Hockenheim. „Ich überlasse euch meine Kraft – Abschied birgt viel mehr als nur den Schmerz“ - unter diesem Titel ist das 120 Seiten starke Buch von Martina Maria Wächter erschienen. Die Hockenheimer Autorin widmet sich darin einem Thema, das uns alle betrifft: dem Sterben. In ihrem Buch begleitet sie ihren Vater bis in den Tod und geht dabei weit über die Wahrnehmung der Trauer und des Schmerzes hinaus. Sie beleuchtet den Abschied aus einer Perspektive, die zeigt, wie dieser letzte Lebensabschnitt auch als ein Akt des Friedens verstanden werden kann. Beim Lesen stellt sich dabei das Gefühl ein, dass hinter dem, was erzählt wird, mehr als rein persönliches Erleben steht, sich dahinter spirituelle Weisheiten verbergen, die sich unaufdringlich mitteilen.
Martina Maria Wächter ist ausgebildete Erzieherin und konnte während ihrer beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeit im Kindergarten, Hospiz, Pflegeheim und als Schulbegleiterin vielfach Erfahrungen mit Krankheit, Alter und Tod sammeln. Einen Sterbenden zu begleiten, beschreibt Wächter als erfüllende Erfahrung, die sie allen Menschen wünscht.
„Abschied birgt mehr als nur den Schmerz“
Das Menschen- und Weltbild der Autorin ist spirituell-religiös geprägt, und diese Ausrichtung half ihr, dem Vater zur Seite zu stehen. Wächter beschreibt, wie schwer es für ihren Vater ist, mit den krankheitsbedingten Einschränkungen umzugehen. Sie begleitet ihn durch Widerstände und Gefühle des Mangels, versucht ihn für Akzeptanz zu sensibilisieren und muss erkennen, dass sich wahre Liebe dadurch zeigt, „wertungsfrei anzunehmen, was einem dargeboten wird.“
Die Verfasserin und ihr Werk
- Martina Maria Wächter kam zur 1967 zur Welt.
- Sie wohnt mit ihrer Familie in Hockenheim .
- Die Autorin ist ausgebildete Erzieherin und hat früher in einer KIta gearbeitet.
- Außerdem war sie in der ambulanten Sterbebegleitung tätig.
- Wächter, Martina Maria: „Ich überlasse euch meine Kraft – Abschied birgt viel mehr als nur den Schmerz“, US creativ Verlag Hockenheim 2014, ISBN 9-783982-250366. 19 Euro.
Dieser heilsamen Übung stellt sich die Autorin nicht nur selbst, sie gibt sie auch als Impuls an die Lesenden weiter. „Abschied birgt mehr als nur den Schmerz, man muss sich nur darauf einlassen“, erklärt Wächter. Dabei gehe es auch darum, Begriffe wie Vollkommenheit und Fülle neu zu verstehen, zu sehen, dass es keine Trennung gibt, Leben, Krankheit und Tod zusammengehören, eingebunden sind in das Mysterium des Lebens.
Neue Perspektive auf das Sterben
Kurz vor seinem Tod schafft es der Vater schließlich doch, „Ja“ zu allem zu sagen, was ist, und diese Haltung verschafft ihm, seiner Familie und seinen Freunden einen bewegenden Abschied. So versammelt er die für ihn wichtigen Menschen um sein Bett, freut sich über den Besuch des Pfarrers und gibt jedem ein Geleitwort mit auf den Weg. Besonders eindrücklich ist die Szene, als er einen guten Freund bittet, mit dem Daumen, der in der Naturheilkunde als Symbol für Lebenskraft steht, seine Fußsohle zu berühren, um ihm so etwas von seiner Lebensenergie zu übertragen.
Martina Maria Wächters Buch verspricht neue Einsichten, öffnet eine Tür zu einer anderen Sichtweise auf das Sterben und ist ein Trostspender, der aufzeigt, dass Abschied von einem tiefen inneren Geborgenheitsgefühl geprägt sein kann. Es eignet sich zur privaten Lektüre, kann aber auch bei der Arbeit im Hospiz oder auf Palliativstationen eingesetzt werden.
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