Eppelheim. 20 Jahre Musik, 30 Jahre Kabarett mit „Hallole, isch bin’s, de Günda“ und „60 Jahre Töpel“ waren für Musiker und Mundartkabarettist Arnim Töpel drei sehr gute Gründe zum Feiern. Und so machte er sich an die Zusammenstellung eines Jubiläumsprogramms. Der Titel: „Mei Musisch – und dem Günda seini“ lässt erahnen, dass man sich auf viel Musik und Kurpfälzer Dialekt freuen darf. Dass er seine Jubiläumstour Corona-bedingt mehrfach verschieben musste, war nicht geplant. Aber jetzt hat es gepasst.
„Es tut so gut, Sie zu sehen und endlich wieder vor Publikum zu stehen“, gestand er den rund 100 Zuschauern im Kultursaal der Rudolf-Wild-Halle. Der 60. Geburtstag liege nun schon drei Jahre zurück. „Aber jetzt bin ich da und ich sage es Ihnen gleich: Isch bin vun do!“ Und schon ging es los mit dem ersten Mundartsong: „Mach doch de Babbe ned struwwelisch“. Töpel ist praktisch eine „Musikbox auf zwei Beinen“ – und dieses Talent stellte er glänzend unter Beweis, indem er pfeifend, fingerschnipsend oder mit Instrumenten seine Songs anstimmte. Die Instrumente auf der Bühne hätten locker für ein Quintett gereicht. Doch bedient wurden sie alle von Töpel.
Eine schwere Fremdsprache
Er hatte die große Ehre, die Spielzeit im Eppelheimer Kulturzentrum zu eröffnen. Der Abend wurde zu einer köstlich mit Geschichten und Liedern gespickten, humorvollen Zeitreise durch sein Leben. Und das begann im Heidelberger Josefskrankenhaus. Um Töpels Lebenskonflikt zu erkennen, muss man wissen: Seine Eltern stammen aus Berlin, sprechen tadelloses Hochdeutsch, leben seit 60 Jahren in Walldorf und gelten damit in der Kurpfalz praktisch als Neubürger. Kurpfälzisch war daher für den kleinem Arnim eine schwere Fremdsprache. Die Frage „Whem ghearschn du?“ habe ihn als Kind auf Schritt und Tritt begleitet. Und weil er die Bedeutung des Ausrufes „Bisch du dabbisch!“ nicht verstanden habe, weil er dachte, dass es sich um Komplimente handelte, sei er öfter in Fettnäpfchen getreten.
So auch, als er einer Fußballmannschaft beitreten wollte und die Kumpels aufgrund seiner Unkenntnis mit „Hey, seid ihr dabbisch!“ begrüßte. „Dabbisch? Wesch du eigendlich, was des heeßt?“, sei er da gefragt worden. Und er erfuhr, dass der Ausruf gleichzusetzen sei mit „Du bisch so bleed wie ä Peggl Omo!“, was übersetzt heißt „Du bist so blöd wie ein Päckchen Omo (Waschpulver)“. Töpel tat sich mit dem Kurpfälzischen schwer, seine Kameraden hingegen mit seinem Namen. Daher machten diese kurzen Prozess: „Weesch was, du hesch ab jedz äfach Günda.“
Auf seiner musikalischen Zeitreise begegnete man dem Kinderlied Bruder Jakob, Gus Backus und dessen Ohrwurm „Der alte Indianer“ oder dem Blues, den er als 15-jähriger Teenager für sich entdeckte. Töpel erinnerte er an die unvergessene Blues-Stimme der Region, Joy Fleming, die er sogar schon am Piano begleitete. Bevor er aber Klavier lernte, sei er von seinen Eltern zum Blockflötenunterricht geschickt worden. „Zwei Jahre habe ich Durchhaltevermögen beweisen müssen“, erinnert sich der Künstler. Weil Musik in seinem Leben eine wesentliche Rolle spielt, hörte man vom Bluesdenker und Mundartsänger Stücke aus den Bereichen Rock, Pop, Schlager und Chanson.
Außerdem gab der „Masterbabbler“ Kostproben seiner Soloprogramme, mit denen er zwischen Flensburg und Zürich im Laufe seines Lebens die Menschen zum Lachen und Nachdenken brachte. Es gab auch kleine Sprachexkursionen, um Zugezogenen den Kurpfälzer Dialekt näherzubringen. Dazu passten prima Lieder in denen „Babbedeggl“ und „Babbisch Gutsel“ eine Rolle spielten.
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