Rheinbogen

Radexkursion durch Hockenheimer Radbogen: Schulterschluss mit Landwirten

Im Hockenheimer Rheinbogen arbeiten Landwirte und Naturschützer zusammen. Es wird vorgeschlagen, dass Landwirte für naturschonende Praktiken auf tieferen Flächen entlohnt werden und Tauschflächen erhalten. Das Ziel ist, eine starke Partnerschaft zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zu fördern.

Von 
Marcus Oehler
Lesedauer: 
Das Thema Miteinander von Naturschutz und Landwirtschaft zog sich wie ein roter Faden durch die Radexkursion im Hockenheimer Rheinbogen. © Büro Baumann

Hockenheim. „So wichtig und notwendig mehr Naturschutzmaßnahmen im Hockenheimer Rheinbogen auch sind, so wichtig und notwendig sei es, diese im Schulterschluss mit den lokalen Landwirten zu entwickeln und umzusetzen, die den Rheinbogen bewirtschaften“, sagte Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter der Grünen, zu Beginn einer Radexkursion durch das rund 2500 Hektar große kombinierte Natur- und Landschaftsschutzgebiet, zu der er eingeladen hatte.

Dieses Miteinander zog sich laut Pressemitteilung des Abgeordnetenbüros wie ein roter Faden durch die Tour: Fachbeiträge zur Exkursion kamen von Uwe Heidenreich und Thomas Kuppinger, zwei ausgewiesenen Gebietskennern des BUND, und von den Landwirten Jochen Kief und Andreas Schmitt, deren Höfe im Schutzgebiet liegen und die dort wirtschaften.

„Der Hockenheimer Rheinbogen war von Natur aus Überschwemmungsgebiet, wurde aber früh mit Deichen vom Rhein abgetrennt und landwirtschaftlich genutzt“, erklärte Heidenreich, der seit mehreren Jahrzehnten das Schutzgebiet betreut. Dieses Stück ehemalige Rheinaue zeichne sich durch ein Mosaik aus höher gelegenen und tiefer liegenden Flächen aus. Auf höher liegenden sei schon seit langer Zeit Ackerbau betrieben worden, tiefliegende, vermoorte Bereiche waren und sind Streuwiesen oder Bruchwald.

Mehr zum Thema

Umwelt

Schwetzinger Wiesen oder: Warum Moore Superhelden beim Klimaschutz sind

Veröffentlicht
Von
Stefan Kern
Mehr erfahren

Kief und Schmitt bestätigten, dass im Laufe der Nutzungsgeschichte nicht immer Wiese Wiese war, sondern sich dies ständig geändert habe. „Im Hockenheimer Rheinbogen waren Allmendflächen, die ärmeren Hockenheimer Bauernfamilien zur Nahrungsmittelproduktion bereitgestellt wurden.“ Allmende leitet sich von Allgemeinheit ab. Allmendflächen waren in der Regel also schwierig zu bewirtschaftende Standorte, weil sie zu nass oder zu trocken waren, und doch eine frühe soziale Absicherung für die Bauernfamilien.

Für die Landwirte sind gerade die besser zu bewirtschaftenden Bereiche außerhalb der nassen, sumpfigen und vermoorten Standorte wichtig für die Nahrungsmittelproduktion. „Naturschutzmaßnahmen müssen die Bewirtschaftbarkeit der Böden und Ernteerträge berücksichtigen“, sagten Kief und Schmitt.

Lebensräume erhalten

Die BUND-Vertreter und auch ein mitradelnder Jagdpächter berichteten, dass dank der Ausweisung des Natur- und Landschaftsschutzgebiets und vieler Naturschutz-Landschaftsmaßnahmen von landwirtschaftlichen Betrieben im Auftrag der Staatlichen Naturschutzverwaltung blumen- und artenreiche Lebensräume erhalten oder geschaffen worden seien. „Viele Tier- und Pflanzenarten sind aber auch in den vergangenen Jahren im Hockenheimer Rheinbogen ausgestorben“, sagte Heidenreich. Darum sei eine Stärkung des Naturschutzes und der Schutz von Mooren für den Klimaschutz von großer Bedeutung. Kuppinger ergänzte: „Die Landwirte sind und bleiben hier die wichtigsten Partner. Natur- und Klimaschutz müssen ihnen eine Perspektive bieten und die Struktur ihrer Betriebe berücksichtigen.“

Der Schutz von Mooren für den Klimaschutz sei aus Sicht der baden-württembergischen Landesregierung von größter Bedeutung, sagte Baumann: „Der Torf in Mooren ist eine bedeutsame Kohlenstoffsenke.“ Im grün-schwarzen Koalitionsvertrag seien dazu Ziele und Maßnahmen vereinbart worden. „Gerade auf landwirtschaftlichen Flächen, die im Eigentum des Landes sind, sollte vorbildlich Naturschutz und Klimaschutz betrieben werden – natürlich mit den Pächterinnen und Pächtern.“ Die Bundesregierung habe rund vier Milliarden Euro für einen naturbasierten Klimaschutz bereitgestellt. „Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn die Naturschutzverwaltung und die Liegenschaftsverwaltung gemeinsam mit den Landwirten ein solches Leuchtturmprojekt entwickeln würden.“

Bei früheren Stärkungen des Naturschutzes habe das Land Baden-Württemberg eigene landwirtschaftliche Flächen im Insultheimer Hof für lokale Landwirte bereitgestellt. Nach Ansicht mehrerer Exkursionsteilnehmer würde es sich anbieten, wenn dieses Erfolgsmodell wiederholt würde: Landwirte könnten landwirtschaftlich geeignete Tauschflächen auf den höher gelegenen Standorten des Insultheimer Hofes erhalten, um dort landwirtschaftliche Kulturen anzubauen, auf frei werdenden tiefer liegenden Flächen könnte dann eine naturfördernde landwirtschaftliche Bewirtschaftung entwickelt werden. Landwirte würden dafür bezahlt, dass sie Klimaschutz durch Moorschutz betrieben. Baumann versprach, dass er sich weiterhin für ein enges und vertrauensvolles Miteinander von Naturschutz und Landwirtschaft in Baden-Württemberg einsetzt. zg

Autor

Copyright © 2025 Hockenheimer Tageszeitung