Hockenheim. Der Antrag der Hockenheimer Freien Wähler liegt schon bei der Stadtverwaltung und für Stadtrat Florian Altenberger ist klar, dass es gut wäre, wenn es schnell vorangehen könnte. Die Energiekrise ist da und jetzt hilft jeder Baustein zur Überwindung. Eben auch ein großer Stromspeicher für Hockenheim, um die den überschüssigen Strom aus den zahlreichen Hockenheimer Photovoltaikanlagen am Ort behalten und hier verbrauchen zu können – zu einem für die Bürger guten und nicht mehr so stark von der Börse abhängigen Preis. Wir haben mit ihm ein Redaktionsgespräch über seine Idee zum „Strom von hier für uns alle“ geführt.
Wie sind Sie auf die Idee eines großen Stromspeichers für Hockenheim gekommen?
Florian Altenberger: Mit unserem Unternehmen installieren wir in unserer Region Photovoltaikanlagen und immer öfter auch Speichertechnik. Auf die Idee bin ich gekommen, nachdem wir bei der Oase Fitness-Anlage in Altlußheim einen Speicher mit 216 Kilovolt-Ampère installiert haben. Dort wird der Speicher täglich geladen und nachts entladen. Mit der Idee „Speicher für die Stadtwerke“ habe ich mich an einen Hersteller gewandt, mit dem wir zusammenarbeiten, der erzählte mir dann von mehreren weiteren Anfragen und von Anlagen, die schon so gebaut wurden. Die bereits Gebauten funktionieren super, durch den Speicher kann erzeugter Strom, der gerade nicht gebraucht wird, vor Ort gespeichert werden, er kann dann Spitzen abfangen oder an andere verkauft werden, wenn der Strom grad teuer ist, und bringt so zusätzliche Erlöse ein.
Welche Vorteile hätte das für die Bürger und für die hiesigen Stadtwerke als möglicher Betreiber?
Altenberger: Zum einen große Versorgungssicherheit, denn wir wissen ja um unser stark belastetes Stromnetz in Deutschland und vor Ort, das ja mit Elektroautos vor einer weiteren Herausforderung steht. Zum anderen einen stabileren Strompreis, der weit weniger stark von den Börsenpreisen abhängt, weil wir den Strom, den wir in Hockenheim erzeugen, hier auch tatsächlich verbrauchen. Es wäre ein kleiner Baustein hin zur mehr Autarkie von äußeren Einflüssen, wie wir sie derzeit sehen.
Wie lange kann man denn in so einem Speicher den Strom aufbewahren?
Altenberger: Es würde sich um einen Industriespeicher handeln, der eine Kapazität von etwa vier bis acht Megawatt haben könnte. Die geschätzten Investitionen liegen bei etwa einer Millionen Euro pro Megawatt und so ein Projekt könnte aus meiner Sicht binnen eines Jahres verwirklicht werden. Lieferzeiten für die Batteriespeicher liegen aktuell bei Größenordnungen zwischen sieben und acht Monaten. Um den Speicher sinnig zu betreiben, geht das nur, wenn die Energie kurzfristig gespeichert wird. Es geht darum, tagtäglich zu be- und entladen, wenn der Strom bei uns gebraucht wird oder man ihn gut an andere Stromanbieter verkaufen kann. Das sorgt für eine rasche Amortisation der Investitionen. Später mal, wenn noch mehr Sonnenenergie zur Verfügung steht, könnte man dann auch an eine Anlage denken, die vor Ort Wasserstoff erzeugt, um auch langfristige Speicherkapazitäten zu schaffen oder unser großes Blockheizkraftwerk zu betreiben.
Wer müsste das jetzt entscheiden und angehen?
Altenberger: Ich habe schon mit den Stadtwerken gesprochen, dort müsste die Federführung liegen. Gerne stehe ich mit Rat und Tat zur Seite. Wir als Freie Wähler Hockenheim halten das einfach für wichtig, um die Bürger künftig abzusichern und vor großen Schwankungen beim Strompreis zu entlasten. Ich will die Idee platzieren. Zudem wäre das ein Stück Klimaschutz, wenn wir noch mehr Photovoltaikanlagen betreiben und so zu einem zeitweisen noch größeren Stromüberschuss kommen, den wir aufbewahren oder verkaufen können. Mit diesen Einnahmen wiederum können die Stadtwerke vor Ort den Strompreis für Verbraucher niedrig halten und ihre anderen Aufgaben bestreiten. Letztlich müssten die Stadtwerke eine Wirtschaftlichkeitsberechnung machen und vorlegen, auf deren Grundlage der Gemeinderat beraten und entscheiden könnte. Und es sollte geprüft werden, welche Fördermittel es zu so einer Investition vom Land oder Bund geben würde.
Und wo könnte so ein großer Stromspeicher stehen?
Altenberger: Wir haben innerhalb der Freien Wähler darüber diskutiert, da gibt es sicherlich mehrere Standortmöglichkeiten. Frank Ziegler und Michael Sauter haben das alte Fahrerlager vorgeschlagen. Gabi Horn und Jochen Vetter sehen neben dem Museum einen geeigneten Platz. Auf jeden Fall auf der anderen Seite der Stadt platziert als das Umspannwerk im Talhaus, von dem aus wir ja versorgt werden. Aber darüber muss man dann reden, wenn die Pläne weiter gediehen sind.
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