Hockenheim. Rennserien gibt es eine ganze Menge am Hockenheimring, die meisten haben eine lange Tradition. Am Sonntag, 17. Oktober, soll eine ganz neue hinzukommen, deren Macher aber ebenfalls eine langjährige Ausrichtung zum Ziel haben: die Ring Running Series. An den Start geht es dabei mit null PS, hier treten Läufer über die Marathon- und Halbmarathondistanz an. Die flache Rennstrecke auf abgeschlossenem Gelände erlaubt eine sichere Ausrichtung auch unter Pandemiebedingungen. Projektleiter Björn Steinmetz erläutert im Interview, welche weiteren Vorteile er im Motodrom für seine Sportart sieht.
Ring Running Series klingt nach etwas Regelmäßigem, auf Dauer Angelegtem - das freut die Ring GmbH sicher. Wie oft würden Sie die Läufer denn gerne nach Hockenheim holen?
Björn Steinmetz: Im Oktober unternehmen wir den Erstversuch, weil wir erstmal aus der Corona-Pandemie rauskommen müssen. Geplant ist, dass wir ab 2022 zwei Events pro Jahr auf den Ring bringen, eins im Frühjahr und ein Spätjahr. Es geht einfach darum, den Hockenheimring als Laufareal einer anderen Zielgruppe zu eröffnen, um den Motorsport zu ergänzen. Aber Series bedeutet tatsächlich: länger, nachhaltiger, auf Dauer etabliert.
Worin sehen Sie die Hauptvorteile des Hockenheimrings?
Steinmetz: Der Hauptvorteil ist: Der Ring ist ein Stadion. Das bietet viele Möglichkeiten, Regeln und Regularien einzuhalten. Aktuell unter Pandemiebedingungen können wir Zugänge kontrollieren. In Zukunft ist es aber auch ein großer Vorteil, wenn wir unseren Sport betreiben können, ohne den öffentlichen Verkehrsraum zu belasten. Gerade Triathlonveranstaltungen auf öffentlichen Straßen sorgen immer mehr für Schwierigkeiten, weil nicht jeder Bürger begeistert ist, wenn Sperrungen den Normalverkehr ausschließen. Da bietet der Hockenheimring mit seiner Größe gigantische Möglichkeiten. Ich kann eine Rundum-Beschallung anbieten, die Athleten animieren und habe keinerlei Berührung mit dem Individualverkehr.
Klingt nach guten Aussichten für die Hockenheim-Ring GmbH . . .
Steinmetz: Das wird aus meiner Sicht die Zukunft sein. Die Städte und Kommunen haben mit Restriktionen zu kämpfen, das hat vor einigen Jahren mit den Anschlägen auf Sportereignisse angefangen, die Absperrungen nach sich zogen. Öffentliche Events werden immer schwerer und teuerer.
Der Großteil dieser Vorteile bleibt auch nach dem Einfluss der Corona-Pandemie bestehen, richtig?
Steinmetz: Absolut. Die Pandemie hat den Anstoß gegeben, den Ring als Austragungsort zu wählen, aber je mehr ich darüber nachdenke und mich mit Leuten unterhalte, desto mehr stelle ich fest, dass er auch später viel mehr Möglichkeiten bietet. Ich habe alles vor Ort: sanitäre Anlage, technische Ausstattung, Stadionatmosphäre. Das wird aus meiner Sicht den Ausdauer-Eventsport verändern, weil man solche Flächen anders bespielen kann.
Was ist den Läufern wichtiger: eine abwechslungsreiche Strecke oder die Überschaubarkeit und Berechenbarkeit eines Rundkurses?
