Hockenheim. Zugegeben: Es sind keine Möwen, die da zu hören sind, eher Spatzen, und vom Kraichbach kann man keine Schiffshörner erwarten. Doch das scheint die Besucher des Hamburger Hafenmarkts, die schon am ersten Tag des hanseatischen Handelsspektakels auf den Zehntscheunenplatz gekommen sind, keineswegs zu enttäuschen. Zwischen Aal-Eddy und Süßem Holger genießen sie die erste Gelegenheit, sich draußen an einen Biertisch zu setzen und ohne Abstand und Maske zusammenzukommen.
Zum dritten Mal nach 2018 und 2019 sind die reisenden Händler zu Gast. Nicht alle sind nach den zwei Jahren Corona-bedingter Zwangspause schon wieder unterwegs, berichtet Hans-Robert Lemoine im Gespräch mit den Vertretern des Hockenheimer Marketing-Vereins. Vorsitzender Richard Damian und Geschäftsführerin Birgit Rechlin sind gekommen, um das Hafenmarkt-Team zu begrüßen. Beim letzten Gastspiel firmierte der Tross noch unter Fischmarkt, das geht aus rechtlichen Gründen nicht mehr.
Nicht alle Kollegen sind zurück
Das heißt aber nicht, dass es am Schuppentier mangelt – im Gegenteil: Wen es nach Fisch gelüstet, hat die Wahl zwischen Geräuchertem bei Aal-Eddy, Frischem, Gebackenem oder Gebratenem vom „Original Holländischen Backfischstand“ und Geflammtem nebenan, wo die Lachsseiten am offenen Feuer garen. Nicht ganz so gut ist die Versorgung in anderen Bereichen: Blumen-Jan und Wurst-Robbie sind nicht dabei, und auch frisches Obst und Gemüse haben es nicht von Hamburg nach Hockenheim geschafft. Nicht alle Kollegen sind schon wieder zurück im Geschäft, erklärt Hans-Robert Lemoine.
„Nächstes Jahr bestimmt wieder“, muntert Birgit Rechlin die Dame auf, die gerne eine Ladung Vitamine mitgenommen hätte. Der HMV tritt nicht als Veranstalter des Hafenmarkts auf, unterstützt diesen aber in Sachen Organisation und Öffentlichkeitsarbeit. Vor dem turbulenten Mai mit Weißem Samstag, Frühlingsfest und Straßenfest ist Rechlin froh, dass die Händler so selbstständig sind und alles selbst mitbringen, was sie für die drei Tage brauchen.
Von Ende Februar bis zum ersten Novemberwochenende sind die zwölf bis 15 Betriebe unterwegs, sagt Hans-Robert Lemoine. Den Zehntscheunenplatz hat das Team des Hamburger Hafenmarkts ins Herz geschlossen: „Es ist selten so schön wie hier, der Platz hat genau die richtige Größe und Atmosphäre – außerdem liegt er sehr zentral.“
Lemoine ist froh, wieder unterwegs sein zu können. In der Zeit ohne Messen und Märkte konnte er sich mit seiner Familie durch einen Imbissstand neben einem Supermarkt über Wasser halten. „Aber es gibt nichts Schöneres als das hier: Draußen zu arbeiten und aus dem Stand die Leute sehen, die glücklich sind.“ Die meisten Beschicker sind seit 20 Jahren und länger dabei. Sie haben Sonnenschirme und Sitzplätze für rund 120 Besucher mitgebracht. Die waren am späteren Freitagnachmittag schon weitgehend ausgelastet.
Geselligkeit vor Showeffekt
Die Gespräche bei holländischen XXL-Pommes, Rostbratwurst, Crêpes und eben Fisch werden eher selten von den Marktschreiern übertönt, auch die Musik ist auf dezente Lautstärke gedreht – Geselligkeit hat hier Vorrang vorm Showeffekt. Das Publikum scheint es nicht zu vermissen. Neben Speisen zum Sofortgenuss gibt es luftgetrocknete französische Salami, Gewürze, Süßigkeiten, Luftballons, aber auch Kleider, Jacken und Schuhe und ein Minikarussell rund um die Zehntscheune.
Am Samstag ist der Hamburger Hafenmarkt von 9 bis 19 Uhr geöffnet und am Sonntag von 11 bis 19 Uhr.
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