Als die Stadtverwaltung im Herbst 2015 die Bevölkerung einlud, sich an der Gründung eines Hockenheimer Asylnetzwerks zu beteiligen, folgten über 200 Bürgerinnen und Bürger diesem Aufruf. Der größte Teil der damaligen Gäste arbeitete danach in unterschiedlichen Funktionen und Rollen mit. Im Laufe der Jahre veränderten sich die Aufgaben des Asylnetzwerks. Nun braucht der Zusammenschluss eine Auffrischung. Eine Informationsveranstaltung im Lutherhaus sollte dazu den Auftakt geben.
„Aus der Entwicklung einer Willkommenskultur für neu ankommende Geflüchtete entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Integrationskultur, in der es eher um die Entwicklung einer längerfristigen Bleibeperspektive für die Geflüchteten geht. Mithin veränderten sich auch die quantitativen und inhaltlichen Anforderungen an das Asylnetzwerk“, erläuterte der damalige Mitgründer des Asylnetzwerks und heutige Hockenheimer Integrationsbeauftragte Konrad Sommer in seinem Eröffnungsreferat bei dem Treffen, zu der er zusammen mit der evangelischen Kirche Anfang dieser Woche eingeladen hatte.
Aktuell 50 Engagierte aktiv
Ziel der Veranstaltung war die Gewinnung neuer Mitglieder und Aktiver für das Hockenheimer Asylnetzwerk, in dem sich heute noch rund 50 Menschen engagieren. Die Veranstalter begrüßten gut 20 Teilnehmer an diesem Abend im Lutherhaus, von denen sich einige schon in der Vergangenheit im Asylnetzwerk engagiert haben.
„Natürlich hätten wir gern mehr Gäste empfangen. Begeistert sind wir allerdings von der Kompetenz und dem Engagement, welche auch die neuen Mitglieder heute Abend an den Tag legten“, machte Sommer aus seinen gemischten Gefühlen an diesem Abend keinen Hehl. Besonders positiv bewerteten alle Teilnehmer die Tatsache, dass das Café Komm, das schon in der Vergangenheit praktisch die Herzkammer des Hockenheimer Asylnetzwerks darstellte, nach Ostern wieder öffnen wird.
Freiwillige für Möbeltransporte
„Nach jetziger Planung bleibt es bei dem bewährten Konzept und den bisherigen Terminen dienstags und samstags“, freute sich Pfarrer Michael Dahlinger, der im Lutherhaus gleichzeitig die Räumlichkeiten für das Asylcafé bereitstellt. Auch in anderen Bereichen sahen die Veranstalter hoffnungsvolle Ansätze. So fanden sich Freiwillige, die ihre handwerklichen Talente gerne bei der Montage und dem Transport von Möbeln zur Verfügung stellen möchten.
Schulische Begleitung wichtig
„In Anbetracht der Tatsache, dass wir im Moment viele Geflüchtete, nicht nur aus der Ukraine, auf der Basis privater Mietverträge in Häuser und Wohnungen vermitteln und deshalb in der Beschaffung und dem Transport gebrauchter Möbel vor einer großen Herausforderung stehen, hatten wir uns zu diesem Thema noch mehr Menschen gewünscht, die solche Umzüge unterstützen“, bekannte Sommer.
Er betonte aber auch: „Es ist noch nicht aller Tage Abend. Wir werden dort weiter werben und versuchen, zusätzliche Teams zu finden, die diese anspruchsvollen und natürlich bisweilen auch anstrengenden Jobs übernehmen.“
Ein weites und ebenso anspruchsvolles Tätigkeitsfeld stellt die Betreuung von Familien und Einzelpersonen dar. Gerade Kinder und Jugendliche, von denen nun viele aus der Ukraine zu uns kommen, benötigen dringend Unterstützung im Rahmen der schulischen Integration und der Hausaufgabenbegleitung. Eine unerwartete Offerte erhielten die Veranstalter in diesem Zusammenhang vonseiten des Kinderschutzbundes. Dieser ließ über eine Vertreterin offiziell ausrichten, dass er gerne Familien und Kinder mit Fluchthintergrund durch entsprechende Patenschaften unterstützen würde und dem Asylnetzwerk deshalb eine Partnerschaft anbieten würde.
In Sachen digitale Kommunikation über Internet und Social Media zeichnen sich ebenfalls Lösungen ab, „die jedoch zum jetzigen Zeitpunkt wohl noch nicht spruchreif sind“, wie Pfarrer Dahlinger und Sommer betonen.
Sieben anstrengende Jahre
Ein Resümee der Veranstaltung zog der Hockenheimer Integrationsbeauftragte, indem er ganz offen sagte: „Natürlich hätten wir gerne mehr Gäste gehabt. Andererseits kann ich auch verstehen, dass die Leute nach sieben Jahren der Bewältigung großer Flüchtlingszahlen und einem Jahr Krieg in Europa das Thema einfach satthaben. Ehrlich gesagt, geht mir das manchmal auch so. Aber wir werden uns nicht unterkriegen lassen und weiter um jede ehrenamtliche Hand kämpfen, die sich uns anbietet!“
Wer sich für eine Mitarbeit im Hockenheimer Asylnetzwerk interessiert, kann sich jederzeit persönlich an das Büro des Integrationsbeauftragten in der Ottostraße 2 oder per E-Mail an k.sommer@hockenheim.de wenden. zg/kso