Biohof

Hockenheimer Landwirtschaft passt sich an

Der SPD-Landtagsabgeordneter und Landtagsvizepräsident Daniel Born informiert sich in Hockenheim direkt über die Auswirkungen und zukünftigen Herausforderungen der Agrarpolitik.

Von 
Nicolai Lehnort
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Landwirtin Lisa Rinklef (l.) führt den SPD-Landtagsabgeordneten Daniel Born über ihren Biohof in Hockenheim und spricht mit dem Politiker über Themen, die sie bewegen. Bild: Lehnort © Nicolai Lehnort

Hockenheim. Dass sie aufgrund eines Beschlusses der Agrarreform vier Prozent ihrer Felder brach liegenlassen soll, sorgt bei Lisa Rinklef für Unverständnis: „Ich werde gezwungen, etwas stillzulegen. Das tut weh.“ Für die Betreiberin eines 32 Hektar umfassenden Biohofs in Hockenheim sind das 1,3 Hektar Fläche, die sie nicht nutzen darf. Die Stilllegung soll unter anderem Biodiversität fördern, in Rinklefs Augen sei das jedoch „nicht förderlich, weil dort in der brachliegenden Zeit Unkraut wächst“. Wie schwer der Anbau auf einem verunkrautetem Boden fällt, weiß wohl jeder Hobbygärtner. Die Landwirtin: „Ich weiß nicht, ob das gut geht.“

Als Rinklef diese Situation schildert, hält Landtagsvizepräsident Daniel Born fest: „Was wir im Landtag in Sachen Agrarwende diskutieren, findet auf Ihrem Hof unmittelbar statt.“ Dass für solche vergleichsweise kleinen Landwirtschaftsbetriebe die Ausnahmeregelung nicht mehr gelte, überrascht auch Born. Sie greift nur bis zu einer Fläche von zehn Hektar.

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Der für die hiesige Region im Landtag in Stuttgart sitzende SPD-Politiker tourte einen Tag lang mit dem Fahrrad durch seinen Wahlkreis und machte dabei unter anderem halt auf dem Hof der Familie Rinklef. Durch den unmittelbaren Austausch erhalte er auch Einblicke abseits seiner eigentlichen Kernthemen und könne womöglich Diskussionen im Landtag anstoßen, so Born gegenüber dieser Zeitung.

Neben der Landesebene bekommt die Landwirtin auch die Auswirkungen globaler Politik unmittelbar zu spüren. Durch den Ukrainekrieg sei etwa der Preis von Weizen sehr volatil. „Dieses Jahr hatten wir Pech. Wir haben den Weizen verkauft, kurz bevor die ukrainischen Häfen durch Russland blockiert wurden.“ Anschließend stieg der Preis rapide an. „Dadurch sind uns mehrere tausend Euro verlorengegangen.“

Apfelbäume leiden sehr unter den Bedingungen des Klimawandels

Auf dem Hof hat Lisa Rinklef nicht nur mit den Entwicklungen der Politik, sondern auch mit dem veränderten Klima zu kämpfen, zum Beispiel bei der Produktion von Apfelsaft. „Im Winter sind mir 20 Bäume kaputt gegangen. Der Apfelbaum leidet sehr unter dem Klimawandel“, erklärt Rinklef. Durch die trockenen Frühjahre und die heißen Sommer würden diese vertrocknen. Die Folge: „Apfelsaft wird zuerst teurer und auf Dauer werden wir viele alte Apfelsorten komplett verlieren.“ Zusätzlich seien die Bäume sehr aufwendig in der Pflege. „Das ist sowohl ein Kosten- als auch ein Personalproblem.“ Bis es so weit ist, plant Rinklef aber den selbst hergestellten Apfelsaft eigenständig zu vermarkten: „Es wird einen kleinen Hofladen mit den eigenen Produkten geben.“

Aktuell baut Rinklef auf ihrem Hof unter anderem Zuckerrüben, Weizen, Mais und Kürbisse an, seit kurzem auch Kichererbsen – „die liegen im Trend und werden sehr gut nachgefragt“. Wie man sich die Landwirtschaft im Angesicht des Klimawandels denn in 20 Jahren vorstellen könne, fragt Born. Zuckerrüben würden die veränderten Bedingungen nicht vertragen, berichtet die studierte Agrarwirtin, auch der Weizen könnte es schwer haben. Pessimistisch blickt sie aber nicht in die Zukunft, vertraut stattdessen auf die Technik: „Durch Züchtung kann man in 20 Jahren einiges erreichen. Es könnte hitzeresistentere Sorten geben.“

Familie Rinklef ist seit drei Generationen als landwirtschaftlicher Betrieb tätig

Die Familie von Lisa Rinklef betreibt seit drei Generationen Landwirtschaft im Hockenheimer Rheinbogen. Vor fünf Jahren hat sie ihren eigenen Biobetrieb gegründet, ihre Eltern bewirtschaften nebenan konventionell ihre Flächen. Die junge Frau betreibt ihren Hof mit Überzeugung, ernährt sich vegetarisch und kauft nach eigenen Angaben möglichst kein Obst und Gemüse von anderen Kontinenten, sie wünscht sich zwar, dass „überall ein Umdenken stattfindet“, betrachtet die Situation aber pragmatisch: „Ich verurteile niemanden. Beim Umstieg von konventionellen auf Biobetriebe zum Beispiel fehlt überall das Personal.“ Sogar für die auf ihrem Gebiet tätigen Jäger habe sie Verständnis: „Man muss sich mit ihnen arrangieren.“

Über so viel Kollegialität trotz klarer Prinzipien staunt auch der Landtagsvizepräsident, dessen Besuch Rinklef positiv auffasst: „Wenn wirklich Interesse an unseren Anliegen besteht, freut mich das schon.“ Trotz teilweise unverständlicher Vorgabe besteht ihrerseits jedenfalls ein Interesse an den Subventionen, die das Land verteilt – und etwa die Hälfte ihres Einkommens ausmachen würden. „Ohne das Geld wird es schwierig.“

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