Im Porträt - Claudia Grau-Bojunga sitzt für die Grünen am Ratstisch / Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Natur und Klima

„Umweltschutz braucht eine Stimme“

Von 
Sabine Geschwill
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Claudia Grau-Bojunga ist für die Grünen neu im Gemeinderat. Die Diplom-Biologin hat sich als Treffpunkt für das Gespräch den Jakob-Neu-Platz ausgesucht. © Geschwill

Eppelheim. Es war nicht anders zu erwarten: Claudia Grau-Bojunga kommt zum Gespräch mit unserer Zeitung mit dem Rad. Sie nutzt für ihre täglichen Erledigungen und Besorgungen sehr gerne das umweltfreundliche Verkehrsmittel und hat auch kein Problem damit, sich mit einem Rock auf ihr sportliches Gefährt zu schwingen. Natur- und Klimaschutz liegen der neuen Gemeinderätin sehr am Herzen. Als Treffpunkt hat sich das neue Fraktionsmitglied der Grünen ein lauschiges kleines Plätzchen ausgesucht.

Der Jakob-Neu-Platz mit seinem schattenspendenden Baum, der Sitzbank, seinem üppigen Grün und den sommerlich blühenden Pflanzen, der kurz vor der Einfahrt zum großen Parkplatz am Friedhof liegt, ist ihr Lieblingsplatz in Eppelheim. „Weil es hier so schön wild und verwunschen aussieht und alles so wachsen darf, wie es will. Solche schönen Orte hätte ich gerne mehr in Eppelheim“, erklärt die Diplom-Biologin. Jetzt kann sie am Ratstisch selbst mitentscheiden und Eppelheim ein Stück weit grüner machen.

Die zweifache Mutter kandidierte zum dritten Mal auf der Liste der Grünen und wurde mit 2150 Stimmen in den Eppelheimer Gemeinderat gewählt. „Ich bin schon immer Grünen-Stammwählerin, aber kein Mitglied“, betont sie. Der siebte Sitz, den die 53-Jährige holte, wackelte bis zum Schluss.

Gerechnet hat die überzeugte Vegetarierin, die seit mehr als 15 Jahren als Fachberaterin in einem Eppel-heimer Reformhaus angestellt ist, nicht damit, dass sie in den Gemeinderat einziehen würde. „Aber ich habe auch immer gesagt, wenn ich gewählt werde, dann mach ich das auch“, betont sie im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ich bin sehr gespannt, was mich da alles erwartet und werde mich jetzt erst einmal in meine neue Aufgabe reinfinden.“ Auf „Parteigeklüngel“, wie es die neue Grünen-Rätin ausdrückt, hat sie keine Lust. „Ich freue mich auf eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit allen“, erklärt sie.

Ihr Wahlkampfmotto hat sie bewusst und aus Überzeugung ausgewählt: „Umweltschutz braucht eine Stimme!“ Wenn es nach Claudia Grau-Bojunga ginge, dann würde sie von heute auf morgen Plastikflaschen, Plastiktüten und Einwegbecher verbieten, generell die Müllvermeidung voranbringen, der Flächenversiegelung deutlich Einhalt gebieten, bereits versiegelte Flächen begrünen und zur Verbesserung des Mikroklimas in der Stadt den schwarzen Straßenasphalt gegen hellere Straßenbeläge austauschen.

„Mir fehlt in Eppelheim der Umwelt- und Klimaschutzgedanke. Der müsste allem Handeln zugrunde liegen. Dieser wichtige Punkt gehört in den Gemeinderat und in die Ausschüsse“, verdeutlicht sie. Die Diplom-Biologin geht beim Natur- und Umweltschutz mit gutem Beispiel voran. Sie nutzt das Auto nur, wo wirklich nötig, achtet beim Einkauf darauf, Verpackungen zu vermeiden. „Brötchen oder Brot hole ich beim Bäcker mit meiner Leinentasche.“ Der sorgsame Umgang mit Wasser ist für sie selbstverständlich. Sie sammelt Regenwasser und auch Küchenwasser, das sie beispielsweise zum Gemüsewaschen nutzt, um es im Garten zum Gießen zu verwenden. Energie spart sie beim Heizen ein. „Wir heizen im Winter nur die Räume, in denen wir uns aufhalten. Das Schlafzimmer wird bei uns nie geheizt.“ Überall verwendet sie Energiesparlampen und achtet darauf, den Standby-Betrieb bei Geräten auszuschalten.

Jugend kommt zu kurz

Kein Verständnis hat sie für jene, die sogar sonntags mit dem Auto Brötchen holen fahren oder für Eltern, die jeden Tag die Kinder mit dem Pkw zur Schule bringen. „Muss das alles sein?“, fragt sie sich dann jedes Mal. Es gibt aber auch vieles, was Claudia Grau-Bojunga an Eppelheim und den Eppelheimern gefällt: „Es sind vor allem das Engagement und die Ideen der Bürger, wenn es um die Zukunft der Stadt geht.“ Was sie auch hervorhebt: „Hier sind so viele ehrenamtlich aktiv, das finde ich ganz toll, weil sie ihre Freizeit für andere verwenden.“ Im Gemeinderat möchte sie auch der Jugend eine Stimme geben. „Die Jugendlichen kommen bei uns viel zu kurz.“ Man müsste nach Meinung der neuen Grünen-Rätin am besten direkt bei Kindern und Jugendlichen eine Befragung durchführen, wo diese ihre Wünsche für „ihr Eppelheim“ äußern könnten. Am liebsten würde sie Kindern und Jugendlichen in Verbindung mit einem autofreien Sonntag die „Stadt als Spielfläche“ zur Verfügung stellen.

Freie Autorin Ich bin seit 1995 als freie Journalistin und Fotografin für die Schwetzinger Zeitung im Einsatz und betreue dabei hauptsächlich den Lokalbereich Eppelheim.

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