Hockenheim. Am deutlichsten formulierte es noch Karl-Heinz Träutlein, durch Engagement beim BMC und im Gemeinderat mit dem Ring verbunden: Er sagte, die Bevölkerung habe bei der beabsichtigten Abgabe von Anteilen am Ring Bedenken, dass OB, BMC und die Bürger „nicht mehr das Sagen haben wie jetzt“. Er plädierte für einen Anteil von 25,1 Prozent, damit sie weiter gefragt werden müssten.
OB Marcus Zeitler erwiderte, die Sperrminorität von 25 Prozent reiche aus. Er fragte aber zurück: „Was haben wir denn als Stadt in den letzten 20 Jahren beschlossen?“ Die Entscheidungen über Streckenvermietung, Rennveranstaltungen oder Konzerte treffe die Geschäftsführung der Ring GmbH oder die Gesellschafterversammlung über den Wirtschaftsplan. Alles andere sei gesetzlich geregelt. „Das Mitbestimmungsrecht war in den letzten Jahren ein Mitbezahlungsrecht.“
Volles Vertrauen in die bestehende Ring-Geschäftsführung
Emodrom-Geschäftsführer Tim Brauer legte mit Klarstellungen nach: Die designierten neuen Partner und Anteilseigner planten keine personellen Änderungen in der Geschäftsführung der Ring GmbH. „Gegebenenfalls werden wir von unserer Seite aus einen oder zwei Geschäftsführer dazu bestellen, aber Jochen Nerpel und Jörn Teske haben auch unser vollstes Vertrauen für die nächsten Jahre - weil ohne sie hätte die Gesellschaft die Corona-Pandemie nicht überlebt.“ Für diese Aussage erntete er viel Applaus in der Halle.
Wie bisher werde sich die Ring GmbH im Rahmen der Genehmigung bewegen und die darüber hinaus beschlossenen weiteren Einschränkungen freiwilliger Art weiter umsetzen: „Wir wollen nicht hierher kommen und von heute auf morgen alles ändern, um vielleicht noch eine Stunde mehr vermarkten zu können.“ Die Vermarktung sei gut so, wie sie ist und es bringe nichts, alles auszureizen, was dann an anderer Stelle für negative Reaktionen sorge. Brauer: „Wir sind mit der Situation so zufrieden und würden die gerne beibehalten.“
Hockenheimer sollen weiter ihren „Spaß am Ring haben“
Der Emodrom-Sprecher betonte: „Wir wissen alle, dass der Hockenheimring ein Hockenheimer Thema ist - für Sie Bürger, für die Vereine, für Dienstleister und Unternehmen. Und deshalb wird das in Zukunft genauso gelebt werden, wie es jetzt schon gelebt wird.“ Man greife jetzt schon auf die Region zurück und wolle, dass die Hockenheimer weiter Spaß am Ring haben - egal, ob die Stadt Gesellschafter ist oder es mit Partnern sei. Das stehe für die Werte der Partner.
BMC-Präsident Dr. Jörg Bensemann ergänzte, auch als kleiner Partner werde der BMC weiter Ansprechpartner Nummer eins sein für alles, was den Sport betrifft, in alle Entscheidungen eingebunden und natürlich mit seinen Mitgliedern auch weiter an der Strecke stehen wie in den vergangenen 90 Jahren.
Die Hockenheimer Vereine spielten auch in der neuen Konstellation eine Rolle und hätten weiter die Möglichkeit, ihre Finanzkraft durch den Ring aufzubessern, sagte OB Marcus Zeitler. Jedes Jahr flössen über 200 000 Euro von der GmbH in die dienstleistenden Vereine. Darauf habe auch der Gemeinderat in den intensiven Diskussionen Wert gelegt.
Einer von Uwe Wacker angefragten Bereitschaft der Investoren, die Betriebszeiten etwas einzuschränken, um „Tage der Erholung“ für die Bürger zu schaffen, erteilte der OB eine klare Absage: Die Ring GmbH liege dank Selbstbeschränkung bereits „weit unter dem, was sie machen darf“ und habe die gesetzlich auferlegten Grenzen „in den vergangenen 20 Jahren nicht einmal überschritten und in den letzten fünf Jahren unterschritten“.
