Eppelheim. Die Große Strafkammer des Landgerichts Heidelberg hörte im Prozess gegen zwei 30 und 49 Jahre alte Männer aus Eppelheim, denen die Staatsanwaltschaft unter anderem Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge und besonders schwere räuberische Erpressung in Tateinheit mit Freiheitsberaubung vorwirft (wir berichteten), am dritten Verhandlungstag weitere Zeugen. Die Angeklagten sollen den 24-jährigen Geschädigten, von dem sie 17 000 Euro aus einem „verrutschten“ Rauschgiftdeal gefordert hatten, in eine Werkstatt nach Wiesloch gebracht haben. Dort sollen sie ihrem Opfer gedroht haben, ihm mit einer Flex den Unterarm abzutrennen.
Der 36-jährige Besitzer der Werkstatt sagte aus. Er kenne den 49-Jährigen über seine Cousins, die bei ihm angestellt gewesen seien. Er sei schockiert gewesen, dass die Angeklagten in seiner Garage gewesen sein sollen, um den 24-Jährigen zu verletzen.
Ein 42-jähriger Kriminalbeamter berichtete von der Festnahme des älteren Beschuldigten in einer Wohnung in Villingen-Schwenningen. Bei der Durchsuchung der von mehreren Männern bewohnten Unterkunft habe man Kokain, eine große Menge Bargeld, mehrere Smart-phones und ein Messer gefunden. Ein Beamter der Spurensicherung machte Angaben zu den verschiedenen Asservaten. Banknoten, Sporttaschen und Kleidung waren beim Landeskriminalamt auf DNA-Spuren untersucht worden. Bei der Prüfung einer weißen Substanz in einem Glas waren keine Betäubungsmittel nachweisbar gewesen. Aber mehrere Plastikverpackungen mit Kokain hätten durch den hohen Wirkstoffgehalt etwa 19 500 Konsumeinheiten ergeben können.
Drogenhandel in Eppelheim: Dienste für fünf Gramm Heroin
Auf dem Handy eines Mitbewohners der Unterkunft in Villingen-Schwenningen hatten die Ermittler Chats mit dem 49-Jährigen gefunden, bei denen auch dessen Profilbild zu sehen gewesen war. Ein 56-jähriger Kriminalbeamter des Polizeipräsidiums Mannheim berichtete von der Vernehmung des 24-Jährigen, der von seinem Vater vermisst gemeldet worden war. „Sein größtes Problem war die Angst vor Albanern“, sagte der Beamte. Er werde von zwei Männern bedroht, habe er den Ermittlern mitgeteilt: „Die räuberische Erpressung stand im Raum.“ Er habe als Vermittler einen Käufer für 20 Kilogramm Marihuana auf Kommissionsbasis finden und für seine Dienste fünf Gramm Heroin erhalten sollen. Dabei soll ein Kaufpreis von 5 500 Euro pro Kilogramm vereinbart worden sein.
Die beiden Angeklagten sollen sich mehrmals, unter anderem in einem Eiscafé und in einer Shisha-Bar sowie am Wasserturm in Eppelheim, mit dem 24-Jährigen getroffen haben. Dabei sollen sie ihm auch einen Revolver gezeigt haben. Der 30-Jährige soll ihn zudem mit einem Cuttermesser an der Stirn und am Bauch verletzt haben.
Drogenabhängiger in Angst
Der vermeintliche Zwischenhändler sei „wie vom Erdboden verschluckt gewesen“, hatte der Drogenabhängige bei der Polizei ausgesagt. Aus Angst vor den Männern habe er Geld vom Konto seiner Oma abgehoben, jeweils mehrere Tausend Euro. Wenn seine Oma ihn zum Arzt gefahren habe, um für ihn das Ersatzmittel für Heroin zu bekommen, habe er sich auf den Rücksitz des Autos gelegt, um nicht von den Männern entdeckt zu werden.
Das Gericht sichtete die Umsatzlisten der Konten. Der 24-Jährige soll demnach seine Oma um insgesamt 50 000 Euro beklaut haben. Der Ermittler schilderte die Angaben als „glaubwürdig“, er habe „bestimmt keine Räuberstory erzählt“. Der 30-Jährige war an einem Sonntag frühmorgens auf der Straße in Eppelheim festgenommen worden. Zuvor hatten die Beamten dort mehrere Wohnungen durchsucht.
Der Vorsitzende Richter Dr. Markus Krumme verlas einen Brief des 49-Jährigen an seinen Bruder in Athen. Das Schreiben des gebürtigen Albaners war aus dem Griechischen übersetzt worden. Er sei „in eine Sache mit zwei Junkies geraten“, hatte der Angeklagte seiner Verwandtschaft mitgeteilt. Ein „Betrüger aus Nordmazedonien“ habe ihm eine Falle gestellt. Er sei angeklagt worden, habe aber mit dem Rauschgift nichts zu tun: „Die haben Dinge gefunden, die mir nicht gehören.“
Der Prozess am Landgericht Heidelberg (Große Strafkammer) wird am Montag, 17. April, um 8.30 Uhr fortgesetzt.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/eppelheim_artikel,-eppelheim-raeuberische-erpressung-in-eppelheim-opfer-mit-messer-maltraetiert-_arid,2073219.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/eppelheim.html