Steinmetz: Das lässt sich schwer pauschal beantworten, es kommt darauf an, wie der Läufer konstituiert ist. Die einen lieben es, durch die Natur, Wälder und Berge zu laufen und ihren Marathon so zu absolvieren, die mögen es als langweilig empfinden. Ich glaube aber, gerade für Anfänger und weniger erfahrene Läufer ist es ein Riesenvorteil, auf einer überschaubaren, abgesperrten Strecke zu laufen. Er kann sich wunderbar die Kräfte einteilen, kann seine eigene Geschwindigkeit wählen, er weiß, wie viele Runden er laufen muss - es gibt keine Überraschungen und gute Möglichkeiten, sich zu verpflegen. Auch bei großen internationalen Wettbewerben werden immer mehr kleine Runden angeboten. Am Ende des Tages geht es nicht darum, wo ich die Strecke absolviere, sondern dass und wie ich es tue.
Also steht der Sport im Fokus und das Naturerlebnis ist sekundär?
Steinmetz: Die Natur können die Läufer im Training ausgiebig genießen. Ein solches Erlebnis würde ja auch ein Lauf in der Innenstadt nicht bieten. Dafür gibt es große logistische Vorteile gegenüber großen Cityläufen: Ich kann individuell anreisen, in der Nähe der Strecke parken, muss keine öffentlichen Verkehrsmittel zum Startpunkt nutzen. Es wird am Ring sehr entspannt werden für die Läufer.
Wie viele Veranstaltungen in der Dimension der Ring Running Series gibt es denn derzeit in Deutschland?
Steinmetz: In dieser Dimension und Art, wie wir sie planen, sind wir die erste Veranstaltung in Deutschland. Wir bereiten da eine echte Premiere vor. Der Pool von Laufveranstaltungen im Land ist gigantisch groß, wir reden davon, dass ungefähr zehn Millionen Deutsche dem Laufsport zugeneigt sind, regelmäßig joggen und laufen gehen. Die Bandbreite ist dabei eben groß: Die ASG Tria bietet seit 28 Jahren sehr erfolgreich ihren Zehn-Kilometer-Volkslauf an. Darauf möchten wir jetzt mit Halbmarathon und Marathon etwas draufsetzen.
Dann wäre auch der Einzugsbereich von Läufern für die Ring Running Series recht groß. Wie weit könnten die Teilnehmer nach Ihrer Meinung anreisen?
Steinmetz: Der Einzugsbereich liegt nach meiner Erfahrung rund 100 Kilometer um den Hockenheimring, da haben wir große Ballungszentren mit dem Rhein-Main-Gebiet, Städte wie Heidelberg und Karlsruhe und Stuttgart. So weit sind die Leute bereit zu reisen. Jetzt liegt es an uns, die Ring Running Series in ein, zwei Jahren so bekannt zu machen, dass Gäste von weiter weg anreisen und den Weg auf sich nehmen, weil sie den Hockenheimring kennen und es ein besonderes Erlebnis ist, auf der Formel-1-Strecke zu laufen.
Mit wie vielen Läufern rechnen Sie für die Premiere und wo wollen Sie später mit den Teilnehmerzahlen hin?
Steinmetz: Wir werden einen relativ ruhigen Start hinlegen mit circa 1200 oder 1300 Teilnehmern. Das ist uns auch ganz recht, auch wenn wir ein erfahrenes Organisationsteam sind mit durchweg 20 Jahren EventsportErfahrung. Am Anfang geht es darum, technisch und operativ ein sauberes Event hinzustellen, von dem die Teilnehmer sagen, es lohnt sich wiederzukommen. In zwei, drei Jahren kann ich mir sehr gut vorstellen, dass wir regelmäßig Läufe mit 5000 bis 6000 Teilnehmern.
Sie kennen den Ring aus eigener Lauferfahrung?
Steinmetz: Ich bin hier schon mitgelaufen und habe an einem Radsportevent mit Zeitfahren teilgenommen. Ich bin seit 25 Jahren im Triathlonsport tätig, war Präsident des baden-württembergischen Triathlonverbands. Als Gründer des Kraichgau-Triathlon-Festivals - mit fast 4000 Teilnehmern gehört es zu den größten in Europa - habe ich guten Kontakt zur Ausdauersportszene.
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