Eppelheim. Landtagsvizepräsident Daniel Born lädt mit den SPD-Frauen Baden-Württemberg zu einer Veranstaltung ein, die aufrütteln soll. Am Mittwoch, 20. November, ist der Titel „Loverboys das Handwerk legen“ Programm: Zusammen mit Buchautorin Barbara Schmid und der Baden-Württembergs SPD-Frauen-Vorsitzenden Dr. Brigitte Schmid-Hagenmeyer, als Psychotherapeutin und Traumatherapeutin tätig, spricht Born als Bildungsexperte ab 19 Uhr im Eppelheimer Buchladen in der Scheffelstraße 14 über das perfide Vorgehen sogenannter „Loverboys“. Der Abend soll bei Eltern, Lehrkräften und Jugendlichen mehr Bewusstsein für die Gefahr schaffen.
Indem eine Liebesbeziehung vorgetäuscht wird, gelingt es „Loverboys“, Mädchen und junge Frauen emotional abhängig zu machen und in sexuelle Ausbeutung zu zwingen. Die Folgen für das Leben der Betroffenen und ihre Familien seien verheerend, heißt es in Borns Ankündigung. „Die unvergessliche Zeit der ersten Liebe wird durch die kriminellen Machenschaften eines ,Loverboys‘ zum fortwährenden Albtraum. Hinter dem zunächst einfühlsam und großzügig auftretenden Liebhaber verbirgt sich ein Zuhälter, dem es um Profit geht. Die Bezeichnung ,Love‘ könnte kaum irreführender sein für das Martyrium, das betroffenen Teenager erleben müssen“, beschreibt der Schwetzinger Landtagsabgeordnete.
Vor einigen Monaten lernte er in Esslingen nach einer Rede zu seinem Kampf gegen „Loverboys“ die Journalistin und Autorin Barbara Schmid kennen. Diese wird nun Passagen aus ihrem Buch „Schneewittchen und der böse König“ vorlesen, das sie mit der Betroffenen Katharina M. verfasst hat. Das Buch schildert die wahre Geschichte von Katharina und zeigt auf, wie sie als Jugendliche in die Fänge eines „Loverboys“ geriet. Nach elf Jahren in einer Spirale aus Isolation, Manipulation und Missbrauch gelang es der Frau, sich zu befreien.
Die perfide Ausbeutungsstrategie der „Loverboys“ sei wenig bekannt, obwohl das Problem wachse. Bei den Methoden, wie Opfer von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung in diese Notlage gebracht werden, nehme die „Loverboy“-Methode einen Spitzenplatz ein: „Laut dem Bundeslagebild Menschenhandel und Ausbeutung 2022 gaben rund 20 Prozent der Betroffenen an, dass es diese war, durch die sie zur Prostitution gezwungen wurden. Das ist die am häufigsten genannte Anwerbemethode – und der Jahresvergleich zeigt, dass die Zahl steigt. Auch die Rückmeldungen aus den Fachberatungsstellen bestätigen den Trend: In den letzten Jahren haben sich vermehrt besorgte Angehörige, die miterleben mussten, wie ein ,Loverboy‘ ihre Tochter, Schwester oder Freundin ihrer Entwicklungschancen beraubt hat, dorthin gewandt. Die meisten Täter werden nie angezeigt, denn Angst und Scham machen es den Betroffenen schwer, sich zu offenbaren.“
Born fordert daher mehr Präventions- und Aufklärungsarbeit: „Die Zwangsprostitution durch ,Loverboys‘ ist eine nahezu unsichtbare Menschenrechtsverletzung, die mitten unter uns geschieht. Auf Internetplattformen, über Modelagenturen, auf Partys und an nahezu jeder weiterführenden Schule werden vor allem sehr junge Mädchen ganz gezielt angesprochen. Die Täter nutzen ihre Unwissenheit und Sehnsucht nach Liebe und Bestätigung ohne jeden Skrupel aus.“
Die Gefahr werde ignoriert: „Ein standardisiertes, landesweites Präventionsangebot, das sich spezifisch mit der ,Loverboy‘-Methode befasst, gibt es in Baden-Württemberg nicht. Eine Verankerung des Themas in den Bildungsplänen? Bislang Fehlanzeige.“ Nach der Lesung soll es Raum für den Austausch über präventive Maßnahmen, Schutzmöglichkeiten und die Unterstützung von Betroffenen geben. Um seiner Forderung, das Thema an Schulen zu bringen, Nachdruck zu verleihen, hat Born in Kooperation mit der Bücherei für den darauffolgenden Tag eine Präventionsveranstaltung für Eppelheimer Schüler organisiert.
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