Chawwerusch-Theater

Prosatexte und Gedichte in Hockenheimer Garten

Der private Garten der Familie Langlotz in der Hockenheimer Eisenbahnstraße ist Schauplatz des poetisch-musikalischen Programms vom "Chawweusch-Theater" unter dem Motto „Wurzeln schlagen“.

Von 
Maria Herlo
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Armin Sommer und Felix S. Felix begeistern im Langlotzschen Garten mit ihren Anmerkungen zu Wurzeln. Eine Rezitation mit viel Musik und Geräuschen, die für jede Menge Kurzweil im Publikum sorgt. © Dorothea Lenhardt

Hockenheim. Der Garten der Hockenheimer Familie Langlotz in der Eisenbahnstraße ist ein Spiegel persönlicher Leidenschaften. Ihre Vorlieben in der Gestaltung, eine Kombination von Deko- und Nutzpflanzen, führen zu einem stimmigen Ganzen, wo man entspannt miteinander Zeit verbringen kann. Damit nicht genug. Am Sonntagvormittag war das Herxheimer „Chawwerusch-Theater“ zu Gast, das den Bürgern aus Hockenheim und Umgebung unter dem Motto „Wurzeln schlagen“ viel Unterhaltsames, Geistreiches und Wissenswertes eben zum Thema Gartenpflanzen bot.

Der Sommer als passende Gelegenheit für das Outdoor-Theater

„Ich kannte das Chawwerusch-Theater von Freunden“, erläuterte Hausherr Klaus Langlotz gegenüber unserer Zeitung, wie es dazu kam, dass das Theater aus der Pfalz hier gastierte, „und hatte es schon mal zu meinem Geburtstag eingeladen. Da dachte ich, der Sommer sei eine passende Gelegenheit, den Garten in seiner ganzen Pracht der interessierten Bevölkerung zu zeigen und dazu ein unterhaltsames Programm zu bieten.“

Natürlich freute er sich über das schöne Sommerwetter, wie er sagte, und die große Resonanz. An diesem Tag jedoch hatte es der Wettergott etwas zu gut gemeint. Schon um 11 Uhr strahlte die Sonne heiß vom blauen Himmel herab, sodass schattige Plätze und kühle Getränke ganz oben auf der Wunschliste der Gäste standen. Nichtsdestotrotz waren sie von den beiden Künstlern – dem Musiker Armin Sommer und der Schauspielerin Felix S. Felix – restlos begeistert.

Bei der Gartenlesung mit dem Chawwerusch Theater ist der Schatten heiß begehrt. Was der prächtigen Veranstaltung jedoch keinen Abbruch tut. © Lenhardt

Auf der Gartenbühne, inmitten von herrlichen Pflanzen und Gartengeräten, rezitierte Ann-Kathrin Kuppel unter dem Pseudonym Felix S. Felix Prosatexte und Gedichte, wobei Rezitieren auch Singen, Raunen, Rappen, Flüstern und Sprechen bedeutete. Der Aufführung lag eine passende Textauswahl zum Thema „Wurzeln“ zugrunde und widmete sich dem Gemüsegarten in den Jahreszeiten Frühling, Sommer und Herbst. Was die beiden Künstler bei der Textsuche geleitet hatte, waren, wie sie selbst informierten, Stichworte wie „heimisch werden“, „ankommen“, „sich ansiedeln“, „bleiben“, „entspringen“ oder „sich verwurzeln“.

Nachdenkliche oder heitere Texte von Tucholsky, Rilke, Timm und Enzensberger stimmten die Zuhörerinnen und Zuhörer auf das Thema ein. Und wo es dazu keine Literatur gab, haben Felix S. Felix und Walter Menzlaw, beim Chawwerusch-Theaters als Regisseur, Autor und Theaterpädagoge tätig, eigene Texte verfasst – ironisch, satirisch, insbesondere jedoch äußerst unterhaltsam.

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In ihren Rezitationen zeigte Felix S. Felix zudem, wie viel Kraft in der Mundart steckt. Ihr gelang es, nicht nur den Sprachklang der bekannten Dichter nachzuahmen, sondern auch den des Publikums. Die gemeinsame Sprache, das Kurpfälzische, griff nicht nur ans Gemüt, es ermöglichte eine ideale Identifikation mit der Schauspielerin. Köstlich wie sie zum Beispiel den Text „Die Schöpfung“ von Franz Hohler wiedergab, wobei sie den Originaltext wunderbar mit eigenen Ergänzungen ausschmückte. „Am Anfang war nichts außer Gott“, erzählte sie.

Die Entstehung des Weltalls aus einer neuen Perspektive betrachten

Eines Tages bekam er eine Gemüsekiste voller Erbsen. Nach sieben Tagen zerplatzten die Schoten und die Erbsenkugeln schossen mit großer Kraft ins Nichts hinaus. Die Erbsen, die in einer Schote gewesen waren, blieben zusammen und umkreisten sich gegenseitig. Sie begannen zu wachsen und zu leuchten, und so wurde aus dem Nichts das Weltall. Auf einer der Erbsen lebten Lebewesen, darunter auch Menschen, und Gott grübelt bis heute, „wer zum Teufel ihm die Kiste mit den Erbsen geschickt haben könnte“.

„Versunkener Garten“ von Arno Holz oder „Zucchini“ von Lola Randl begeisterten das Publikum ebenso wie „Apfelhaus“ von Walter Menzlaw oder „Fallobst“ von Enzensberger. Die Vorträge der Schauspielerin lebten alle von der Gestik, vom Timbre und Tonfall ihrer ausdrucksstarken Stimme.

In das Programm eingestreut, gab es immer wieder Rätsel zu lösen, nämlich Pflanzen zu erraten, die zwar als einheimisch gelten, doch vor vielen Jahren nach Europa kamen – was den Besuchern großen Spaß machte. Den Rezitationen verlieh der Musiker Armin Sommer mit den vielschichtigen Rhythmen seiner außergewöhnlichen Instrumenten eine ganz besondere Note. Die Klänge, die er den Kalebassen, dem Xylophon, der Mistgabel, dem Spaten oder der Gießkanne hervorlockte, zeichneten sich durch eine mitreißende Frische und klangliche Buntheit aus, so passend zu diesem luxuriös blühenden Garten der Familie Langlotz.

Freie Autorin

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