Hockenheim. Mit einer von rund 600 Teilnehmern besuchten Kundgebung hat Hockenheim am Freitagnachmittag ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus gesetzt. Dem Aufruf des Bündnisses aus Parteien, Kirchen und öffentlichen Organisationen zeigten auch viele Menschen aus den umliegenden Gemeinden bei der friedlichen Zusammenkunft unter dem Motto „Hockenheim bleibt bunt. Gemeinsam sind wir stark“, dass sie sich für Vielfalt und Toleranz aussprechen.
Nein zu Antisemitismus und Remigration - Klares Zeichen in Hockenheim
Die Organisatorinnen Felicitas Offenloch-Brandenburger (Arbeitskreis Jüdische Geschichte) und Elke Dörflinger (Bündnis 90/die Grünen forderten einleitend: „Es muss Schluss sein mit dem Gequatsche über Remigration. Remigration ist getarnte Massenvertreibung und nichts anderes als Deportation.“ Schon viel zu lange schaue die Gesellschaft dem braunen Treiben und dem wiedererstarkten Antisemitismus zu – das sich zuweilen hinter einer blauen Fassade verstecke.
Im Auftrag aller Fraktionen des Gemeinderats sprach Claudia Loff, selbst kein Mitglied des Gremiums. Es bestehe kein Zweifel daran, was die AfD aus Deutschland machen möchte. „Das dürfen wir nicht stillschweigend hinnehmen. Sie würde unser Land komplett gegen die Wand fahren.“ Die zahlreichen Kundgebungen dagegen dürften nicht das Ende, sie müssten der Startschuss sein, forderte Loff. Zivilcourage sei jeden Tag gefordert: „Die Demokratie braucht Sie – jetzt.“
Als erster der drei Landtagsabgeordneten sagte Dr. Andre Baumann (Grüne) mahnte: „Wir müssen uns bewusst sein, wie fragil unsere demokratischen Prinzipien und unsere Freiheit sind.“ Die demokratischen Parteien stünden zusammen, „wenn es um unser Land und unsere Demokratie geht“. Diese sei wehrhaft: „Es gilt: keine Freiheit für die Feinde der Freiheit, keine Toleranz gegenüber der Intoleranz.“ Es gebe das Recht auf freie Meinungsäußerung, aber kein Recht der AfD auf eigene Fakten und auf Lügen.
Daniel Born (SPD) begrüßte vor allem die vielen Kinder unter den Teilnehmern. Das mache viel Mut, den das Land brauche aufgrund der Ängste, die die AfD schüre mit ihren Plänen von „ethnischen, sozialen und kulturellen Säuberungen“. Dem hielt Born entgegen: „Aber in diesem Land werden die Faschisten nie wieder Macht haben – wir stehen dem entgegen, wir wissen, was unsere Demokratie Wert ist.“ Das Wahlrecht sei das wichtigste Recht, das man jetzt in die Hand nehmen könne, „um den Rechten auch in den Parlamenten die Tür zuzuschlagen“.
Man müsse nicht nach Potsdam gehen, um die Absichten der AfD zu durchschauen, ein Blick nach Stuttgart genüge, erklärte Andreas Sturm (CDU). Auch dort habe sie über Remigration gesprochen, sie sei Teil des Wahlprogramms, und das treibe einen Keil in die Gesellschaft. Sturm erinnerte an die Gedanken des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers Martin Niemöller über die Gefahr des zu langen Schweigens. Eine Demokratie sei nur so gut, wie sie die Schwachen in der Gesellschaft schütze.
Hockenheimer Pfarrer: "Gottes bunte Welt nicht braun einfärben"
Eindringlich war der Beitrag von Pfarrer Christian Müller, der aus den Erinnerungen von Ruth Worzalla zitierte, die in ihrem Buch die Deportation ihrer jüdischen Freundin schildert, die sie hilflos miterleben musste. Müller unterstrich: „Für den rechten Dämon haben wir Christinnen und Christen keinen Platz. Wir haben aus der Geschichte gelernt.“ Der Glaube sei von Menschen überliefert worden, die nicht unserem Kulturkreis angehören. Das Christentum stehe auf jüdischem Boden. „Wir lassen uns Gottes bunte Welt nicht braun einfärben“, sagte Müller.
Im Namen der Naturschutzverbände BUND Hockenheimer Rheinebene und den Nabu Hockenheim betonte Uwe Heidenreich, dass diese für eine starke Demokratie mit einer lebendigen Zivilgesellschaft einstehen. „All das gehört zusammen: unteilbare Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit, lebendige Natur und eine klimagerechte Zukunft“, sagte Heidenreich: „Wir stellen uns entschieden gegen Ausgrenzung und Diskriminierung.“
Den Jugendgemeinderat vertrat dessen Sprecherin Hanna Bühler. Sie unterstrich: „Protest zu wählen, um ,ein Zeichen zu setzen’, ist der falsche Weg für ein Zeichen.“ Das bedeute, die Zukunft in die Hand von Menschen zu legen, denen andere Menschen egal zu sein scheinen.
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