Stadthalle

Hockenheim: „Eure Mütter“ wissen eben, wie wichtig das Lachen ist

Von 
Sabine Zeuner
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Zum guten Schluss wird’s immer feucht: Matthias „Matze“ Weinmann (l.) und Andreas „Andi“ Kraus (r.) beglücken Donato „Don“ Svezia beim Synchron-Haarewaschen mit einer Bühnendusche. Spritzig ist das Programm der drei auch vorher schon. © Zeuner

Dass sie frech, lästernd, bissig und immer direkt am Leben sind, beweisen „Eure Mütter“ seit mehr als zwei Jahrzehnten in ihren urkomischen Programmen. Endlich sind die drei Schwaben auch wieder in der Stadthalle zu Gast, dem Ort, den sie schon seit Jahren zur Bühne ihrer Comedy machen und an dem sie die Gäste begeistern. Doch plötzlich haben die dezent schwarz gekleideten Andreas „Andi“ Kraus, Donato „Don“ Svezia und Matthias „Matze“ Weinmann für das neue Programm „Bitte nicht an Lumpi saugen“ Zuwachs bekommen – einen technischen.

Als A-cappella-Quartett mit Looper-Unterstützung stellen sie singend fest: „Wir sind nicht zum Spaß hier.“ Ach so? Diese Behauptung ist aber, wie der gesamte Abend, mit einem breiten Grinsen aufzunehmen, das mehr und mehr zum lauten Lachen wird – hinter FFP2-Masken, versteht sich. Der Looper spielt alles, was die Jungs ihm vorher einflöten, in Endlosschleife ab als Untermalung für die Performance der drei mit den so ganz und gar nicht unbewegten „Standby-Gesichtern“.

Der Applaus tut allen gut

Mimikstark – das allein kitzelt schon die Lachsalven heraus – unterlegen die Gesichter doch mit komplett zum Wortinhalt entgegengesetzter Optik alle gesungenen und gesprochenen Worte. Denn die sind nach wie vor gesetzt, bremsen den Spaß aber nicht, nach dem so viele hungern. Ihre Fans kommen auch aus der Pfalz nach Hoggene, um live beim neuen Programm dabei zu sein. Das fragen die „Mütter“ per Beifallsbekundung ab. Applaus jeder Art ist des Künstlers Brot und tut nach der langen Auftrittspause beiden Seiten gut.

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Unter den Pfälzer Gästen ist auch Cordula aus Bellheim, die gleich eine ganze Sitzreihe mit Freunden aus dem benachbarten Bundesland gefüllt hat und das Pausenspiel gewinnt. Auf der Bühne gibt es für sie ein Selfie mit den „Müttern“, den „Mütter-Sack“ (Hipster-Bag), die DVD zum Programm und vor allem viel Applaus. Mit nur drei Worten hat Cordula das geschafft, denn die App, die die Welt in dreimal drei Felder einteilt, die mit drei per Algorithmus zugeordneten Worten betitelt eine eindeutige Zuordnung für alle Suchenden ermöglicht, ist Thema fürs Spiel.

Im Foyer liegen Karten aus, auf denen die Teilnehmer einen ganz bestimmten für sie wichtigen Ort in drei Worte fassen können. „Beschreibe Orte durch drei Worte“, reimen die Spaßmacher motivierend und schicken die rund 200 Gäste in die Pause. Im zweiten Teil des Programms liest „Matze“ und „Don“ sowie „Andi“ raten, das Publikum „wertet“ per Applaus.

Orte wie „Feucht.Heiß.Nackig“, „Gruft.Kartoffeln.Heizöl“ oder „Stuhl.PC.Laminiergerät“ und „Viel.Eng.Männerversteck“ sind einige der Ideen. Das Männerversteck, das mit den drei Worten den Kleiderschrank lokalisiert, macht das Rennen und verschafft Verfasserin Cordula die beschriebenen Geschenke.

In zwei Stunden reihen sich eine Prise Titanic, ein Hauch Tote Hosen sowie eine Santiano-Parodie mit dem Lied „Captain Laminiergerät“, der Ode an einen Santiano-Fan, der alle Konzert-Eintrittskarten laminiert an den Kühlschrank hängt, Schlag auf Schlag an Furztiraden, Tipps bei Schlaflosigkeit und einem Anti-Liebeslied aneinander.

Gürtellinie keine Grenze

Tabus kennen die drei nicht. Alles, was der Alltag und seine manchmal skurrilen Auswüchse bieten, wird verballhornt. Dabei gleiten die Herren ab und an deutlich Richtung Gürtellinie und darunter, was aber ankommt – der Applaus spricht Bände. Allein der gespielte Gag um einen seriös wirkenden Gast an der Hotelrezeption, der nach einem Zimmer fragt und freundlich gebeten wird, zwischen einem Onanierzimmer und einem Nicht-Onanierzimmer zu wählen. Trocken erläutert der Rezeptionist, was es damit auf sich hat, der Kunde windet sich und reagiert verwundert, das Publikum ergötzt sich daran.

Dann sitzen „Andi“, „Don“ und „Matze“ wie drei Kumpels beim Fußballgucken nebeneinander und kommentieren in Fußballmanier eine Ballettvorführung – echt komisch. Was besticht, ist die Harmonie der drei Akteure untereinander, die mitnimmt und lachen lässt – auch bei der fulminanten, traditionellen „Mütter“-Zugabe, der Synchron-Haarwäsche auf der Bühne. Ein unterhaltsamer Abend, der die Menschen in dieser Zeit lachend aus der Stadthalle entlässt.

Freie Autorin freie Mitarbeiterin

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