Diplomatische Antwort auf Frage nach Lärmreduzierung
Tim Brauer antwortete diplomatischer: Das Thema sei zunächst mit den Ring-Geschäftsführern zu besprechen, um sich ein Gesamtbild zu machen. „Wir sind uns der Sensibilität des Themas sehr bewusst und werden da, wo wir das können, gegebenenfalls Verbesserungen herbeiführen.“ Es gebe aber schon genug Tage, an denen am Ring kein Lärm produziert werde, etwa für Auf- und Abbau oder im Winter. Die geplanten Neubauten würden durchgängig entstehen und nicht nur in veranstaltungsarmen Zeiten, das sei technisch nicht möglich.
Auf die Frage, ob es weitere Zugänge zum Ringgelände geben werde, um den Tunnel zu entlasten, gab es keine konkrete Antwort. Tim Brauer sprach eher über die Zufahrten: Eine weitere Abfahrt von der Autobahn werde es nicht geben. Angestrebt werde, eine Regelung über die Raststätten zu finden, die Entscheidung liege aber bei Bund und Land.
Ob das „alte Flair des Rings“ an Nord-, Süd- und Haupttribüne angesichts der geplanten Neubautätigkeit erhalten bleibe, wollte ein Besucher wissen. Die Planung sehe vor, auch vor die neuen Gebäude für Hotel und Motorworld-Mall wieder Tribünen zu bauen: „In unseren ersten Überlegungen ist die ganze Start-Ziel-Gerade weiter mit Tribünen versehen“, sagte Tim Brauer.
Neubauten vor allem entlang der Start-/Zielgeraden vorgesehen
Das solle auch den Flächenverschleiß reduzieren, erläuterte der Immobilienspezialist Brauer auf eine weitere Frage. Der Schwerpunkt liege entlang der Start-/Zielgerade bis zur Kurve an deren Ausgang, weil dort schon bebaut ist und nur ganz wenige Grünflächen liegen. Ihr Abdruck werde nicht größer sein als die Tribünenwälle im Moment. Marcus Zeitler ergänzte, die Investoren seien an Lärmschutzwerte und Immissionsschutzrecht ebenso gebunden wie an die Landesbauordnung: „Es darf nichts anderes passieren als die ganze Zeit. Durch die Beteiligung von finanzstarken Partnern wird sich an der Struktur, Genehmigung, Zeiten und Lärmpegel nichts ändern.“
Ändern werde sich dagegen die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse am Ring. Während es jetzt jeweils 60 bei der Emodrom GmbH und der Ring GmbH sind, sollen durch die Neuansiedlungen laut Brauer mindestens 200 bis 350 neue Arbeitsplätze entstehen.
Stadt als kleinerer Vertragspartner von Katalog geschützt
Die Frage nach dem Verhältnis der neuen Gesellschafter untereinander beantworte Brauer so: Jeder konzentriere sich auf seine einzelnen konkreten Projekte, in die er seine Expertise einbringe, darüber bilde die Hockenheim-Ring GmbH das operative Tagesgeschäft ab, an der alle gemeinsam beteiligt sind, deshalb werde es da auch unterschiedliche Gewichtungen geben. Für alle Gesellschafter seien Rückkaufsrechte verhandelt - zunächst im Kreis der Gesellschafter.
Brauer unterstrich: „Ich kann Ihnen sagen, dass die Stadt Hockenheim - das können Sie mir glauben oder nicht - so verhandelt hat, dass es egal ist, wie viele Prozent sie letztendlich zum Schluss haben wird, weil es einen Katalog von zustimmungspflichtigen Geschäften gibt, ohne die die Investoren nichts machen können - und dieser Katalog entspricht genau dem im Gesetz vorgesehenen für den kleineren Vertragspartner.“
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