Blauer Himmel, die Sonne scheint, es herrschen angenehme 25 Grad. Perfektes Wetter für die Jugendfeuerwehr den Löschangriff auf dem Gelände gegenüber der Feuerwache zu üben, bei dem viel Wasser im Spiel ist. Doch bevor die sieben Nachwuchs-Kameraden den Einsatz üben und die „brennenden Bäume“ löschen, steht unter anderem ein Corona-Test und das Umziehen auf dem Programm – jeden Montag das gleiche Prozedere.
Seit 2012 ist Jugendwart Christoph Schwegler (25) bei der Feuerwehr in Hockenheim. Es ist ein Familiending, denn auch sein Vater war bereits bei den Floriansjüngern. Früh bei den Brandbekämpfern einzusteigen, biete Vorteile, da die Kameradschaft untereinander einen großen Stellenwert hat und den Einstieg bei den Aktiven erleichtere. „Je früher die Kinder dabei sind, desto früher lernen sie das“, sagt Schwegler, dass die Feuerwehr außerdem wie eine zweite Familie ist. 16 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 17 Jahren sind derzeit Teil der Hockenheimer Wehr. Die Pandemie habe Mitglieder gekostet, zudem sei es derzeit für Interessierte nicht möglich, Schnupperstunden zu besuchen, da keine Neuen aufgenommen werden dürfen. Allgemein sei es schwer, Kinder zur Feuerwehr zu locken, sagt Schwegler, dass man über jeden Jugendlichen glücklich sei, der sich für die Feuerwehr interessiert und auch dabeibleibt.
Grundausbildung mit Prüfung
Wer sich entscheidet, auch bei den Aktiven zu bleiben und bei Einsätzen dabei zu sein, muss mit 18 Jahren fünf Wochenenden eine Grundausbildung machen und anschließend auch eine Prüfung absolvieren. Erst dann ist ein aktiver Einsatz möglich. Aber Schwegler betont auch, dass das regelmäßige Kommen ein wichtiger Aspekt sei, „denn wer mitspielen will, muss auch da sein.“ Aber wie bei Vereinen auch, gebe es das Alter mit 15/16, das besonders schwierig sei. Interessen ändern sich, die Mädchen und Jungen entwickeln sich in unterschiedliche Richtungen – „da merkt man dann schon, wo der Weg hingeht“.
Im Sommer ist die Jugendfeuerwehr bei ihren Übungseinheiten viel im Freien, übt zum Beispiel Löschangriffe. Aber auch Fahrzeugkunde, Brandschutzerziehung – wie zum Beispiel „Was ist überhaupt Feuer?“ – oder auch Erste Hilfe stehen dabei im Fokus und gehören dazu. „Die Theorie ist die Grundlage und die Praxis das Wichtige. Wer es in der Theorie kann, kann auch die Praxis“, erklärt Schwegler.
Bevor die Übungseinheit der Jugendfeuerwehr beginnt, müssen die zehn Mädchen und Jungen, die an diesem Montag da sind, einen Corona-Schnelltest machen. „Das kostet uns viel Zeit“, sagt Felix Jung, stellvertretender Jugendwart. Die sechs Leiter sind geimpft, die Kinder alle negativ. Das heißt, es kann losgehen. Immer zwei bis drei der Mädchen und Jungen dürfen gleichzeitig zum Umziehen. Die Masken müssen alle Beteiligten die ganze Zeit tragen. „Wir gehören zum Katastrophenschutz und haben daher höhere Maßnahmen als zum Beispiel Sportvereine“, erklärt Christoph Schwegler. Während die Kinder sich ihre Feuerwehr-Kleidung anziehen, gehen auch die sechs Jugendleiter in ihre Uniformen schlüpfen. Felix Jung fährt zwei Einsatzwagen aus dem Depot. Das Löschgruppenfahrzeug 8/6 stellt er auf der Fläche gegenüber der Feuerwache ab, während er das Tanklöschfahrzeug (TLF) 2040 Sonderlöschmittel (SL) auf dem Hof positioniert.
Was bedeutet die Kennung?
