Eppelheim. Als Marc Böhmann seine Ausführungen beendet hatte, brandete im Bürgersaal des Rathauses lauter Beifall auf. Der Kommentar des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Grünen zum Bürgerbeteiligungsprozess zur Entwicklung des Areals südlich des Eppelheimer Schulzentrums hatte den Nerv der Anwesenden getroffen. „Nach diesem Prozess kann es nicht mehr so sein, dass die zentralen Gedanken der Vorschläge vom Gemeinderat nicht berücksichtigt werden“, hatte er zum Abschluss der Präsentationsveranstaltung gesagt und seine Mitstreiter im Gremium somit klar in die Pflicht genommen.
Nach mehreren Monaten intensiver Zusammenarbeit war am Montag, 28. Juli, der im Mai gestartete Bürgerbeteiligungsprozess mit der Präsentation der Ergebnisse zu Ende gegangen. Rund 40 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger hatten in vier Foren ihre Ideen und Wünsche eingebracht, um ein zukunftsweisendes Nutzungskonzept für die Fläche zu erarbeiten.
Im Mittelpunkt der Präsentation standen die Bedürfnisse der Schulen, der Wunsch nach öffentlich nutzbaren Begegnungsräumen und eine klimafreundliche, nachhaltige Entwicklung des Geländes. Gemeinsam wurden drei Ideenskizzen entworfen, die möglichst viele Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger einbeziehen: Dazu zählen beispielsweise neue Grünflächen, Räume für Begegnung, Sport- und Freizeitangebote, aber auch attraktive Aufenthaltsbereiche für Schülerinnen und Schüler. Der Fokus lag stets auf der Innenentwicklung und dem Zusammenbringen verschiedener Nutzungen.
Lebenswerter Raum für alle Bürger in Eppelheim
Von einem Bildungscampus oder einer Begegnungsstätte für Schüler und Senioren war in den Vorschlägen unter anderem die Rede. Auch die Eröffnung eines Cafés wurde ins Spiel gebracht. Alle Ideenpapiere hatten zudem den ökologischen Faktor inklusive einer Entsiegelung der Fläche im Blick. Ziel dabei immer: Ein lebenswerter Raum für alle Eppelheimer.
Die Moderation des Prozesses lag bei Kristina Oldenburg von der Beratungsfirma Kokonsult. Sie begleitete die Gruppe durch Höhen und Tiefen. Oldenburg verglich den Weg mit einer Achterbahnfahrt, die jetzt tatsächlich am Ziel angekommen ist. Der Erfolg lag dabei nicht zuletzt im kreativen Miteinander und der Bereitschaft aller, verschiedene Blickwinkel einzubeziehen und flexibel auf neue Ideen zu reagieren. „Es war beeindruckend, wie respektvoll und offen der Austausch verlief“, fasste eine Teilnehmerin die Atmosphäre zusammen.
Bürgermeister Matthias Kutsch zeigte sich ebenso begeistert vom Engagement der Teilnehmenden: „Das war wirklich beeindruckend. Das ist für mich gelebte Demokratie und Bürgerbeteiligung. Jetzt muss der Gemeinderat entscheiden, was er mit diesen Vorschlägen macht.“
Ob die Gemeinderäte den Vorschlägen tatsächlich folgen, darf zumindest bezweifelt werden. So lobten zwar alle Mitglieder die Kreativität und Ernsthaftigkeit der Gruppe. Und auch von den Ergebnissen waren alle begeistert. Einige Vertreter verwiesen jedoch auf die begrenzten finanziellen Spielräume und der Fragen nach dem finalen Standhalten eines Realitätschecks.
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Eines dürfte nach der Veranstaltung im Eppelheimer Rathaus aber sicher sein: Eine Entscheidung im Hinterzimmer über die Köpfe des Bürgerforums hinweg ist durch den beeindruckenden Prozess ausgeschlossen. Das sollte den Gemeinderäten aller Parteien klar sein.
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