Hockenheim. Man sollte ja keinen Konzertbericht mit Bemerkungen über das Erscheinungsbild der Künstlerin beginnen, doch bei Vanja Sky ist man gewillt, eine Ausnahme zu machen: Die kroatische Sängerin ist erblondet. Wie ein Rauschgoldengel steht sie auf der Bühne des Pumpwerks, doch schon die ersten Klänge ihrer Stimme lassen jeden Gedanken an Engel abbrechen – erdig und rockig walzt der Sound durch den gut besuchten Saal und bringt von der ersten Minute an den Kulturtreff in Wallung. Und auch die Energie, mit der sie ihre Stück auf der Bühne performt, lässt keine engelhaften Assoziationen zu, sie tritt eher in die Fußstapfen von Joan Jett.
Mit im Gepäck bei ihrem Auftritt in Hockenheim hat die kroatische Sängerin ihre neue CD „Reborn“. Für die Kritik ein Wendepunkt, der Übergang von ihren Wurzeln, dem Blues, hin zum Rock – eine Wiedergeburt, wie es der Titel ausdrückt, oder doch eher eine Neugeburt, eine Mischung aus Blues und Rock.
Von Blues zu Rock mit "Reborn" von Vanja Sky in Hockenheim
Immerhin zählt Vanja Sky zu ihren Vorbildern nicht nur Rory Gallagher, sondern auch Ten Years After, zwei große Vertreter des Bluesrocks. Auf der neuen CD sind übrigens Gerry McAvoy, der langjährige Bassist von Gallagher, und Ric Lee von Ten Years After zu hören – wenn das mal kein Zeichen ist.
Ins Pumpwerk hat Vanja Sky hingegen Günter Haas an der Gitarre mitgebracht. Der war schon mit Schiller, Udo Lindenberg oder Cindy Lauper unterwegs und ist ein Meister seines Fachs. Kaum ein Song an diesem Abend, der nicht von seinen Soli geprägt wird, die einen peitschenden Sound erzeugen, der auch Gallagher gefallen hätte. Hinzu kommt das Zusammenspiel mit Bassist Werner Kolb, der nicht nur die Grundlage für den Sound der Band liefert, sondern gleichfalls immer wieder unterstreicht, was mit einem Bass so alles möglich ist.
Im Hintergrund arbeitet Hannes Hoffmann am Schlagzeug, stets präsent und akkurat den Sound vorantreibend, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Über allem schwebt letztlich der Gesang von Vanja Sky, die mit ihrer Stimme mächtig Gas gibt. Mit „Devil Woman“ stellt Sky den ersten Titel von ihrer neue Scheibe an diesem Abend vor und der Sound geht schon gut ab, wie auch bei dem anschließenden „Voodoo mama“. Noch mehr hin zum Rock öffnet sich die Bandbreite beim Song „Run away“, der zweiten Nummer von „Reborn“, die die Band spielt.
Beim „Trouble maker“ kommt schnell Stimmung im Saal auf, Bassist Kolb bewegt sich durchs Publikum und gemeinsam mit Haas webt er einen dichten Klangteppich, auf dem Vanja Sky mit ihrem Gitarrenspiel und ihrer Stimme agiert wie ein Kampfstier in der Arena. Vor der Pause dann noch die Mitsingarie „To love somebody“ – ein Angebot, von dem alle Gebrauch machen, derweil Vanja Sky durch den Saal wirbelt und an die Damen Nikoläuse verteilt. Fetzig geht es nach der Pause mit „Don‘t forget to R‘n‘R“ weiter und bei „Hit me with the Blues“ kann Haas mal wieder seinen Klangteppich entfalten, sehr zur Freude des Publikums, das frenetisch mitgeht. Wie auch beim rockigen „Crossroad of life“, bei dem die Band ihr ganzes Können zeigt, den Saal zum Grooven bringt.
Sängerin Vanja Sky gewinnt in Pumpwerk Hockenheim viele neue Freunde
„Hero“ ist ein weiteres Stück vom neuen Album „Reborn“ und wurde mittlerweile über 20 000-mal gestreamt, wie Vanja Sky nicht ohne Stolz vermerkt, um sogleich zu demonstrieren, warum das Lied so gut ankommt – es ist einfach eine gute Nummer.
Mit „Shadow play“ geht ein Konzert zu Ende, mit dem sich Vanja Sky und ihre Band viele neue Freunde in der Region gemacht haben – viele alte waren auch schon da, wie an den Fan-T-Shirts zu sehen war. Natürlich darf die Band die Bühne nicht ohne Zugaben verlassen. Mit dem Cheap-Trick-Klassiker „I want you to want me“ und einem Reggae verabschiedet sich das Quartett aus der Rennstadt – mit Sicherheit darf es wiederkommen.
Was wohl auch im Sinne von Vanja Sky wäre, denn nach dem Auftritt zeigt sie sich von der Stimmung und Atmosphäre im Kulturtreff Pumpwerk sichtlich angetan.
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