Katholisches Gemeindehaus

Tosender Applaus für die Premiere des Wildfang-Theaters Eppelheim

Die Laiendarsteller des Wildfang-Theaters aus Eppelheim haben die hoch amüsante Beziehungskomödie „Das perfekte Geheimnis“ auf die Bühne gebracht.

Von 
Maria Herlo
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Das Ensemble des Wildfang-Theaters spielt „Das perfekte Geheimnis“. © Dorothea Lenhardt

Das Wichtigste in Kürze

Die Laiendarsteller des Wildfang-Theaters aus Eppelheim haben die hoch amüsante Beziehungskomödie „Das perfekte Geheimnis“ auf die Bühne gebracht.

Eppelheim. Tosender Applaus im ausverkauften katholischen Gemeindehaus: Die Laiendarsteller des Wildfang-Theaters haben die hochamüsante Beziehungskomödie „Das perfekte Geheimnis“ nach dem gleichnamigen italienischen Stück von Paolo Genovese auf die Bühne gebracht und am Donnerstagabend eine fulminante Premiere gefeiert. Mit ansteckender Spielfreude und sichtlichem Vergnügen gelang es dem Ensemble, die Erfolgskomödie witzig, klug und pointiert umzusetzen und dabei mit komödiantischen Einfällen den Zeitgeist augenzwinkernd aufs Korn zu nehmen.

Offenheit, Freundschaft, Beziehung und Verrat sind klassische Bühnenthemen. Was jedoch soziale Medien und Mobiltelefone für den modernen Menschen bedeuten, wird seltener thematisiert. Und genau hier setzt die Komödie „Das perfekte Geheimnis“ an: Hinter den Passwörtern verbergen sich Welten, die eigentlich niemand betreten darf. Wirklich niemand? Ganz sicher? Berechtigte Zweifel kommen auf.

Bei einem Gläschen Wein kommt man dem Geheimnis auf die Spur. © Dorothea Lenhardt

Alles beginnt leicht und locker im modernen Wohnzimmer eines Ehepaars – der Therapeutin Eva (Diana Spitznagel) und des Schönheitschirurgen Rocco (Florian Herrmann). Sie haben zwar ihre liebe Not mit ihrer Tochter Sofia (Anna Hench), aber sich selbst gut im Griff. Als Eva in Sofias Handtasche Kondome findet, ist Rocco entsetzt – allerdings weniger über den Fund als über den Eingriff seiner Frau in die Privatsphäre der Tochter.

Die Freunde treffen ein – und sorgen für Verwirrung

Damit ist die Stimmung gesetzt für das, was folgen wird. Während das Paar sich über die Erziehungsmethoden streitet und sich (reinen) Wein einschenkt, trudeln allmählich ihre Freunde ein: Anwalt Lele (Markus Lotzenburg), verheiratet mit Carlotta (Meryem Riester), der charmante Taxifahrer Cosimo (Max Blischke) und seine Frau Bianca (Sandra Linzmair) Grundschullehrerin, und der Sportlehrer Peppe (Mirko Stumpf).

Das Publikum amüsiert sich köstlich über die Komödie „Das perfekte Geheimnis“. © Dorothea Lenhardt

Es wird gewitzelt, geredet, gestichelt und parodiert. Bei den Gesprächen schälen sich allmählich die Charaktere heraus: Anwalt Lele ist nervös und gestresst, Charlotta impulsiv und direkt, Bianca unsicher, empfindsam, Cosimo charmant, aber etwas großspurig („Es stört mich, dass ich dich ein ganzes Leben lang kenne und nicht weiß, wer du bist“) und Peppe, dessen Geheimnis keiner kennt. Doch jedes kann gelüftet werden, auch wenn es perfekt erscheint. Dafür schlägt Eva ein riskantes Spiel vor: Alle sollen ihre Mobiltelefone auf den Tisch legen. Ausnahmen sind nicht erlaubt, bedingungslose Ehrlichkeit lautet die Devise.

Schon zu Beginn hat Eva prophetisch in die Runde gefragt: „Wie viele Paare würden sich wohl tagtäglich trennen, wenn der eine einen Blick ins Handy des anderen werfen würde?“. Die Antwort lieferte der Abend selbst. Hat wirklich niemand etwas zu verbergen? Hat jeder ein hundertprozentiges Vertrauen in seinen Partner? In den Freundeskreis? Wer wagt die Probe aufs Exempel?

Alle Nachrichten werden mit jedem geteilt – schonungslos

Flugs lagen alle Handys mit dem Display nach oben auf dem Tisch. Jede eingehende Nachricht wird ohne Ausnahme geteilt. Niemand widersetzt sich, auch der bis dahin unerkannt schwule Pepe nicht. Denn in dieser „Blackbox unseres Lebens“ ist alles gespeichert, was jeder so treibt und was ihn umtreibt. Die Spielregel lautete: Jeder Anruf, jede Sprachnachricht, jedes eingehende Video wird an diesem Abend öffentlich gemacht. Bald schon wird klar, dass es da nicht nur um nervende Schwiegermütter und geplante Schönheitsoperationen, um Ex-Partner oder Fitness-Apps geht.

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Mit jedem Klingelton steigt die Spannung. Was als harmloser Spaß beginnt, entwickelt sich schnell zu einem emotionalen Chaos. Nachrichten werden vorgelesen, Telefonate mitgehört, und selbst die kleinsten WhatsApp-Nachrichten offenbart. Die Bandbreite reicht von Peinlichkeiten über Unverschämtheiten, vom virtuellen Flirt bis zum handfesten Seitensprung. Und dementsprechend wandelt sich die Stimmung. Man ist schockiert über skandalöse Beziehungen, verblüfft und verletzt über Ehebruch. Was darf, soll, muss man akzeptieren, tolerieren, ignorieren? Und wie kommt man da heraus?

Je länger das Spiel dauert, desto misstrauischer werden alle Mitspieler. © Dorothea Lenhardt

Wie die Darsteller ihren Figuren Leben einhauchten, den Wortgefechten Esprit und Schärfe verliehen, war einfach großartig. Regisseur Manuel Kahl vertraute ganz auf sein Ensemble und dessen Freude am Spielen. Den großen Kosmos der Gefühle übertrug er geschickt in die Atmosphäre eines Wohnzimmers, ergänzt durch eine Terrasse, auf der die Gäste durch ein Teleskop die Mondfinsternis betrachten konnten. Kahl ließ die Handlung trotz zunehmender Dramatik nie ins Mystische und Tragische kippen. Zwar entlarvt „Das perfekte Geheimnis“ die bröckelnde Fassade bürgerlicher Freundschaft und Partnerschaft, doch endet der Abend mit einer ironischen Wendung: Vielleicht wurde das Spiel ja gar nicht wirklich gespielt – vielleicht war alles nur ein Gedankenspiel darüber, was gewesen wäre, wenn . . .

Mit klugen Regieeinfällen und ausgefeilter Technik (Wolfgang Philipp) gelang Kahl ein kurzweiliger, temporeicher Abend, der das Publikum immer wieder zum Lachen brachte. Das gesamte Ensemble des Wildfang-Theaters – einschließlich der Mitwirkenden hinter den Kulissen – wurde am Ende mit langanhaltendem Applaus und Blumen belohnt.

Freie Autorin

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