Was sind schon 60 Jahre? Wenn man sich mit Kätchen und Peter Plappert unterhält, die heute Diamantene Hochzeit feiern, nicht viel. Noch immer haben sie dieses Funkeln in den Augen, wenn sie miteinander sprechen, noch immer spürt man, wenn sie sich im Gespräch gegenseitig die Bälle zuwerfen, die innige Verbundenheit. Doch wenn man sich mit ihnen über die vergangenen sechs Jahrzehnte unterhält, dann wird einem erst so richtig bewusst, welchen Raum diese Zeitspanne umfasst.
Am 31. August 1962 wurde das Paar im Standesamt Mannheim getraut – „wegen der Steuer“, merkt Peter Plappert verschmitzt an. Das sei damals so üblich gewesen, fügt Kätchen Plappert hinzu. Die kirchliche Trauung fand dann einige Tage später, am 8. September, statt. Womit sie zwei Termine gehabt hätten, sollten sie einmal den Hochzeitstag vergessen. Doch wurde kein Gebrauch gemacht – „wir haben um solche Daten kein Tara gemacht“, stellt Peter Plappert fest und seine Frau Kätchen nickt zustimmend. Sie leben im Jetzt und Heute, brauchen die Orientierung der Daten nicht. Auch die Goldene Hochzeit wurde nicht groß gefeiert und auf das diamantene Jubiläum mussten sie erst aufmerksam gemacht werden.
Ohnehin reicht die Verbundenheit des Paares weiter zurück, wie die zwei beim Betrachten ihrer Konfirmationsbilder feststellten: Da standen sie doch fast nebeneinander inmitten der Gruppe auf den Stufen der Mannheimer Kirche. „Ich habe gedacht ich sehe nicht recht“, lacht Kätchen Plappert noch heute über das Konfirmationsbild.
Kennengelernt haben sie sich über die Eltern. Kätchens Mutter war Kundin im Pelzhaus Plappert in Mannheim, woraus sich eine Freundschaft entwickelte. Wiedergesehen haben sich Kätchen und Peter dann auf der Berufsschule – „doch da hat er mir noch nicht gefallen, er war mir zu brav“, lacht Kätchen. Stichwort Berufsschule: Kätchen Plappert ist Schneidermeisterin, besuchte die Modeschule in München und Peter Plappert trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Kürschnermeister.
Ja, und eines Abends, als Kätchen zufällig sah, wie Peter Plappert das Ladengeschäft am Ring abschloss – mit seinen beleuchteten Schaufenstern damals ein Highlight in Mannheim, da hat es gefunkt. Fesch gekleidet erkannte sie in ihm einen hübschen jungen Mann, erinnert sie sich. „Da war die Hürde nicht mehr ganz so hoch für mich“, fügt Peter Plappert hinzu. Und der Weg vor den Altar zeichnete sich ab.
Anfang der 1980er Jahre standen in der Firma Plappert wichtige Entscheidungen an: Peter Plappert übernahm die Betriebsführung von seinem Vater Ludwig und Mitte des Jahrzehnts wurde der Werkstattbereich ins Hockenheimer Talhaus in ein neues Wohn- und Geschäftshaus ausgelagert und ein neues Ladengeschäft gebaut, wo die Familie noch heute wohnt.
Mit der Verlagerung ins Talhaus schloss sich für Kätchen Plappert ein Kreis. Sie entstammt der Familie von Artur Geyer, der mit seiner Gehwegplattenfabrik zu den Pionieren im hiesigen Industriegebiet zählt. „Damals war alles noch Wald hier“, erinnert sich Kätchen Plappert. Sie führte fortan das Geschäft in Hockenheim, ihr Mann kümmerte sich um den Mannheimer Betrieb.
Mittlerweile hat Tochter Susanne, gleichfalls Kürschnermeisterin, den Betrieb übernommen und lässt es das Jubelpaar ruhiger angehen. Ein Schritt, der ihr nicht schwergefallen sei, als sie das Talent ihrer Tochter erkannt habe, erinnert sich Kätchen Plappert. Dem Sohn der Familie lag das handwerkliche weniger, er studierte technische Mathematik und arbeitet heute bei Bosch.
Vom Ober- zum Ehrenmeister
Mit den Jahren wuchs das Aufgabengebiet von Peter Plappert, er wurde zum Obermeister ernannt, heute ist er Ehrenobermeister. Er organisierte jährliche Fortbildungen, die zweimal auch in Hockenheim stattfanden. Nach der Wende hat er sich stark in der Hockenheimer Partnergemeinde, der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer engagiert, Seminare für Gewerbetreibende abgehalten.
Und wenn neben der Arbeit noch Zeit fürs Hobby blieb, dann widmete sich das Paar seiner Liebe zum Wassersport. Heute sorgt das Enkelkind für Leben im Haus. Fast könne man es als Mehrgenerationenhaus betrachten, fügt Tochter Susanne hinzu, „wir leben als Großfamilie“.
Kätchen Plappert ist mittlerweile 84 Jahre alt, ihr Mann Peter 83, doch ihren Elan haben sie nicht verloren. Mit wachem Blick verfolgen sie das Zeitgeschehen, neugierig und interessiert. Und, wenn es sein muss, mit einem schelmischen Lächen kommentierend.
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