Obdachlosenunterkunft

Obdachlosenunterkunft in Hockenheim wird ihrer Bestimmung übergeben

Das Gebäude Im Auchtergrund wird nach einem Jahr Bauzeit seiner Bestimmung übergeben. Der Gemeinderat besichtigt Räumlichkeiten beim DRK.

Von 
Stefan Kern
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Besuch mit OB und CDU-Landtagsabgeordnetem Andreas Sturm (5. v. r.) in der Wohnungslosenunterkunft im Quartier Auchtergrund: Die DRK-Vertreter Markus Unterländer (6. v. l.) und Christiane Springer (3. v. r.) zeigen den Stadträten Helmut Kief (v. l.), Markus Fuchs, Ingrid von Trümbach-Zofka, Frank Köcher-Hohn, Richard Zwick, Jochen Vetter, OB Marcus Zeitler und Christian Kellerdie Gemeinschaftsküche. © Dorothea Lenhardt

Hockenheim

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Für das soziale Gefüge der Rennstadt markierte die Eröffnung der Obdachlosenunterkunft Im Auchtergrund einen guten Tag. Von Oberbürgermeister Marcus Zeitler über die Geschäftsführerin des DRK-Kreisverbands Mannheim, Christine Springer, und den Leiter der Obdachlosenunterkunft vor Ort, Markus Unterländer, bis zum CDU-Landtagsabgeordneten Andreas Sturm und zahlreichen Stadträten herrschte sichtlich Freude darüber, dass die neue Unterkunft nach nur knapp etwas mehr als einem Jahr Bauzeit ihrem Zweck zugeführt werden kann. Damit könne endlich einen Strich unter den bisherigen Standort Hofweg gemacht werden, was sichtlich für Erleichterung sorgte. Die Umstände im Hofweg, so formulierte es Zeitler diplomatisch, seien mindestens suboptimal gewesen. Hier, am Eingang zum Industriegebiet Talhaus, seien die Bedingungen dagegen geradezu ideal.

Statt ein rotes Band durchzuschneiden, darf der OB die Tür durch einen Chip öffnen: Christiane Springer (v. l.), Markus Unterländer und Marcus Zeitler betreten die neue Unterkunft durch den Bewohnereingang. © Dorothea Lenhardt

Die Veränderungen, die mit der neuen Obdachlosenunterkunft einhergehen, sind jedoch weit umfangreicher als nur die 30 Betten. Das macht schon der Kostenrahmen von rund 7,5 Millionen Euro klar. Dafür, so Springer, wurde im Grunde das Hockenheimer Deutsche Rote Kreuz räumlich gesehen generalüberholt. Entstanden ist eine neue Fahrzeughalle, in der endlich genug Platz für den Fuhrpark des DRK sei. Als kongenial bezeichnete sie den Entscheid, den Tafelladen dafür in die alte Fahrzeughalle zu holen. Und über der alten Halle finden sich die Büros. So könne man arbeiten. Springer, das war nicht zu übersehen, war mit dem nun geschaffenen Ensemble sichtlich zufrieden.

Abschied vom Hofweg

Eine Einschätzung, die auch für den Oberbürgermeister gilt. „Mehr Win-win-Situation geht nicht“: das DRK neu aufgestellt und endlich eine angemessene Unterkunft für Obdachlose. Den maroden Hofweg-Containerbau los zu sein, wurde allseits begrüßt. Hier, davon war Zeitler überzeugt, sei völlig anderes Arbeiten möglich.

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Hockenheim: Neue Unterkunft für Wohnungslose beim DRK

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Darüber hinaus sei der Neubau auch ein Signal der Würde. Der erste Artikel des Grundgesetzes von der Unantastbarkeit der Würde jedes Menschen habe auch mit der Unterbringung zu tun. In diesem Sinne sei das neue Gebäude ein großer Schritt in die richtige Richtung. Ganz grundsätzlich betonte Unterländer, dass sich der Grad an Anständigkeit einer Gesellschaft vor allem am Umgang mit ökonomisch schwächeren Menschen bemesse. Und dieser Neubau könne durchaus als eine Art baulicher Ausdruck dieses Gedankens gesehen werden.

Für ihn ist die neue Unterkunft unterm Strich einfach ein guter Ort, um Menschen, die aus der Spur geraten sind, wieder Perspektiven aufzuzeigen. „Uns geht es darum, Obdachlosen zu zeigen, wie sie wieder Teil der Gesellschaft werden können.“ Dabei dürfe man natürlich keine Wunder erwarten.

Barrierefrei ausgestattet: Bei der ersten Begehung der vorübergehenden Wohnungslosenunterkunft im Quartier Auchtergrund wird auch ein Bad im Erdgeschoss besichtigt. © Dorothea Lenhardt

Der Weg zurück in die Gesellschaft könne sehr steinig sein. Und das nicht nur, weil sich Obdachlose unter anderem mit Struktur schwertäten. Auch die Gesellschaft verschließe sich in Teilen und verbaue Wege. Dementsprechend müssten sich beide Seiten bewegen. Für die Obdachlosen bedeutet das, dass sie hier nicht nur unterkommen, sondern auch wieder Teil von etwas werden. In der Fachsprache heißt das, sie werden in tagesstrukturelle Angebote eingebunden. Gemeinsames Kochen, Putzen oder das Arbeiten an einem der beiden bereitgestellten PC-Plätzen.

Teilhabe ermöglichen und fordern

„Wir wollen Teilhabe ermöglichen und fordern sie auch ein“, sagt die Hauswirtschafterin Tanja Reinhard. So finde der eine oder andere nach mehr oder weniger Zeit vielleicht wieder seinen Platz in der Gesellschaft. Und das, so der Oberbürgermeister, sei den Aufwand wert. Die Gesellschaft baue darauf, jedem Menschen immer wieder eine Chance zu geben. Ausgrenzung ist in diesem Sinne keine Option. Zumindest nicht, wenn sie eine anständige, der Würde des Menschen verpflichtete, Gesellschaft bleiben will.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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