„Plötzlich Prinzessin“ fühlen sich die Achtklässlerinnen der Schule am Kraichbach, als sie in Reifrock und barockem Kleid ihren Mitschülern gegenüberstehen. „Jungs, ihr müsst euch tiefer verbeugen. Achtet auf eure Handbewegung“, erklärt die Schlossführerin den Jungen der Klasse, als sich beide Gruppen im Treppenhaus des Mannheimer Schlosses zur Begrüßung gegenüberstehen.
Die Kostüme konnten sich die 13 Jugendlichen vorher im Fundus der Museumspädagogik aussuchen. Traditionell besuchen die Achtklässler der Schule am Kraichbach ein Schloss in der Umgebung, wenn sie im Unterricht das Thema Französische Revolution behandeln. So lässt sich das Leben am Hofe besser vorstellen als nur durch Bücher. Und in Kostümen macht solch eine Schlossführung gleich viel mehr Spaß.
Nach der Begrüßung mit Verbeugung und Knicks spielt die Schulklasse das typische Hofzeremoniell nach. Sie lernt, wie Gäste damals im Schloss empfangen wurden. Klassenlehrer Manuel Schlosser und Schulsozialarbeiterin Anna Schlitt dürfen den von einem Schüler gespielten Gast nacheinander auf der Treppe immer ranghöheren „Adligen“ vorstellen. „Wie lange das wohl damals gedauert hat, bis der Gast beim Kurfürsten war“, merkt Schülerin Julia an, als alle endlich im ersten Stock ankommen.
Dort besichtigt die Klasse die Prachträume der kurfürstlichen Residenz, die mit 440 Metern Länge zu den größten Schlössern Europas gehört. Die Schülerinnen und Schüler erfahren dabei viel Wissenswertes. Zum Beispiel war ein Grund für den sommerlichen Rückzug des Kurfürsten ins Schwetzinger Schloss das damalige Malaria-Problem in Mannheim. Selbst Friedrich Schiller erkrankte 1783 in Mannheim daran. Ohne Mückenstiche, aber dafür mit neuem Wissen und tollen Kostümfotos für Instagram ging es zurück nach Hockenheim. zg/mas