Der Hockenheimer Marketing-Verein (HMV) hat eine tolle Idee perfekt in Szene gesetzt. Gleich das erste Autokino-Event am Montagabend fand begeisterten Anklang. Rund 200 Fahrzeuge mit je zwei Insassen stellten sich in Reihen vor der großen Leinwand im Fahrerlager des Motodroms auf. Der Blockbuster „Nightlife“ zum Auftakt erwies sich als das richtige Erlebnis gegen den Corona-Frust.
Die rasante Komödie um den Barkeeper Milo (Elyas M’Barek) und die Musikmanagerin Sunny (Palina Rojinski) führte die Zuschauer vom romantischen ersten Date der beiden bis zu einer wilden Jagd durch das Berliner Nachtleben. Popcorn, Nachos, Chips, Gummibärchen, Eis, Schokoriegel und Pizza – die richtigen Cineasten hatten bestens vorgesorgt und die komplette Verpflegung mit an Bord.
Dazu gab es Bier, Sekt und Softdrinks. Bestellungen oder Lieferservice zum Hockenheimring waren nämlich wegen Corona-Prävention nicht erlaubt. Das einzige Problem: Der Gang zur Toilette war nicht möglich, weil die WC-Anlagen geschlossen bleiben mussten. Die Disziplin der Autokino-Besucher war aber vorbildlich, freuten sich HMV-Geschäftsführerin Birgit Rechlin und ihre Mitstreiter über den besonderen Abend im Motodrom.
Tickets als Geburtstagsgeschenk
Christopher und Calina waren noch nie in einem Autokino gewesen. Die Tickets, die im Vorverkauf ausschließlich online erhältlich waren, waren ein tolles Geburtstagsgeschenk für den 27-jährigen Mannheimer von seinen Freunden Timo und Laura, die ebenfalls noch nie einen Open-Air-Film gesehen hatten. „Einzige Priorität war, dass wir mit unseren Autos nebeneinander stehen konnten“, meinte Laura (28). Die beiden Paare hatten von den drei Kinoabenden die Nachtleben-Komödie ausgesucht, „weil die anderen Filme vielleicht zu gruselig sind“.
Denise (31) und Calo (34) aus Schwetzingen freuten sich über die „Pole-Position“ mit ihrem Wagen in der ersten Reihe. „Ein absolutes Highlight, wir sind so froh, dass wir dabei sind.“ Das Paar hatte sich „mit allem Möglichen“ versorgt, Snacks und Getränke ließen keine Wünsche offen. Schade sei nur, dass die Karten für den Hollywood-Klassiker „Casablanca“ am Mittwochabend so schnell vergriffen gewesen seien: „So eine Veranstaltung kann ruhig öfters stattfinden im Motodrom.“
Autokinos bilden in der derzeitigen Corona-Krise die einzige Möglichkeit, öffentlich Filme zu zeigen. Der vorgeschriebene Mindestabstand war im Fahrerlager kein Problem. Die Zuschauer mussten in ihren Autos bleiben und konnten es sich dort so richtig gemütlich machen. Ein Mund-Nasen-Schutz pro Person im Auto musste sein.
Lange Schlange vorm Einlass
Schon eine halbe Stunde vor dem Einlass standen am Montagabend etwa 100 Autos auf der Continentalstraße an. Die Tickets wurden kontaktlos per QR-Code durch das geschlossene Autofenster gescannt, so dass es zügig Richtung Parkplatz gehen konnte. Nur die Mondsichel über dem Baden-Württemberg-Center beleuchtete die Szenerie, als der Film um kurz nach 21 Uhr startete.
„Bitte macht das öfter!“
Der Ton kam per UKW-Frequenz über das Autoradio. Der HMV-Service ging aber noch weiter: Wer keinen Empfänger im Auto dabei hatte, konnte sich ein Ersatzradio gegen Pfand ausleihen. Und wer seine Autobatterie zu stark belastet hatte, bekam nach der Vorführung sogar noch Starthilfe von den fleißigen Helfern. Die Abfahrt klappte übrigens hervorragend. Nach acht Minuten war der Platz am Montagabend schon wieder leer.
Rund 80 Prozent der Besucher waren zwischen 20 und 35 Jahren alt und kamen aus Hockenheim, hatte Birgit Rechlin ermittelt. „Wir freuen uns, dass wir den Menschen wenigstens ein kleines Stück Normalität zurückgeben konnten.“
Die Besucher gaben den Dank über die Facebook-Seite des HMV zurück. „Tolle Orga! Vielen Dank euch allen. Hat echt Spaß gemacht und lief alles reibungslos“, schrieb Kristin. „Das hat richtig Spaß gemacht! Gute Organisation und Durchführung. Gerne mehr davon!“, meinte Olli – und Lena wünschte sich: „Bitte macht das öfter!“.
Aus finanziellen Gründen wird es aber wohl nur drei Vorstellungen geben. Die Kosten werden nämlich in keinem Fall mit dem Eintrittsgeld abgedeckt sein. Nina und Emely kamen extra wegen Schauspieler Elyas M’Barek ins Motodrom. Die beiden 23-jährigen Hockenheimerinnen, die noch nie zuvor in einem Autokino gewesen waren, hatten alles für den Film-Genuss unter freiem Himmel dabei, auch eine große Schüssel selbst gemachtes Popcorn fehlte nicht.
Info: Mehr Bilder vom Autokino unter www.schwetzinger-zeitung.de
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