Hockenheim. „Schulsozialarbeit heißt eigentlich Jugendsozialarbeit an Schulen“ - Mit diesen Worten begann Lars Kunitsch, Vorstandsmitglied des Vereins Postillion, seinen Vortrag zum aktuellen Stand der Schulsozialarbeit in Hockenheim vor dem Ausschuss für Soziales, Jugend, Kultur und Sport.
Diese begriffliche Differenzierung mag als Spitzfindigkeit erscheinen, jedoch wird dabei grundlegend klargestellt, dass Schulsozialarbeit ein niedrigschwelliges Angebot der Kinder- und Jugendhilfe am Ort Schule ist.
„Schulsozialarbeit ist kein Strafangebot zu dem geschickt werden kann, wenn ein junger Mensch auffällig geworden ist, denn grundsätzlich geht der Blick der Schulsozialarbeitenden vom jungen Menschen hin zur Schule“, erläuterte Kunitsch.
Schulsozialarbeit in Hockenheim auch als Anlaufstelle für Erziehungsberechtigte
Somit verstehe sich Schulsozialarbeit in erster Linie als ein Angebot, das Kinder und Jugendliche nutzen können, wenn sie in bestimmten Lebenssituationen Unterstützung brauchen. „Dies wirkt sich entsprechend auch positiv auf den Schulalltag und das Miteinander aus. Selbstverständlich haben auch Lehrkräfte und Erziehungsberechtigte die Möglichkeit, das Angebot für Beratungsgespräche und Unterstützung zu nutzen“, führt das Postillion-Vorstandsmitglied weiter aus.
Typische Anlässe, weshalb sich Kinder oder Jugendliche an die Schulsozialarbeit wenden seien beispielsweise Leistungsdruck, Versagensangst, geringes Selbstwertgefühl, depressive Phasen in Form von Antriebslosigkeit, suizidale Gedanken, sich anders fühlen als „die anderen“, Ausgrenzung, psychische Belastungen durch familiäre Probleme, häusliche Gewalt zwischen Eltern, Gewalt gegenüber den jungen Menschen, Trauerbegleitung und vieles mehr.
Lars Kunitsch berichtete zudem darüber, dass eine besorgniserregende Tendenz festzustellen sei: Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche außerhalb der Schulen sind zunehmend überlastet. Daraus resultierend sieht sich Schulsozialarbeit mit Aufgaben konfrontiert, die nicht ihrem Aufgabenprofil entsprechen.
Schulsozialarbeit in Hockenheim: Konflikt zwischen Unterstützung und Grenzziehung
„Das bedeutet, dass sich Schulsozialarbeitende im Konflikt sehen, die jungen Menschen unterstützen zu wollen und gleichzeitig bewusst Grenzen ziehen zu müssen, da Schulsozialarbeit kein therapeutisches Angebot leisten kann“, so Kunitsch.
Einen immer größeren Raum nehme zudem inzwischen das Thema „Medien“ ein. Dazu gehören beispielsweise der Umgang mit Medien im weitesten Sinn, aber auch der Umgang mit Konflikten, die durch die Nutzung von Social-Media wie Snapchat, Instagram oder Tiktok entstehen können und sich im Schulalltag zeigen. Davon seien mittlerweile auch zunehmend Grundschüler betroffen. Dieser Themenkomplex werde die Schulsozialarbeit künftig gleichfalls vor große Herausforderungen stellen.
Anmeldung Newsletter "Topthemen am Abend"
Abschließend hob Kunitsch hervor, dass es sehr erfreulich sei, dass die Personalkontinuität an allen sechs Schulstandorten, die der Postillion in Hockenheim betreut, Kontinuität hat. Denn dies sei ein wesentlicher Faktor für das Gelingen und die Wirksamkeit von Schulsozialarbeit.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-herausforderungen-und-chancen-bei-der-schulsozialarbeit-in-hockenheim-_arid,2309808.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html