Hockenheim/Altlußheim/Speyer. Bei der Sanierung der Salierbrücke zwischen Speyer und Hockenheim ist ein Meilenstein erreicht: Der erste Bauabschnitt wurde jetzt sogar um rund zwei Monate früher als zuletzt befürchtet fertiggestellt. Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder machte sich am Donnerstagmittag vor Ort selbst ein Bild vom Baufortschritt und informierte bei einem Pressegespräch über den aktuellen Stand der Baumaßnahme.
„Ich bin mir sehr bewusst darüber, dass die Sperrung dieser wichtigen Verbindung über den Rhein eine große Herausforderung für alle Bürger ist. Seit ich bei der Bürgerversammlung in der Speyerer Stadthalle die Verzögerung um ein ganzes Jahr verkünden musste, ist viel passiert. Wir sind zügig vorangekommen, durch beheizte Schutzzelte, zusätzliche Schweißfachkräfte und die gute Witterung sind wir vor dem Bauzeitenplan und wenn es so weiterläuft, könnten wir Ende 2021 fertig sein“, so Felder mitten auf der Rheinbrücke. Und sie sagte auch: „Wir rechnen mit keinen weiteren Überraschungen, möchten uns für das Verständnis der Menschen bedanken und bei denen, die noch immer skeptisch sind, dafür werben“, so die Regierungspräsidentin weiter.
Mit vor Ort war Uwe Grempels, der Altlußheimer Bürgermeister: „Ich freue mich über diese gute Nachricht, denn ich hatte bei der Einladung schon befürchtet, es gäbe weitere Verzögerungen. Am liebsten wären mir noch weitere Verkürzungen der Bauzeit. Was uns gerade jetzt drückt, wenn die Einnahmen durch Corona sinken, sind die Shuttle-Kosten und die Mehrkosten für die Busverbindung. Da wollen wir nochmals mit dem Land sprechen, um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben“, so Grempels. Er hat aber auch den Eindruck, dass die Baustelle inzwischen rund läuft.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe führt seit Januar 2019 auf der Salierbrücke umfangreiche Sanierungs- und Ertüchtigungsarbeiten durch. Mit dem nun bevorstehenden Ende des ersten Bauabschnitts gibt es einen Wechsel für die Bauarbeiter. Die südliche Hälfte ist fertig saniert, nun kommt die nördliche Hälfte dran. Der Pendelbus und die Notfallspur wechseln damit am Montag ebenfalls die Straßenseite. Fußgänger und Radfahrer haben jetzt übrigens mehr Platz – zwischen 20 und 25 Zentimeter – denn zum einem ist das Geländer jetzt außen am Beton angebracht und zum anderen ist der Aufprallschutz zur Straße hin zwar höher, aber auch etwas schmaler. Bisher war es ja immer Millimeterarbeit, wenn Radler und Fußgänger aneinander vorbeiwollten.
Der Radverkehr auf der Brücke wird aber dennoch nicht offiziell freigegeben. „Wir dürfen es nicht, weil es zu schmal für Begegnungsverkehr ist“, sagt dazu der Leiter des Baureferats, Michael Lumpp. Aber auch schon bisher hält sich ja sowieso kaum einer an diese Vorschrift, was immer wieder zu bösen Worten und Streitigkeiten auf der Brücke führt. Besser sei es in Sachen Beschimpfung der Bauarbeiter geworden, berichtet Lumpp. Denen wurde in den Anfangsmonaten der Frust der Bürger gnadenlos zuteil.
Da hakte die Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler ein: „Wir sollten uns klarmachen, dass die Männer für uns arbeiten und keine einfachen Bedingungen vorfinden bei Wind und Wetter auf der Brücke“, sagt sie. Und: „Ich bin vorsichtig optimistisch und weiß, dass bei Baustellen immer noch was passieren kann. Warten wir also das Ende ab, je früher es kommt, desto besser. Die Stadt nutze die Zeit, um den Anschluss auf Vordermann zu bringen, damit am Ende wirklich alles passt.
Auch für den Lusshof-Knoten gibt’s Neuigkeiten. „Ab September beginnt dort der Ausbau, die Arbeiten sind vergeben, wir rechnen mit einem Jahr Bauzeit, so dass mit Ende der Brückenarbeiten auch da alles fertig sein soll“, sagt Michael Lumpp. Für den August 2021 ist übrigens eine Vollsperrung des Knotens für sechs Wochen geplant, weil dann asphaltiert werden muss. Dann wird auch der Bus umgeleitet auf den Pendlerparkplatz, so Lumpp weiter.
Die Restarbeiten am ersten Bauabschnitt auf der Südseite der Brücke werden noch in dieser Woche beendet. Mit Abschluss dieser Etappe wird auch der wenige Verkehr von der Nordseite auf die bereits fertiggestellte Südseite der Brücke verlegt, sodass Shuttlebusse und Rettungsfahrzeuge zukünftig über die neue Fahrbahn der Südseite fahren dürfen.
Schadstoffe verzögerten alles
Im Zuge dieses Teilabschnitts kam es aufgrund von Schadstofffunden und Abweichungen zwischen den Bestandsplänen und der tatsächlichen Bausubstanz zu Änderungen im Bauablauf und damit verbunden zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen (wir berichteten). So wurde unter anderem PCB im Bereich der Gehwege, der Vorlandbrücke und den Schutzeinrichtungen der Strombrücke gefunden. Das führte zu umfangreichen Umplanungen, wodurch das Bauende um rund ein Jahr ins Frühjahr 2022 verschoben werden musste. Vor allem der Speyerer Einzelhandel war auf den Barrikaden, als Felder das verkündete. Zudem bestanden Zweifel an der Kompetenz der Baufirma BWS Rhein-Neckar (wir berichten exklusiv). „Es war richtig, dass wir Druck gemacht haben, seither läuft es besser“, sagt auch Uwe Grempels. Und die Bauleitung vom RP ist voller Lob über die Arbeit des Unternehmens, dessen Geschäftsführer Hans-Peter Lange vor Ort war und vollstes Engagement zusicherte.
Seit Beginn der Arbeiten am 21. Januar 2019 wurden rund 2500 Quadratmeter Fahrbahn und Abdichtung erneuert. Das Tragwerk der Vorlandbrücke wurde mit rund 300 Tonnen kunststoffverstärktem Beton von oben her ertüchtigt. 24 Brückenlager wurden erneuert, 125 Stahllaschen und rund 250 Tonnen Spritzbeton verstärken die Tragkraft. Für den neuen Gehweg wurden rund 200 Kubikmeter Beton mit einem Gewicht von 500 Tonnen verbaut.
Das Geländer der Brücke mit einer Länge von 600 Meter wurde vollständig abgebaut und erneuert. Ebenso wurde über die gesamte Brückenlänge die Schutzplankenkonstruktion erneuert. Im Bereich der Strombrücke mussten hierfür im Falle eines möglichen Fahrzeuganpralls zusätzliche Bleche eingeschweißt werden. An der Strombrücke wurde zuletzt auf einer Fläche von 2000 Quadratmeter der dreilagige Korrosionsschutzanstrich aufgebracht. Die Brückenlager und die Übergangskonstruktion, die für eine Beweglichkeit der Brücke sorgen, wurden ebenfalls ausgetauscht. Insgesamt wurden an der Strombrücke im ersten Bauabschnitt rund 1500 Meter Schweißnähte hergestellt.
Info: Fotostrecken zur Brücke unter www.schwetzinger-zeitung.de
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