Hockenheim. Neugier ist eine wichtige Triebfeder für Zeitungsleser und Zeitungsmacher. Die Klasse 4 a der Pestalozzi-Schule hat beim medienpädagogischen Grundschulprojekt „Klasse Kids“ in dieser Hinsicht besonderes Talent bewiesen. Nachdem die Schüler mit Lehrerin Sonja Keller zwei Wochen täglich die Hockenheimer Tageszeitung gelesen und besprochen haben, sprudeln sie nur so vor Fragen rund um die Arbeit in der Redaktion und kommen dabei auf Themen, die wohl erstmals in den über 13 Jahren seit dem Start der Leseförderaktion beantwortet werden mussten.
Wie schwer eine Zeitung ist, hat noch nie ein Schüler gefragt, am Montag war es so weit. Für eine spontane Antwort reicht die Kenntnis des Redakteurs auch nach fast 31 Berufsjahren nicht aus. Aber nun ist die Neugier geweckt und wo ein Wille ist, ist auch ein Rechercheweg. Sonja Keller macht sich auf den Weg, die Digitalwaage zu besorgen – doch deren Batterie ist leer. Kollegin Anita Lorbeer weiß aber, wo die Balkenwaage steht, die immer funktioniert. Und so kann ermittelt werden: Eine Freitagausgabe wiegt knapp über 200 Gramm. Samstags wird’s dank Wochenendbeilage aber wesentlich schwerer.
Ohne Teamarbeit geht nichts
Mag die Frage auch exotisch sein, so veranschaulicht die Beantwortung doch eine zentrale Aussage beim Redakteursbesuch: Ohne Teamarbeit könnte keine Zeitung erscheinen. Nur das Zusammenspiel verschiedener Tätigkeiten ermöglicht es, die Leser regelmäßig mit Informationen in Text und Bild zu beliefern. Wenn Berichte geschrieben und Fotos geschossen sind, ist das Blatt schließlich längst nicht fertig und beim Abonnenten. Und ohne Anzeigenverkauf kommt nicht genug Geld in die Kasse, um alle Kosten zu decken.
Die Viertklässler an Hockenheims ältester Schule haben noch weitere „technische“ Anliegen. Wie viele Zeitungen täglich gedruckt werden und wie lange das dauert, sind weitere Fragen. Hier gilt: Eine Zeitung alleine könnte sich eine moderne Druckmaschine kaum leisten. Aus der in der Großdruckerei in Mannheim laufen Nacht für Nacht rund 120 000 Exemplare verschiedener Titel – dafür braucht man jeweils 700 Kilometer Papier, das aus dem haushohen und 1300 Tonnen schweren Wunderwerk kommt.
Natürlich haben die Schüler auch reichlich inhaltliche Fragen, zum Beispiel wer entscheidet, zu welchem Bericht ein Foto gestellt wird. Das ist die Aufgabe der Redakteure, die auch mit den zahlreichen freien Mitarbeitern besprechen, wie groß die Artikel werden sollen. Wie lange es dauert, bis eine Zeitung fertig ist, ist nicht leicht zu beantworten, denn das hängt vom Tagesgeschehen ab.
Wenn eine Ausgabe mit lange geplanten und pünktlich gelieferten großen Reportagen gefüllt wird, geht das natürlich schneller, als wenn bis abends immer wieder aktuelle Geschehnisse wie Brände oder Unfälle berücksichtigt werden müssen. Die obligatorische Frage nach dem Verdienst führt zu einem Rechercheauftrag an die 4 a: Die Antwort gibt es in einer Gehaltstariftabelle online.
Wie alt die Zeitung ist, erstaunt die Kinder: 1893 erschien als ein Vorgänger der „Evangelische Generalanzeiger für Hockenheim und Umgebung“, 1906 folgte der zweite, das katholische Hockenheimer Tageblatt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ab 1. Oktober 1946 die Hockenheimer Tageszeitung gedruckt, sie wurde 1951 mit der Schwetzinger Zeitung vereinigt.
Erfreuliche Inhalte überwiegen
Mit der emotionalen Seite der Zeitungsarbeit setzen sich die Pestalozzi-Schüler ebenfalls auseinander. Die Frage, was der lustigste und was der traurigste Artikel war, den der Redakteur schreiben musste, ist nach über drei Jahrzehnten nicht eindeutig zu beantworten. Sicher ist aber: Die erfreulichen Inhalte haben in all der Zeit immer die Oberhand behalten.
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