Plankstadt. Schon von weitem ist das lodernde Mahnfeuer am Montagabend in der Dunkelheit zu sehen. Auf den Feldern beim alten Wasserwerk zwischen Plankstadt und Eppelheim haben sich viele Landwirte versammelt und ihre Traktoren hellerleuchtet in einer Reihe aufgestellt.
Sie alle eint eine Sorge – und zwar die Sorge um die eigene Existenz. „Es soll so bleiben, wie es war“, sagt Christian Treiber aus Eppelheim. Der Landwirt spricht über die geplanten Streichungen der Steuervergünstigungen für landwirtschaftliche Betriebe, welche die Ampelkoalition auf den Weg bringen möchte. So sind Betriebe zum Beispiel aktuell von der Kfz-Steuer befreit.
Das soll sich mit den neuen Plänen der Bundesregierung ändern. Auch die bislang geltende Sonderregelung für den Agrardiesel soll entfallen.
Die Konsequenz: Statt einer Steuererstattung müssen die Landwirte für den Diesel mehr zahlen. „Das können zusätzliche Kosten von 3000 bis 4000 Euro im Jahr sein“, sagt Jürgen Emmert, zweiter Vorsitzender des Bauernverbands Plankstadt. Kosten, die sich so mancher landwirtschaftlicher Betrieb nicht mehr leisten kann, wie aus den Gesprächen rund um das Mahnfeuer herauszuhören ist. Die Forderung daher: Bauern sollen weiterhin von der Kfz-Steuer befreit bleiben und auf den Agrar-Diesel Steuervergünstigungen bekommen.
Herausforderungen für Landwirte in Plankstadt und Eppelheim werden immer größer
Dass die Arbeit in der Landwirtschaft immer härter wird, sieht auch Christian Treiber so. Der 31-Jährige ist Vollzeit als Gärtner bei der Stadt tätig, arbeitet aber bei seiner Familie auf dem Hof mit. „Dort werde ich gebraucht“, sagt er. Die Treibers bauen unter anderem Getreide an, halten aber auch Hühner.
Generell, so der junge Landwirt, werde die Arbeit immer mühsamer und die Kosten drumherum immer teurer. „Die Preise steigen, alles wird teurer. Das fängt beim Düngemittel an, geht zum Saatgut bis hin zu den Reparaturkosten“, meint er. „Die Werkstätten haben ja auch ihre Preise erhöht.“ Kein Verständnis hat er dafür, dass die Bauern nun eine Kfz-Steuer für Traktoren zahlen sollen. „Wir fahren in 90 Prozent der Fälle mit dem Traktor vom Hof raus aufs Feld und kaum über öffentliche Straßen“, sagt er.
Bauern aus der Region wollen Solidarität bekunden
In ganz Deutschland protestierten am Montagabend tausende Bauern gegen die Agrar-Politik des Bundes. Mit dem Mahnfeuer in Plankstadt wolle man Solidarität mit den Berufskollegen in Berlin zeigen, sind sich Christian Treiber und Jürgen Emmert einig. Leider konnten nicht alle nach Berlin reisen, sagt der Eppelheimer Landwirt. „Manche haben Tierhaltung und können deshalb nicht weg.“
Unterstützung erfahren die Bauern aus der Region auf der Verbandsebene. Der Deutsche Bauernverband, der gemeinsam mit den Landesbauernverbänden zur Demo am Montag aufgerufen hatte, lehnt die Agrardieselpläne „strikt“ ab.
„Dieses Vorhaben ist eine Kampfansage an die deutsche Landwirtschaft und an uns Bauernfamilien“, wird Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, in einer Pressemitteilung zitiert. Sollte die Bundesregierung die Pläne umsetzen, „wäre das eine weitere massive Belastung für unsere Betriebe und würde uns in der europäischen Wettbewerbsfähigkeit stark schwächen.“
Der Präsident fordert die Ampelregierung dazu auf, die Pläne zurückzuziehen. „Zu viel ist zu viel! Wenn diese Pläne nicht zurückgenommen werden, wird es heftigen Widerstand geben“, wird er in einer Pressemitteilung des Verbandes zitiert. Sollte die Regierung weiterhin an den Plänen festhalten, kündige der Bauernverband Medienberichten zufolge weitere Demonstrationen an.
Neben den neusten Entwicklungen in der Agrar-Politik bleiben die Landwirte in der Region weiterhin im Ungewissen, was den Bau der Bahntrasse zwischen Mannheim und Karlsruhe angeht. So waren auch am Montagabend Mitglieder der Bürgerinitiative „Keine Bahntrasse“ aus Plankstadt vor Ort, um die Bauern bei ihren Protesten zu unterstützen. „Was für einen Wert hat die Landwirtschaft noch?“, fragt Vorsitzende Alexandra Ulrich und bekundet Solidarität mit den Bauern aus der Region. Ihre Kollegin Caren Thönnessen-Knoglinger ergänzt, dass die Bahntrasse auch über die Querspange verlaufen könnte, sodass weniger Landwirte von einer möglichen Streckenbebauung durch die Deutsche Bahn betroffen wäre.
Ungewissheit bleibt bei Landwirten
Holger Koch aus Edingen-Neckarhausen ist ein Landwirt, dessen Betrieb durch die Bahntrasse betroffen wäre. Auch er ist am Montagabend zum Mahnfeuer am alten Wasserwerk gekommen. Neben den Sorgen, was die Bahntrasse für seinen Betrieb bedeuten könnte, schwebt nun die geplanten Kürzungen der Subventionen für Bauern über dem Betrieb. „Wir arbeiten noch viel mit altem Blech“, sagt er. Setzt die Bundesregierung ihr Vorhaben durch, könnte es für den Landwirt „sehr teuer“ werden.
Auch wenn sich die Solidarität unter den Berufskollegen an diesem Abend besonders zeigt: Es bleibe die Ungewissheit, so die Landwirte.
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