Die Kinder werden in Gruppen eingeteilt. Sofia Petridis, Noah Grün und Lukas Mitterwald sind die neuesten Mitglieder bei der Jugendfeuerwehr und lernen an diesem Tag die Fahrzeuge nochmal genauer kennen. Marvin Berger und Alena Mahler zeigen unterschiedliche Einsatzmittel und wollen die Bezeichnungen von den Kindern hören. Wenn es hakt, helfen sie. So erarbeiten sie gemeinsam mit den Jugendleitern, warum das Fahrzeug den Namen TLF 2040 SL trägt. Tanklöschfahrzeug ist dabei sofort klar. Bei den Zahlen hakt es, aber gemeinsam mit Christoph Schwegler kommen sie auf die Lösung. Die 20 steht für 2000 Liter Pumpleistung pro Minute und die 40 für 4000 Liter im Tank.
Berger und Mahler zeigen einen Systemtrenner, einen Hydrantenschlüssel und erklären vor allem die Nutzung von Schaum zum Löschen. „Der Schaum dient eigentlich nur für Flüssigkeitsbrände oder wenn man etwas vor dem Feuer schützen möchte“, erklärt Schwegler, der beide Gruppen mit seinem Wissen unterstützt. Dabei betont er: „Schaum nutzen wir nur in seltenen Fällen, weil es schlecht für die Umwelt ist.“ Sofia Petridis (13) hört zu, schaut interessiert, aber gibt zu, dass sie noch in der Probierphase ist und sich derzeit nicht in der Zukunft bei der Feuerwehr sehe. „Mir wurde von vielen Seiten die Feuerwehr empfohlen und ich probiere viel aus. Auch das wollte ich machen“, sagt sie, die – mit Corona – seit zwei Jahren dabei ist. Christoph Schwegler betont, dass den Kinder rund 1,5 Übungsjahre durch die Pandemie fehlen.
Florian (16) will zu den Aktiven
Gegenüber der Feuerwache sind die anderen sieben Kinder und Jugendliche tätig. Das Löschgruppenfahrzeug 8/6 (Besatzung: neun Personen, Pumpenleistung: 800 Liter/Minute, Wassertank: 600 Liter) steht bereit, die Jugend übt bereits den ersten Löschangriff unter der Leitung des Gruppenführers Florian Wachter. Der 16-Jährige ist begeistert von der Feuerwehr, will dabeibleiben und Teil der aktiven Wehr werden. „Seit meinem zehnten Geburtstag bin ich bei der Feuerwehr. Ich habe mich schon immer interessiert und bei einem Sommertagsumzug habe ich die Mitglieder angesprochen. Sie waren zum Schneemannlöschen da und ich fand es super“, erzählt Florian Wachter euphorisch, dem die Aufgaben viel Spaß machen. Er gibt zu, dass Fahrzeugkunde nicht so spannend ist, wie mit dem Fahrzeug rausfahren oder Löschangriffe zu üben, aber es gehöre halt dazu. „Ich will in der Zukunft dabei sein, wenn wir Fahrzeuge aufschneiden, Brände löschen und Menschen retten können“, sagt er voller Tatendrang, bevor die nächste Übung bevorsteht.
Die Schläuche liegen zusammengerollt neben dem Einsatzfahrzeug. Die Kameraden stehen gemeinsam davor. Die Gruppenführerin – diesmal Lara Rembert – legt fest, wer welche Aufgabe übernimmt. Der Angriffstrupp nimmt das erste Strahlrohr, legt seine Schlauchleitung vom Strahlrohr zum Verteiler und wartet, bis der Wassertrupp die Wasserversorgung aufgebaut hat. Diese wird vom Fahrzeug bis zum Verteiler und anschließend von der Wasserentnahmestelle zum Fahrzeug hergestellt. Der Schlauchtrupp stellt die Wasserversorgung für die vorgehenden Trupps zum Verteiler oder beim Schnellangriff zum Fahrzeug her. Beide Trupps können im Anschluss ihr Stahlrohr an den Verteiler anschließen und dann helfen, das Feuer zu bekämpfen.
Nach einem Einsatz geht es ans Aufräumen, denn auch das gehört dazu. Schläuche müssen aufgerollt und richtig im Fahrzeug verstaut werden. Florian Wachter steht neben dem Fahrzeug und erklärt den Jüngeren, worauf sie achten müssen. „Ältere und Erfahrenere übernehmen Verantwortung und erklären es einem Kameraden. Das ist bei der Jugendfeuerwehr, aber auch bei uns Aktiven so“, betont Schwegler, dass dies ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation und der Kameradschaft ist. Wichtig im Kampf gegen Feuer und dem Retten von Menschenleben – und das macht die Feuerwehr im Alltag so unverzichtbar.
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