Schon beinahe wehmütig blickt Fritz Rösch auf die HÖP-Wiese und zählt auf, wie viele Obstbäume – allen voran Birnenbäume – hier früher gestanden haben und gefällt wurden. „Das waren alles Bäume zwischen 100 und 150 Jahre alt und es wimmelte nur so von Vögeln, Bienen und Insekten“, erinnert sich Rösch. Als Mann der Tat wollte er etwas ändern und stiftete zusammen mit Richard Wörner und den Hockenheimer Oldtimerfreunden vier Birnbaum-Setzlinge, die im Frühjahr gesetzt wurden und inzwischen eine Größe von 1,50 bis zwei Meter haben.
Es sind Sorten, die heute kaum noch einer kennt, und deren Namen fast wie aus einem Märchenbuch klingen, die in Hockenheim früher aber heimisch waren: Gelbmöstler, Schweizer Wasserbirne, Großer Katzenkopf und Luxemburger Birne. Die beauftragte Firma musste die Sorten in Belgien und der Schweiz nachzüchten, bevor sie schließlich den Weg in die Rennstadt fanden.
Früher habe sein Vater Most (Fruchtsaft) hergestellt und für die Ausgewogenheit seien sowohl süße, aber eben auch sehr saure Äpfel und Birnen für die Haltbarkeit verwendet worden: „Die Luxemburger Mostbirne ist eine sehr saure Birne und mein Großvater hat immer gesagt, ,wenn ihr do neibeisst, kennt ihr drei Woche lang nimmie Mannem saage’“. Natürlich habe er reingebissen, um anschließend eine Sprechprobe zu machen. Das Wort „Mannem“ (Mannheim) sei schon über die Lippen gekommen, „awwer eig schwer“, berichtet Rösch lachend.
Obwohl der CDU-Stadtrat und Ur-Hockenheimer die Setzlinge in den heißen Sommermonaten zweimal wöchentlich gegossen hatte, fehlt bei dem ersten bereits die Baumkrone. Die Hoffnung besteht, dass der Baum im nächsten Jahr neu austreiben und eine neue Krone bilden wird.
UV-Licht verbrennt Kronen
Den Grund für das Fehlen der Baumkrone weiß Uwe Heidenreich: „Bedingt durch den Klimawandel ist das UV-Licht so intensiv geworden, dass es die Baumkrone förmlich verbrannt hat. Auch wir Menschen sind davon betroffen, und wir werden es in Form von Hautkrebs verstärkt feststellen.“
Für alle überraschend ist, dass der Diplom-Biologe und stellvertretende BUND-Vorsitzende appelliert, die Wildkräuter – üblicherweise als Unkraut bekannt – bei den Setzlingen stehen zu lassen: „Sie tragen zur Feuchtigkeit bei und bieten Nährstoffe. Das Prinzip wird auch bereits im Weinbau angewendet“. Als gute „Initialzündung“ bezeichnet Heidenreich die Aktion der Spender, mahnt aber dringend weitere Schritte seitens der Stadtpolitik an, zumal andere Städte beim Klimaschutz wesentlich weiter seien.
Einig ist man sich darin, dass jeder aktiv zum Klimaschutz beitragen kann und auch muss. Dazu sagt Richard Wörner „Und sei es nur, dass man in den Sommermonaten den Baum vor der Haustüre gießt. Eine Gießkanne pro Tag ist nun wirklich kein großer Aufwand.“ Eine Einschätzung, die auch Edeltraut und Michael Schöllkopf teilen, die zufällig an der HÖP-Wiese vorkommen und die Setzlinge ebenfalls in Augenschein nehmen.
Der abschließende Dank der Spender geht besonders an Matthias Degen von der Bauverwaltung für die sehr gute Beratung und Unterstützung. „Und in 100 Jahren werden wir wieder schöne, alte Birnbäume auf der HÖP-Wiese haben“, freut sich Fritz Rösch abschließend. zg/mf
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