Eppelheim. Dem Publikum zwei Kriminalromane an einem Abend vorstellen? Ganz wohl war Autorin Lilo Beil bei dem Gedanken nicht. Letzten Endes gelang es ihr vortrefflich, „Letzte Rosen“ und „Lebende Schatten“, Band zehn und elf der Kommissar-Gontard-Reihe, mit einer gelungenen Überleitung miteinander zu verknüpfen.
Die im Odenwald lebende Schriftstellerin war auf Einladung von Christine Beil vom Eppelheimer Buchladen und Bibliotheksleiterin Elisabeth Klett als Teil der Buchausstellung „Autoren aus Baden-Württemberg und ihre Bücher“ in die Stadtbibliothek gekommen. Die beiden „Beils“ machten es bezüglich ihrer Namensgleichheit für einen Moment spannend. Dann befriedigten sie die Neugierde der Gäste. „Mein Vater und Lilo Beils Mann sind Cousins“, erzählt die Buchladeninhaberin. „Christine ist eine echte Beil, ich nur eine angeheiratete“, schob die Krimibuchautorin augenzwinkernd hinterher. Die familiäre Atmosphäre und die Plauderlaune der beiden Damen machten die Lesung für die Besucher zum reinsten Hörvergnügen.
Lilo Beil las zwar einige spannende Stellen aus ihren Werken vor, um die Zuhörer auf die Krimiromane neugierig zu machen, dazwischen aber gab sie viel von ihrem Leben, ihren Vorlieben und ihren Inspirationen zu Büchern oder einzelnen Kapiteln preis. So erfuhr man, dass sie in einem Pfarrhaus in Klingenmünster in der Pfalz aufwuchs, 1970 ihren Mann heiratete, drei Mädchen bekam, von 1972 bis 2008 an der Martin-Luther-Schule in Rimbach Englisch und Französisch unterrichtete, seit 1976 in Birkenau-Hornbach im Odenwald lebt und eine ausgesprochene Hundeliebhaberin ist.
Akribisch recherchiert
In ihren akribisch recherchierten Storys gelingt es Beil, Aktuelles und Ereignisse aus der deutschen Vergangenheit auf eindrückliche und unterhaltsame Weise zu verweben. Die 76-Jährige scheut sich nicht, ernste Themen oder düstere Zeiten wie die NS-Geschichte Deutschlands in ihren Romanen zu verarbeiten. Aber sie weiß auch: „Wer Zeit- und Lokalkolorit in seine Bücher packt, muss viel recherchieren, um keine Fehler zu machen.“
Ihre romantische Ader und ihre Liebe zu England blitzen in ihrem vor zwei Jahren erschienenen Krimi „Letzte Rosen“ hervor. „Hier kommen England- und Agatha Christie-Fans, Garten- und Literaturliebhaber auf ihre Kosten. Sie können sich an den schönen Beschreibungen erfreuen“, merkte Beil an und verriet, dass der schöne Rosenstock ihrer Nachbarin im Odenwald sie zum Krimi inspiriert hatte.
Dass sich bei ihr Romantik und Mord nicht ausschließen, merkten die Zuhörer recht schnell. „Trotz Blumen und romantischen Ausschmückungen sind meine Bücher Krimis mit Idyllen, die dann entarten und ausarten.“ Immer mit dabei, ist Kripochef Friedrich Gontard. In Band zehn ist er bereits pensioniert und genießt seine Freizeit mit seiner Frau Anna. Beide wollten ihren Sommerurlaub in Frankreich verbringen. Doch ein überraschender Brief aus England bringt ihre Pläne durcheinander. Annas ehemalige Studienfreundin Belinda Charlton lädt die Gontards zu einem Besuch in ihr Landhaus nach Kent ein. Als die Gäste eintreffen, finden sie einen Toten. Es ist Belindas Vater, der auf die Einladung gedrängt hatte.
Band elf trägt den Titel „Lebende Schatten.“ Zu diesem Buch wurde Beil durch eine E-Mail einer ihr bis dahin fremden Frau aus England inspiriert. Deren Mutter kam im Alter von 15 Jahren mit den letzten Kindertransporten, mit denen jüdische Kinder im Dritten Reich von Deutschland weggebracht wurden, um zu überleben, nach England. Ihre Geschichte verarbeitete Beil leicht abgewandelt und unter Nutzung anderer Namen zu einem spannenden Krimi, in dem es auch um das dunkle Kapitel jüdischer Verfolgung und Deportation geht.
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