Gespinstmotte - Sträucher hüllen sich in ein bizarres Tuch

Der Christo unter den Raupen

Von 
Andreas Wühler
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Im Talhaus hat die Pfaffenhütchen-Gespinstmotte einen Neuaustrieb besetzt. © Heidenreich

Hockenheim. Nein, es ist nicht der gefürchtete Eichenprozessionsspinner, der auch in Hockenheim mittels eines zugelassenen Biozids bekämpft wird, dessen Netze derzeit im Talhaus an vielen Sträuchern zu sehen sind. Deutlich erkennbar ist der Unterschied zum Prozessionsspinner an den befallenen Büschen, die von einem Gespinst umhüllt sind, gegen das die Pflanzen in der Umgebung wohl immun sind. Was ein Indiz dafür ist, dass die Gespinste keine Gefahr für die Pflanzen darstellen.

Die Pfaffenhütchen-Gespinstmotte befällt, wie ihr Name schon sagt, überwiegend die Pfaffenhütchen. Sie verzaubert jedes Jahr wieder ihre Wirtspflanzen zu bizarren Gebilden, schadet ihnen aber nicht, genauso wenig wie dem Menschen. Auch wenn die Büsche, die wie Geister im Nebel wirken können, schon einen leicht unheimlichen Eindruck bieten und manch wenig in der Insektenkunde bewanderter Zeitgenosse hinter den Gespinsten die Nester großer Spinnen vermutet, die im Verborgenen auf ihre Beute lauern. Doch nichts dergleichen ist der Fall, die Gespinstmotte mit gerade einmal 25 Millimetern Körperlänge reicht kaum zum Erschrecken. Und auch ihre Raupen wirken wenig beeindruckend.

Nahrungspflanze Spindelstrauch

Die Wissensplattform Wikipedia listet einige Angaben zur Gespinstmotte auf: Wichtigste Nahrungspflanze der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte ist der Gewöhnliche Spindelstrauch (Euonymus europaeus), der wegen des Aussehens seiner Früchte auch als Pfaffenhütchen bekannt ist. Die Eier werden von der Motte in Gruppen von 50 bis 100 Stück an den Zweigen der Raupennahrungspflanzen abgelegt.

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Die Eiraupen überwintern normalerweise, um dann im Mai des nächsten Jahres in einem endständigen Blatt zu minieren, das dadurch verwelkt. Von Mai bis Juni leben die Raupen gesellig in weitläufigen feinen Gespinsten, wobei häufig ganze Büsche überzogen und entblättert werden. Die Raupen benagen die Rinde der Zweige. Eine Prozedur, die von den Pflanzen schadlos überstanden wird. Nur wenige Arten wie die Apfelbaumgespinstmotte schädigen Obst- und Gartengehölze und müssen deshalb bekämpft werden.

An den Larven der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte parasitieren verschiedene Arten von Raupenfliegen, weshalb sich diese zum Schutz – auch vor anderen Fressfeinden – in ihr Gespinst einhüllen, ähnlich der Gesichtsbedeckung eines Imkers zum Schutz vor Bienen.

Kurzum, das Gespinst diente dem Schutz und von ihm geht, wie auch von den Raupen, keine Gefahr für die Menschen aus. Eher ist es angeraten, die kurze Zeit, in der die Gespinste die Büsche verhüllen, zu nutzen und sich an ihrer bizarren Schönheit zu erfreuen. aw

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