Hockenheim. Die Tiere im Kraichbach bei Hockenheim sind wohl nur knapp einer ökologischen Katastrophe entgangen. Nach einem Großbrand in einem Recyclingbetrieb sind große Mengen Löschwasser in den Oberlauf des Kraichbachs bei Flehingen geflossen. Der Ortsteil der Gemeinde Oberderdingen im Landkreis Karlsruhe liegt knapp 40 Kilometer östlich von Karlsruhe. Dort sind in der Nacht zum Montag rund 200 Tonnen Elektroschrott in Brand geraten.
Wie Biologe Uwe Heidenreich mitteilt, hat er im Hockenheimer Abschnitt des Kraichbachs bis zum Donnerstag keine toten Fische oder andere geschädigte Tiere festgestellt. Das habe auch der Vorsitzende des Angelsportvereins 1920 Hockenheim, Dirk Langer, bestätigt.
Dagegen teilte die Fischereibehörde des Regierungspräsidiums Karlsruhe am Mittwochabend mit: „Wir gehen auf weiten Abschnitten des Kraichbaches unterhalb der Einleitstelle von einem Totalschaden aus.“ Bei der Bekämpfung des Großbrands durch rund 400 Einsatzkräfte seien in der Nacht zum Dienstag rund 1000 Liter Löschwasser in den Kraichbach geflossen. Am Dienstagmorgen sei nochmals eine unbekannte Menge Löschwasser in den Bach abgeschlagen worden.
Ammoniak wohl Ursache
Dadurch sei es zu einem erheblichen Fischsterben gekommen. Ursache war offensichtlich Ammoniak, da hohe Mengen an Ammonium eingeleitet wurden. Aktuell würden die Analysen der Probenahmen von Fachleuten des zuständigen Landratsamtes Karlsruhe bewertet.
Uwe Heidenreich hat die Hoffnung, dass infolge der Ablaufstrecke, der kurzen Regenfälle und den Einleitungen von geklärtem Abwasser die Natur im hiesigen Abschnitt des gut 55 Kilometer langen Kraichbachs unbeschädigt bleibt. „In drei Tagen wissen wir mehr“, sagt der Hockenheimer Biologe, der sich fast täglich am Gewässer aufhält.
Nach Ansicht der Fischereibehörde gab es keine Chance, nach dem Einleiten schadensverhindernde oder -mindernde Maßnahmen zu ergreifen. „Die Schadwelle ist ungehindert durch den Kraichbach geflossen und hat getötet“, heißt es in einer Mitteilung an die Vertreter von Angelsportvereinen auch aus der Region Hockenheim.
Die Vereine sind aufgerufen, mögliche Schäden in ihren Kraichbachabschnitten zu dokumentieren für eventuelle Ersatzforderungen. Viele Vereine hätten ihren Abschnitt über Jahre gehegt und einen guten Fischbestand aufgebaut. Heidenreich will das Thema Umweltgefahr durch Löschwasser mit der Feuerwehr Hockenheim besprechen.
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