Da herrschte Harmonie pur. Beobachtete man das Zusammenspiel von Stefan Kahne und Achim Degen, passte alles, was sich im Gehörten erst recht spiegelte. Ihre Plattform war die Seebühne im Stiegwiesenpark, wohin der Förderverein Gartenschaupark und die Parkanlagen GmbH die beiden Ausnahmemusiker eingeladen hatten.
Wie es dazu kam, schilderte Achim Degen ganz lapidar: „Mein Bruder Matthias hat angefragt, ob wir Zeit haben.“ Matthias Degen, zweiter Vorsitzender des Fördervereins, sagte die beiden wenig später an und verriet: „Heute ist nicht nur mein Bruder da, auch unsere Mutter ist im Publikum.“ Er kündigte eine besonderen Art der Performance an: „Es ergibt sich spontan, was ihr heute hören werdet.“ So schilderte es Achim Degen auch: „Die Stimmung, daraus, wie das Publikum mitmacht, beeinflusst, welche Songs wir spielen.“ Es sind ausschließlich Coversongs, denen die zwei Vollblutmusiker ihren eigenen Stempel aufdrücken – dezent, mit Leidenschaft. Der Fokus liegt auf den 1960er Jahren, die laut Degen und Kahne „viele richtig gute Lieder hervorgebracht haben“. Eine Kostprobe servierten die Musiker mit dem Mitsingsong „Mr. Tambourine Man“ vom Meister Bob Dylan. Dass Degen und Kahne ihre Instrumente in Perfektion beherrschen, ist bekannt. „Ich kann nicht mehr als ein paar Akkorde“, vermittelte Achim Degen im Gespräch schmunzelnd und bewies im Konzertlauf deutlich das Gegenteil.
Texte sitzen bei den meisten
Markante Riffs, Läufe und ausgedehnte Soli gehörten zum eigenen Anstrich der Lieder, deren Texte den meisten Gästen locker über die Lippen gingen, gehörten sie doch überwiegend der Altersklasse 50 plus an. Wer weit genug vorne saß, konnte dem Fingerspiel Kahnes zuschauen, dessen Finger die Saiten schmeichelnd streichelten, beherzt zupften oder kraftvoll schlugen – ein Hörgenuss, der sofort mit aufbrandendem Beifall honoriert wurde. Stimmte Degen mit seiner markanten, leicht rauchigen Stimme die ersten Worte an, wurde es still um die Seebühne. Wortlos bewegten sich die Lippen der Zuhörer mit, genossen alle den Klang. Stefan Kahne, beeinflusst von seinem Vater, der ebenfalls Musiker war, erinnerte sich: „Ich habe als Kind aus allem eine Gitarre gemacht, etwa aus einem Tennisschläger.“ Mit fünf Jahren gab es dann ein echtes Instrument. Sein Faible für die Beatles ist unverkennbar, aber auch Jimi Hendrix zählt dazu. Dessen Liedern verleiht der Bad Dürkheimer Lehrer beeindruckend Stimme.
Richtig „daheim“ waren die rund 250 Zuhörer bei „Here comes the sun“ von den Beatles, wobei der Refrain einen Mehrstimmenchor bekam. „The Joker“ von der Steve Miller Band wurde wieder von Achim Degen gesungen: treffend, eingängig, variantenreich – und schön. Für Achims Mama Hildegard performte das Duo „You ain’t see nothing yet”, 1974 von Bachman-Turner Overdrive zum Hit gemacht. Nach einer kurzen Pause am lauen Abend ist David Bowie dran. Seinen „Major Tom“ schickte Achim Degen energetisch interpretiert auf eine Hockenheimer Space Oddity durch den Stiegwiesenpark und erntete großen Applaus dafür.
Abschlussfrage bleibt spannend
Verena Raab vom Förderverein Gartenschaupark freute sich, dass die kleine Gitarrenreihe mit dem spanischen Abend und aktuell dem Duo Achim Degen und Stefan Kahne so klasse Resonanz fand: „Die Sangria am spanischen Abend war zur temperamentvollen Musik das i-Tüpfelchen, heute bei diesem Klasseduo sehen wir, wie viele Leute mitsingen, klatschen oder im Takt winken – das macht Laune und Hoffnung auf weitere Veranstaltungen.“ Eine Art Abschluss der Sommerreihe könnte es noch im September geben – man darf gespannt sein . . .
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