Hockenheim. Daniel Ernst traut sich was: Bei seinem ersten Auftritt im Gemeinderat in neuer Funktion als hauptamtlicher Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr legt er dem Gremium eine millionenschwere Wunschliste vor, die bis ins Jahr 2044 reicht. Der Erfolg gibt ihm recht: Der Gemeinderat hat die Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplans ebenso einstimmig wie klaglos beschlossen. Die Wehrleute waren im vergangenen Jahr mit Einsätzen fast so häufig gefordert gewesen wie vor der Pandemie, machte Daniel Ernst deutlich.
Von der 210 Feuerwehrangehörigen sind 93 in der Einsatzabteilung aktiv, 27 Mitglieder zählt die Jugendfeuerwehr, 29 die Altersabteilung. Dem Musikzug, der Stadtkapelle, gehören 61 Mitglieder an. Im Fahrzeugbestand hat die Wehr laut Ernst mit Drehleiter, Rüstwagen und Tanklöschfahrzeug auch solche von überörtlicher Bedeutung. Sie sind in den Horan-Gemeinden unterwegs, für ihre Beschaffung kann die Stadt einen erhöhten Zuschuss beantragen.
Hockenheimer Feuerwehr: Einsätze auf Vor-Pandemie-Niveau
Mit 353 Einsätzen im Jahr 2022 hat die Beanspruchung nahezu wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht, erklärte der Kommandant. 2018 war die Wehr 382-mal ausgerückt, 2019 war es 349 Einsätze, zu Corona-Zeiten waren es jeweils rund 100 weniger. Die Statistik für das vergangene Jahr weist 67 Brände, 184 Hilfeleistungen und 55 Fehlalarme aus. Auf dem Hockenheimring wurde die Wehr 37-mal gebraucht, vor Corona lag der Wert beim Doppelten. Warum an Montagen und Freitagen die Zahl der Einsätze wesentlich höher lag als an den übrigen Wochentagen, konnte Daniel Ernst nicht erklären.
Dafür hatte er detaillierte Informationen über den Bedarf der Feuerwehr an Fahrzeugen, Anhängern und weiterer Ausrüstung. Der Gemeinderat erfuhr, dass zwischen dem Beschaffungsjahr und der Auslieferung in der Regel drei Jahre liegen. Das Löschfahrzeug 8 aus dem Jahr 1997 wurde in der vergangenen Woche durch ein Hilfeleistungslöschfahrzeug 10 ersetzt, die offizielle Indienststellung werde demnächst erfolgen.
Dieses Jahr nimmt die Feuerwehr auch den neuen Gerätewagen-Transport in Dienst. Der kostet statt der kalkulierten 130 000 jetzt 250 000 Euro, weshalb die Mittel für das Kleineinsatzfahrzeug mit einfließen und das „KEF“ aus dem Jahr 2002 vorerst weiter genutzt wird. Der Kommandant betonte, dass die Verteuerung nicht etwa auf Sonderwünsche aus Hockenheim zurückgehe, sondern auf die aktuellen Preissteigerungen.
Die Drehleiter steht für 2025 auf der Beschaffungsliste ebenso wie der Verkehrssicherungsanhänger, der aber möglicherweise länger als diesen Zeitraum verwendet werden kann. Mit dem Rüstwagen wird 2026 ein weiteres Großfahrzeug fällig und der Gabelstapler, den die Wehr dann auch drei Jahre länger als ursprünglich geplant nutzt.
Den Stromaggregatanhänger bezeichnete Daniel Ernst als „in der heutigen Zeit wichtiger denn je“. Dessen Austausch hat er aufgrund seines Zustand von 2023 auf 2028 verlegt, drei Jahre länger soll auch der Kommandowagen im Einsatz bleiben: Ersatz 2029.
Die Wunschliste im nächsten Jahrzehnt: 2031 Löschgruppenfahrzeug 2016 und Mannschaftstransportwagen. 2032 Einsatzleitwagen, 2033 Tanklöschfahrzeug und Vorausrüstwagen, 2034 Transportanhänger, 2035 Mannschaftstransportwagen. Einen mobilen Großventilator braucht die Feuerwehr wohl 2040, und für 2044 steht ein Löschgruppenfahrzeug auf der Wunschliste.
Bedarf der Hockenheimer Feuerwehr ist wegen Normen hoch
Teilweise ergebe sich Beschaffungsbedarf auch aus der Änderung von DIN-Normen, erläuterte Ernst. Daher müsse beim Atemschutz vom Normaldrucksystem auf ein Überdrucksystem umgestellt werden. Ansonsten drohten Lieferengpässe bei Ersatzteilen oder Serviceprobleme. Angesichts des Klimawandels soll die Schutzausrüstung für Waldbrand verbessert werden. Der digitale Einsatzstellenfunk muss nach Landesvorgabe eingeführt werden, nachdem bereits alle Fahrzeuggeräte und Feststationen im Funkraum getauscht wurden.
Feuerwehr in Zahlen
Die Feuerwehr hat aktuell 210 Angehörige, davon sind 93 in der Einsatzabteilung aktiv, 27 Mitglieder zählt die Jugendfeuerwehr, 29 die Altersabteilung, die Stadtkapelle 61.
2022 lag die Zahl der Einsätze bei 353 (2021: 135), davon 67 Brände, 184 Hilfeleistungen und 55 Fehlalarme.
313-mal war die Wehr im Hockenheimer Stadtgebiet im Einsatz, 40-mal in der Überlandhilfe.
2023 stellt die Wehr ein Hilfeleistungslöschfahrzeug 10 und einen Gerätewagen-Transport in Dienst. mm
Noch keine konkreten Überlegungen gibt es zum Thema Abrollbehälter. Doch ein Konzept aus Wechselladerfahrzeugen und verschiedenen Abrollbehältern könnte Ersparnisse bringen, weil ein Zugfahrzeug je nach Einsatz verschiedene Behälter aufsatteln kann, also nicht unter jeden Aufbau zwingend ein eigenes festes Fahrgestell beschafft werden muss.
Auch ein Feuerwehrgerätehaus braucht ein Brandschutzkonzept. Hier lauten Daniel Ernsts Stichworte Brandmeldeanlage, Notstromversorgung, Räumlichkeiten für die Jugendfeuerwehr und Unterbringung der Serveranlagen. Eine Begehung des Gerätehauses unter dem Aspekt Unfallverhütung sei wünschenswert. Wegen immer größer dimensionierter Feuerwehrfahrzeuge hält der Kommandant auch eine Auseinandersetzung mit Höhe und Breite der Hallentore sowie den Stellplatzflächen für dringend erforderlich.
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