Pumpwerk - Der Kabarettist und Musiker Arnim Töpel gastiert mit seinem Jubiläumsprogramm / Seit 30 Jahren begleitet ihn der „Günda“ durchs Leben

Kabarettist und Musiker Arnim Töpel im Hockenheimer Pumpwerk zu Gast

Von 
Christina Lourenco
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Arnim Töpel im Zwiegespräch mit „Günda“, seinem Alter Ego. Der „Günda“ ist der Kurpfälzer in ihm, der es ihm, dem Zugezogenen, ermöglicht, im hiesigen Dialekt heimisch zu sein. © Lourenco

Arnim Töpel – der Inbegriff, wenn es darum geht, den Kurpfälzer Dialekt am Leben zu erhalten. Zwar geht er damit das Risiko ein, dass „Zujezochene“ von weiter als zehn Kilometer Entfernung kein Wort verstehen, doch das nimmt er gerne in Kauf. Groß war die Freude beim Kabarettisten, Musiker und Mediator, dass er mit seinem Jubiläumsprogramm im gut besuchten Jugend- und Kulturhaus Pumperwerk auftreten konnte. Der erste Auftritt seit nunmehr zwei Jahren. Normalerweise regelmäßiger Bühnengast dort, wurde es pandemiebedingt zur Zitterpartie, ob der Liveauftritt des musikalischen Multitalents stattfinden könnte. Zu aller Freude war er möglich.

Knapp zwei Stunden widmete Arnim Töpel der Musik. Neben der Mundart seine älteste Leidenschaft. Auch in seinem Jubiläumsprogramm gelingt es ihm hervorragend, beides zu verknüpfen, nicht ohne die Übergänge mit humorvollen Ausschmückungen zu füllen. Manchmal ironisch, stets unterhaltsam, jedoch nicht zynisch. Auf liebevolle Art und Weise hält der Künstler den Zuschauern einen Spiegel vor, denn jünger werden wir alle nicht. Durch seinen humorvollen Umgang mit dem Thema wird diesem der Schrecken genommen.

Dass die Show unter anderem um dieses Thema kreist, liegt nahe. Immerhin dreht es sich um das über 20-jährige Bühnenleben Arnim Töpels. Wobei es nicht allein um diese Sternstunde geht. Zwei weitere Jubiläen spielen keine minder wichtige Rolle. Seit 30 Jahren heißt es nun schon „Isch bin’s, de Günda“. Darüber hinaus durfte der Kabarettist vor geraumer Zeit seinen 60. Geburtstag zelebrieren. Neun Soloprogramme entstanden während seiner Schaffenszeit, daneben schrieb er eine Vielzahl an Büchern, bei denen ebenfalls die Mundart eine tragende Rolle spielt.

Flucht vor dem Ententanz

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zg
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Wie gut, dass man ihm sein Alter nicht ansieht, denn während all der Jahre hat er „so viel gebabbelt, dass sich kei Folt hot oilachern könne“. Das „Gebabbel“ lieferte während seines Auftritts aufschlussreiche Einblicke in seinen musikalischen Werdegang, der mit der Musiktruhe seiner Eltern begann. Leider führte der Weg über die ungeliebte Blockflöte hin zum Klavier. Mit einem teilbaren Flügel verschaffte er sich teils skurrile Engagements. Sein erstes Engagement als Barpianist dürfte ihm wohl immer in Erinnerung bleiben, angeheuert von Avon-Beraterinnen, die ihm am Ende den Ententanz abverlangen wollten.

Seither hat sich viel verändert. „Günda“ trat in sein Leben. Doch wer steckt hinter Günda, so oft erwähnt, jedoch immer mit Fragezeichen belegt? Endlich lüftete Töpel das Geheimnis! Hinter Günda versteckt sich seine Inspiration, seine innere Stimme, die ihm hilft, seine musikalischen Ergüsse auf kurpfälzisch bühnenreif zu machen. Vor allem der Blues spielte dabei schon immer eine große Rolle. Woher das kommt, kann er nicht sagen. Die Großeltern eher klassisch angehaucht, seine Eltern Berliner Schlager bevorzugend, schlug er aus der Art. Seine Achtung vor der stimmgewaltigen Joy Flemming, die im Studio des Hessischen Rundfunks alles wegfegte, konnte er kaum verbergen. Doch es gab viele Musiker in seinem Leben, die ihn prägten. Sei es schlichtweg die visuelle Verwechslung mit dem „Graf“ bis hin zur Musik von Gus Backus oder Slade. Damals verpönt, kennt nahezu jeder Slades „Far far away“, was er als melancholische Mundart-Version „Schad, so rischtisch schad“ auf die Bühne brachte und damit Vergänglichkeit und Einfachheit im Leben ansprach.

Doch nicht nur Einflüsse von Blues und Chanson finden bei ihm Raum. Seine eigenen Stücke reichen von Pop über Schlager bis hin zum Rap, jedoch immer abgewandelt in töpeltypischer Manier. Sein „Rap im Sitzen“ riss das Publikum vielleicht nicht gleich vom Hocker, doch nicht umsonst trägt der Song den besagten Titel. Langsam beginnt man, den Magen und die Milz zu schaukeln und schließlich den Bauch kräftig zu schütteln, bis es schließlich kein Halten mehr gibt. Da ging es bei der besungenen Sammelleidenschaft von „Babbedeggeln“ wieder etwas gemächlicher zu.

Nach dem Einsatz eines Rhythm-Performers, mit dem er der Frage „Hosch du aa ä E-Bike“ beatboxend auf den Grund ging, kehrte er am Ende doch wieder zum Blues zurück, denn dieser eignet sich am besten für seine musikalische Mundartkunst, was er mit „Ei laaf ju un ju laaf mi, laafe mer zusamme, wo laafe mer hi“ unter Beweis stellte. Ein Wortspiel, wie es in vielen seiner Darbietungen zum Tragen kam.

Mit größter Dankbarkeit dafür, dass zur aktuellen Zeit, geprägt durch Corona und den Ukraine-Konflikt, dieses Bühnenerlebnis stattfinden konnte sowie einem Plädoyer an den Erhalt der Mundart, entließ er die begeisterten Zuschauer nach der zweiten Zugabe „Homezuus“.

Freie Autorin Christina Lourenco ist Freie Mitarbeiterin für das Gebiet Hockenheim und Umgebung, vorwiegend tätig im Bereich Kultur/ Event.

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