Wenige Tage nach der Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli machte sich Beatrice Adam aus Hockenheim das erste Mal auf den Weg nach Mayschoß. „Ich hatte im Internet auf Facebook gelesen, dass Spenden benötigt werden und da war mir sofort klar: Geld allein reicht nicht, ich muss dorthin und direkt helfen“, erinnert sich die 39-Jährige und man spürt deutlich, welche emotionalen und sehr bereichernden Spuren die bewegende Zeit seither bei der engagierten Helferin hinterlassen haben.
Drei volle Tage dauerte ihr erster Einsatz, das provisorische Helfercamp bestand aus Europaletten und in der Folge verpasste sie kaum eine Fahrt der Ahrschipper aus Plankstadt, um dort anzupacken, wo Hilfe benötigt wird. Dabei hat sie einen besonderen Blick fürs Detail und versucht, in die Tristesse der Situation mal mit ein paar Blumen und Farbtupfern Hoffnung zu bringen.
Spendenkonten der Schwetzinger Zeitung
Die Zerstörungen in den Flutgebieten in Deutschland sind schrecklich: In einer Initiative der Schwetzinger Zeitung sicherten alle Oberbürgermeister und Bürgermeister aus unserem Verbreitungsgebiet ihre Unterstützung zu. Auch wir möchten den Menschen in den betroffenen Gebieten helfen. Die Stadt Schwetzingen hat Spendenkonten eingerichtet und übernimmt die Abwicklung. Spendenbescheinigungen sind möglich. Spenden Sie mit dem Stichwort: Fluthilfe 2021
- Sparkasse Heidelberg: DE08 6725 0020 0025 0104 42
- VR Bank Kur- und Rheinpfalz: DE78 5479 0000 0005 0650 03
- Auch Online-Überweisungen sind unter diesem Link möglich
Jeder Euro wird bei den Menschen in Sinzig ankommen. Bürgermeister Andreas Geron hat zugesagt, dass seine Mitarbeiter bei der Auswahl der Hilfsbedürftigen helfen.
„Es sind immer viele Helfer vor Ort und man wird über den Helfershuttle eingeteilt. Alles ist mittlerweile gut eingespielt, aber – und das ist sehr wichtig auch Monate nach der Katastrophe – gerade jetzt wird jede helfende Hand gebraucht. Und auch jedes helfende Ohr, denn die Menschen, die diese Tragödie erlebt haben und noch immer mittendrin sind, brauchen Beistand“, weiß die Mutter einer elfjährigen Tochter aus Erfahrung.
Wie bewegend manche Eindrücke seien, habe sie selbst erlebt, denn neben der körperlichen Arbeit ist es auch die Psyche der Helfer, die gefordert wird. „Ich bin tatsächlich in der ein oder anderen Situation an Grenzen gekommen, habe mir jedoch Zuspruch gesucht und habe einfach weitergemacht, das hat unheimlich geholfen“, bekräftigt sie.
Netzwerk erfolgreich aktiviert
Alle Helfer, die kommen, seien wichtig, die Sache verbindet und jeder finde seine Aufgabe und jeder habe eben ein Talent. Hier liegt die besondere Stärke von Beatrice Adam, denn die im Gesundheitswesen Beschäftigte ist Hobbynäherin und versteht es, ihr Netzwerk zu aktivieren. „Ich habe immer schon gerne genäht und habe vielleicht auch einfach diese soziale Ader. Ob Mützen für die Kinderonkologie oder Dinge für das Kinderhospiz – über meine Nähmaschine wurde schon so manches für den guten Zweck genäht“, ergänzt sie und bleibt dabei ganz bescheiden, denn helfen ist für sie Herzenssache, etwas, das man einfach tut und was sie gerne ihrer Tochter vorlebt.
„Über das Internet habe ich vor elf Jahren eine Nähgruppe gegründet und wir tauschen Schnittmuster aus. Da kam mir die Idee, dass wir für die Menschen in Mayschoß Nikolausstiefel nähen könnten, die wir dort am 4. Dezember verteilen. An diesem Tag findet in der Ahrgemeinde eine Tannenbaumaktion statt. Mein Schnittmuster und die Projektidee waren noch nicht richtig hochgeladen, kamen schon die ersten Zusagen von fleißigen Näherinnen. Insgesamt wurden mir aus ganz Deutschland innerhalb von drei Wochen über 1000 genähte Nikolausstiefel zugesendet. Der Postbote hat sich schon über die Pakete gewundert“, berichtet die gebürtige Pfälzerin, die seit ihrem 14. Lebensjahr in der Rennstadt wohnt, gerührt.
Auch für das Befüllen der Stiefel fand Beatrice Adam im Bekanntenkreis Sponsoren, unter anderem Thomas und Yvonne Schubert aus Römerberg, die 1000 Teebeutel stifteten, sowie Martin und Sibylle Zink aus Reilingen, Nicole Erhardt aus Plankstadt mit Spenden und Thanh Hoa Huynh aus Neuss, die für den 4. Dezember 100 Liter Glühwein und Punsch beisteuert.
Tochter Emily hilft beim Verteilen
1000 schokoladige Weihnachtsmänner hat die Wahlhockenheimerin ebenfalls organisiert. „Meine Tochter Emily und ich haben die 1000 Stiefel in vielen Stunden mittlerweile befüllt und Emily darf am 4. Dezember dann mit nach Mayschoß. Die ganze Zeit war dies ihr Wunsch und ich habe ihr gesagt, du darfst mit, wenn dort die Vögel wieder zwitschern. Dies war nun tatsächlich beim letzten Einsatz ganz überraschend der Fall, denn bisher war dort nichts zu hören. Ich denke, es ist nun eine gute Gelegenheit, sie etwas mit einzubeziehen und sie war wirklich so fleißig beim Stiefelfüllen“, ergänzt Beatrice Adam zu Recht etwas stolz auf ihre kleine Helferin.
Alle Stiefel hätten die gleiche Befüllung mit Nüssen, Teebeutel und Schokolade, denn die Freude soll alle gleichermaßen erreichen. „Falls am 4. Dezember nicht alle Stiefel ausgegeben werden, so werden die übrigen natürlich ebenso dem guten Zweck zugeführt“, verspricht die Ahrschipperin, die übrigens sowohl den Namen als auch das Logo der Ahrschipper entworfen hat.
Info: Kontakt zu den Ahrschippern gibt es über www.ahrschipper.de oder telefonisch unter 0173/8 30 04 58.
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