetriebe die technische Betriebsführung des Eppelheimer Wasserwerks.

Um die Wasserversorgung der rund 15 000 Einwohner auch bei einer Störung im Leitungsnetz jederzeit aufrecht erhalten zu können, benötigte Eppelheim einen dritten Einspeisepunkt. Das hätte erhebliche Kosten zur Folge gehabt, zumal auch Investitionen im Millionenbereich bei den Hochbehältern und in die Werkstechnik anstanden.

Die Stadtwerke Heidelberg mit ihren Stadtbetrieben boten an, einen dritten Anschluss zu finanzieren und zu legen, wenn im Gegenzug Eppelheim sein Wasser komplett von Heidelberg bezieht. „Das war das Beste, was man in dieser Situation machen konnte“, betont Hubert Büssecker. Eppelheim ist seither nicht mehr Wassererzeuger und Wasserlieferant, sondern nur noch Netzbetreiber.

Die Gebäude und das nicht mehr benötigte Anlagevermögen wurden in den Kernhaushalt der Stadt rückgeführt. Für den Wasserbezug zahlt die Stadt aktuell einen Kubikmeterpreis von einem Euro an Heidelberg. Für den Verbraucher liegt der Preis für Trinkwasser bei 2,13 Euro pro Kubikmeter. Darin enthalten sind die Kosten für Wasserbezug und Betriebsführung, Abschreibungen, Netzunterhalt sowie Ablesung und turnusmäßiger Wechsel der Wasserzähler. Was mit den Gebäuden und dem großen Gelände des 2017 stillgelegten „neuen Wasserwerks“ passiert, ist noch völlig offen. Das 142 Ar große Gelände liegt im sogenannten „Außenbereich“. „Es gibt derzeit noch keinen Beschluss des Gemeinderates über die Zukunft des Wasserwerkes. Aufgrund unserer finanziellen Situation muss jede Entscheidung dazu zumindest zu großen Teilen aus dem Projekt heraus finanziert werden“, betonte Bürgermeisterin Patricia Rebmann auf Anfrage.

Möglichkeiten sind eingeschränkt

Eine Bebauung sei nur im Rahmen zulässiger Vorhaben oder nach Aufstellung eines Bebauungsplanes mit paralleler Änderung des Flächennutzungsplans möglich. „Damit sind unsere Möglichkeiten schon sehr eingeschränkt“, verdeutlicht Rebmann. Sie kann sich „in Anbetracht des Mangels an Wohnraum“, eine „Verlagerung des städtischen Bauhofes auf das Gelände des Wasserwerkes vorstellen“. Damit würde in Eppelheim innerhalb der bebauten Fläche städtisches Gelände frei. Dadurch wäre es möglich, auf dem Bauhofgelände eine Wohnbebauung umzusetzen.

„Da ich sehr oft Anfragen aus der Bürgerschaft bekomme, ob Möglichkeiten für das Wohnen im Alter geschaffen werden könnten, wäre meine Vorstellung, dort ein Mehrgenerationenwohnprojekt zu realisieren. Die Lage wäre durch die Nähe zur Citybus-Haltestelle und zu den Einkaufsmärkten ideal“, betont die Bürgermeisterin.

Freie Autorin Ich bin seit 1995 als freie Journalistin und Fotografin für die Schwetzinger Zeitung im Einsatz und betreue dabei hauptsächlich den Lokalbereich Eppelheim.

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