Gastgewerbe in Hockenheim

Ehemaliger Gasthof Talhaus: Bauantrag für Drive-in und Hotel eingereicht

Heberger und Wilhelmi wollen dieses Jahr die Bäckerei- und Beherbergungspläne auf dem Gelände des ehemaligen Gasthofs Talhaus umsetzen.

Von 
Matthias Mühleisen
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Hier wird sich vieles verändern: Der ehemalige Gasthof Talhaus, der seit acht Jahren geschlossen ist, wird abgerissen, an seiner Stelle entsteht ein dreigeschossiges Gebäude mit Bäckerei inklusive Drive-in im Erdgeschoss und zwei Hoteletagen. © Lenhardt

Hockenheim. Das Banner verkündet schon seit geraumer Zeit, dass es an der nördlichen Stadteinfahrt jetzt Wilhelmi-Backwaren gibt, doch der Verkaufswagen der Großbäckerei parkte nur für kurze Zeit vorm ehemaligen Gasthof Talhaus. Seitdem ist Warten auf die Umsetzung der Pläne angesagt, die vor knapp vier Jahren erstmals bekanntwurden. Doch dieses Jahr wird es was mit Drive-in und Hotel: Ende 2021 ist der Bauantrag eingereicht worden, teilte Christian Hildenbrand, Geschäftsführer der Heberger Hoch-, Tief- und Ingenieurbau GmbH auf Anfrage mit.

Konkretere Zeitpläne werde Heberger in den nächsten Wochen mit der Familie Wilhelmi besprechen, bei der Barbara Gross und Philipp Wilhelmi als Eigentümergemeinschaft agieren. Der Hockenheimer Gemeinderat hatte in seiner Dezembersitzung der Änderung des Durchführungsvertrags im Zusammenhang mit dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan „Talhaus/Waldgewann“ zugestimmt.

Die Planung war umfassend überarbeitet worden, unter anderem wurden die Zimmergrundrisse teilweise vergrößert, sodass nun sechs Doppelzimmer pro Etage eingerichtet werden können, erläuterte der Leiter des Fachbereichs Bauen und Wohnen, Christian Engel, in der Sitzung. Zuvor seien ausschließlich Ein-Personen-Zimmer vorgesehen gewesen. Alles in allem entstehen 28 Zimmer in dem Gebäude.

Gesamtkubus unverändert

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Das habe Auswirkungen auf die äußere Gliederung der Fassade, die Fenster mussten anders angelegt werden. Die komplette Gebäudeorganisation sei gegenüber dem ursprünglichen Plan umgekrempelt worden. Laut Engel wurden Sozialräume erforderlich, Brandschutzbestimmungen mussten umgesetzt werden. Auch an den Wärmepumpen auf dem Dach wurde nachgearbeitet. Der Gesamtkubus sei aber beibehalten worden, bleibe im Baufenster und halte sich an den Rahmen des Bebauungsplans, der somit nicht geändert werden müsse, sondern lediglich der Durchführungsvertrag, der bereits ein Jahr zuvor notariell beurkundet worden war.

Mit dem Abschluss des aktualisierten Durchführungsvertrages inklusive aller Anlagen soll sichergestellt werden, dass die Vorhabenträger eine Bebauung entsprechend der vorgelegten Planentwürfe vornehmen. Die Zu- und Abfahrtssituation zum Grundstück sowie die verkehrliche Situation rund um das Bauvorhaben hat sich gegenüber den beschlossenen Plänen nicht geändert, teilte die Verwaltung in der Beschlussvorlage mit.

Rund 400 Pkw zusätzlich erwartet

Eine Untersuchung des Büros „R+T“ aus Darmstadt ging von einem Mehraufkommen von rund 400 Pkw auf der Talhausstraße durch den Betrieb aus. Das hielt das Büro für machbar, die Ampelanlage an der Talhauskreuzung sei dafür ausreichend dimensioniert.

Einfahren können Kunden und Gäste auf beiden Seiten des Grundstücks an der Talhausstraße. Die Zufahrt aus Richtung Innenstadt erfolgt nach der sogenannten Globus-Kreuzung über einen Linksabbiegerstreifen, der zum Drive-in-Schalter hinter das Gebäude führt. Aus Richtung Ketsch ist die Zufahrt direkt zum Parkplatz am nördlichen Rand des Geländes möglich.

Die Ausfahrt an dieser Stelle in Richtung Ketsch hatte im Gemeinderat für Gesprächsbedarf gesorgt. Die Überquerung der Talhausstraße wurde als zu gefährlich eingestuft, auch wenn die Polizeibehörde unter dem Vorbehalt einer erfolgreichen Testphase zugestimmt hatte. Verkehrsrechtlich sei eine solche Führung möglich, weil dabei nur eine Fahrbahn gekreuzt werde, teilte die Verwaltung bei den im Mai 2019 geführten Beratungen mit.

Nach Abriss der alten Gaststätte soll ein dreigeschossiges Gebäude entstehen – mit Verkaufsfläche inklusive Drive-in im gläsern gestalteten Erdgeschoss und einem Hotel in den beiden Obergeschossen.

Aus „Jägerlust“ hervorgegangen

Der Gasthof „Talhaus“, 1894 als Waldrestaurant „Jägerlust“ erstmals geöffnet, ist seit acht Jahren geschlossen. Hans Seyfried hatte den Betrieb nach etwas über 30 Jahren verkauft und im Februar 2014 zum letzten Mal geöffnet. Über Jahrzehnte war der Gasthof bekannt für eine metzgermeistergeprägte Küche mit Schlachtbüfetts und Ochsenkopfessen, Stammtischgemeinschaften jeden Alters sowie Festivitäten und Treffs in den Nebenzimmern. Anfangs war der Gasthof Treffpunkt für Ausflügler und Spaziergänger, mit dem wachsenden Industriegebiet Talhaus bot das Haus auch Übernachtungen an. Diese Tradition wird an der Stelle bald wieder aufgegriffen werden.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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